Mein Lebensstil? Regional!
Wer im heimischen Einzelhandel einkauft, unterstützt und stärkt seine Heimat. Amazon, Zalando und Co. zahlen vor Ort keine Gewerbesteuer, das Geld fehlt im Haushalt der Kommunen.
Eigentlich sind wir selber schuld. Wir müssen uns alle an unserer eigenen Nase packen. Wir wollen schmackhaftes Fleisch, hohe Qualität und dass die Tiere, wenn wir sie schon essen, ein schönes Leben hatten – und doch kaufen viele billiges, abgepacktes Fleisch vom Discounter. Wir wollen, dass die Landwirte sich auch um unsere Natur kümmern – und tanken doch E10, für dessen Herstellung Nahrungsmittel auf immer mehr Flächen angebaut werden (Stichwort Flächenversiegelung). Das Bundesministerium für Umwelt und Lebensmittel weist aus, dass für einen Liter Bioethanol E10 rund 2,5 Kilogramm Getreide benötigt werden.
Wir wollen eine Innenstadt mit Cafés und tollen Einkaufsmöglichkeiten, wir wollen Events und Open-Air-Konzerte, wir wollen für jedes Kind einen Platz im Kindergarten oder der Kinderkrippe, wir wollen gute Straßen – und kaufen doch im Internet bei Amazon, Zalando und Co.
Wie das zusammenhängt? Ganz einfach: Nur wenn das Geld in der Region bleibt, profitiert die Region davon – und damit wir alle. Das fängt damit an, dass man Fleisch und Wurst vom Metzger um die Ecke kauft oder im Winter auf Spargel und Erdbeeren aus Peru verzichtet und hört damit auf, dass so viele Anschaffungen wie möglich im Einzelhandel in der Nachbarschaft getätigt werden sollten. Damit unterstützen die Menschen die Händler und Unternehmen vor Ort und sichern deren Bestehen.
Vorteile des lokalen Handels
Dadurch können die Gemeinden Gewerbesteuer einziehen und mit diesen Einnahmen all die schönen Dinge finanzieren, die wir so schätzen. Es ist ein Kreislauf, der nur dann funktionieren kann, wenn ein Umdenken einsetzt.
Sicher ist es bequem, die Hose, die CD, das Buch oder den Föhn schnell im Internet zu bestellen und in wenigen Tagen direkt nach Hause geliefert zu bekommen. Doch all das bekommt man auch vor Ort. Ohne Versandkosten, ohne Mindestbestellwert und ohne Wartezeit. Dazu gibt es kostenlos die Beratung im Fachgeschäft. Und wenn mal etwas nicht funktioniert oder fehlerhaft sein sollte, helfen die Mitarbeiter in den Geschäften vor Ort gerne weiter. Man muss kein Retouren-Paket aufgeben und hoffen, dass alles zurückgenommen oder erstattet wird. Man braucht nur mit dem Fachpersonal im Laden sprechen.
Unternehmen vor Ort schaffen Arbeits- und Ausbildungsplätze
Es sind die Unternehmen vor Ort, die Arbeits- und Ausbildungsplätze in der Heimat anbieten. Denn das ist noch etwas, dass wir ja eigentlich nicht wollen: Lange Wege zur Arbeit, möglicherweise bis nach Augsburg oder München. Arbeiten, wo man lebt – das ist möglich, wenn die Wirtschaft in der Region stark und innovativ ist und Wertschätzung von den Menschen und der Politik erfährt. Immer wieder hört man von Betrügern im Internet, die das Geld kassieren, jedoch nie eine Ware verschicken. Oder davon, wie Kreditkartendaten ausgelesen und missbraucht werden. Wer lokal kauft, braucht die Gefahren des Online-Handels nicht zu fürchten. Man kann sicher vor Ort bezahlen, ohne Angst, auf Kriminelle hereinzufallen.
Nicht zu vergessen ist der Klimaschutz. Lokal kaufen heißt: Transportwege kurz halten und Ressourcen schonen. Weitere Fahrten mit der ewig währenden Suche nach einem Parkplatz in den Großstädten braucht es auch nicht.
Es gab in den vergangenen Monaten viele Aktionen und Projekte, die das Bewusstsein für den lokalen Handel in vielfältiger Weise stärken wollen. Ganz vorne mit dabei sind die vielen Wirtschaftsvereinigungen und -initiativen. So sagt man in Nördlingen zum Beispiel „Ja zu Nö!“. Die Citiyinitiative Donauwörth veranstaltet unter anderem die Donauwörther Automeile und beim Stadtmarketing Neuburg heißt es: „Neuburg auf Kurs – Kurs auf Neuburg“. Dillingen „zieht an“, so der Slogan, mit Veranstaltungen wie der langen Dillinger Einkaufsnacht und dem Geschenkgutschein „DLG-Scheck“.
„Kauf regional“ – Aktionen im Landkreis Dillingen
Im Landkreis Dillingen haben sich die Wirtschaftsvereinigungen darüber hinaus zusammengetan und gemeinsam das Motto „Kauf regional“ ausgerufen. Sie wollen mit einem eigenen Logo die Menschen für den lokalen Handel begeistern.
Die Bandbreite der Ideen ist groß. Der Radiosender hitradio.rt1 rief außerdem auf: „Lass den Klick in deiner Stadt“.
Auch die Heimatzeitungen sind nicht untätig. Die Donau Zeitung und Wertinger Zeitung erinnerten die Menschen im Landkreis im vergangenen Jahr mit der innovativen Aktion „Mein Herz schlägt regional im Landkreis Dillingen“ und dem dazugehörigen Click-und-Collect-Onlineshop an die Vorteile des regionalen Einzelhandels. Über 40 Firmen und Unternehmen bekannten sich dabei zum lokalen Handel und punkteten mit den Stärken der heimischen Wirtschaft. Dank der Herz-Aktion konnten sie sich positiv im Internet präsentieren und ihre Waren online anbieten. Die interessierten Internet-User reservierten sich ihr Lieblingsprodukt und konnten dieses im Geschäft abholen – mit den eingangs erwähnten Vorteilen des stationären Handels. Flankiert wurde die Aktion mit einer umfangreichen Werbeaktion und einer ausführlichen redaktionellen Begleitung, um die Menschen in der Region an die vielen Vorteile des lokalen Handels zu erinnern und sie zu ermutigen, regional einzukaufen.
Heimatzeitungen sind dabei
Die Donauwörther Zeitung und die Rieser Nachrichten richteten 2014 die Service-WM aus. Fast zwei Monate lang hatten die Menschen aus dem Landkreis Donau-Ries die Gelegenheit, die heimischen Firmen zu bewerten. 60 Geschäfte, Handwerker und Dienstleister aus der Region haben an der Aktion teilgenommen, um durch eine Kundenbefragung mehr darüber zu erfahren, wie ihr Geschäftskonzept ankommt. Die Firma Metatrain, die bereits in zahlreichen anderen Städten Service-WMs durchgeführt hat, übernahm die Auswertung und konnte bei der Abschlussveranstaltung den teilnehmenden Geschäftsleuten ihr persönliches Ergebnis präsentieren. Aus insgesamt 4484 Kundenrückmeldungen ließ sich ein positiver Kunden-Beziehungs-Index von 78,12 errechnen. Damit liegt der Landkreis sogar über dem Deutschlandindex (75). Fast 90 Prozent der Teilnehmer mit einem positiven Kundenbeziehungsindex bekamen zusätzlich noch das begehrte Gütesiegel für ausgezeichneten Service.
Doch all diese Anstrengungen bringen nichts, wenn nicht ein Umdenken einsetzt. Regional statt global – das ist das Gebot der Stunde, damit unsere Heimat lebens- und liebenswert bleibt.
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