Bayerischer Volkssport
In Villenbach im Landkreis Dillingen pflegen junge Männer die bayerische Stammtischtradition – dazu gehört neben einem Glas Bier natürlich: Schafkopf
Es ist Donnerstagabend. Der urige Gastraum im Gasthof Wipfler in Villenbach, Landkreis Dillingen, ist gut besucht. Stammtischzeit. Wie üblich wird Karten gespielt. An einem Tisch „Lupf“, daneben in kleinerer Runde „Schafkopf“. Auf den ersten Blick nichts Ungewöhnliches in einer schwäbischen Wirtschaft. Betrachtet man die Szenerie allerdings genauer, erkennt man, dass alle „Stammtischler“ unter 30 sind.
„Ich finde es super, dass die Jungen bei uns in Villenbach die alte Tradition des Stammtischabends inklusive Schafkopfen pflegen“, erklärt Burkhard Tölk, Wirt im Gasthof Wipfler und ergänzt: „Am Mittwochnachmittag kommen die Alten zum Schafkopfen, am Donnerstagabend die Jungen.“ Für Josef Tischmacher (26), Tobias Hitzler (25), Christian Dippel (26), Andreas Klaus (26) und Markus Kugelmann (26) ist es selbstverständlich, bei einem Bier in geselliger Runde Schafkopf zu spielen.
Das Spiel mit Herz, Schelle, Eichel und Laub ist reizvoller als Poker
Ein trendigeres Kartenspiel, etwa Poker, kommt für die fünf Villenbacher nicht in Frage: „Poker ist ein Glücksspiel, Schafkopf ist etwas komplizierter und somit reizvoller“, erklärt Josef Tischmacher. Das Spiel mit Herz, Schellen, Eichel und Laub hat er mit Klassenkameraden im Gymnasium gelernt. Auch seine Mitspieler karteln schon von klein auf mit Freunden oder in der Familie. „Es ist schade, dass nicht so viele in unserem Alter Schafkopf können“, findet Markus Kugelmann. Er beherrscht den „bayerischen Stammtisch-Volkssport“ seit dem siebten Lebensjahr.
Die fünf Jungs kennen sich schon seit dem Kindergarten und treffen sich – wenn es die Zeit erlaubt – zum Schafkopfen. „Früher haben wir uns regelmäßig donnerstags getroffen, aber mittlerweile haben wir alle beruflich und privat mehr Verpflichtungen, sodass es nicht mehr so oft klappt“, erzählt Josef Tischmacher. Umso größer ist dann die Freude, wenn mindestens vier Jungs Zeit haben. „Das Wichtigste für mich am Schafkopfen ist nicht das Gewinnen, sondern die Kameradschaft“, erzählt Christian Dippel. Auch für Andreas Klaus ist die Schafkopfrunde „ein gemütlicher Zeitvertreib mit seinen Kumpels“.
Wenn man den Jungs beim „Karteln“ zusieht, merkt man aber, dass es ganz ohne Ehrgeiz, doch nicht geht. Schließlich wird um Geld gespielt. Zwar sind es meist kleine Beträge, aber das kann sich durch mehrmaliges „Legen“ ganz schnell ändern.
Josef Tischmacher erinnert sich noch ganz genau an ein Spiel, in dem der Verlierer 25 Euro an jeden Mitspieler zahlen musste: „Das kommt aber selten vor“, erklärt Josef, genannt Sepp. Für Tobias Hitzler ist der Sepp auch der beste „Schafkopfer“ in der Runde. „Das liegt vielleicht daran, dass ich viel online spiele“, erklärt Josef Tischmacher.
Vor den „alten Hasen“ haben sie noch Respekt
Mit den älteren Spielern wollen die fünf Jungs sich allerdings nur ungern messen. „Die alten Hasen können das viel besser als wir“, berichtet Christian Dippel. Neben Josef, Tobias, Christian, Andreas und Markus gibt es noch etwa fünf weitere Jungs, die sich in einer eigenen „WhatsApp-Schafkopfgruppe“ organisieren und austauschen. Immerhin ein Vorteil gegenüber den älteren Schafkopf-Kameraden.
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