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  3. Sommerserie - Tag 3: Mit Volldampf durch den Super-Dienstag

Sommerserie - Tag 3
17.08.2016

Mit Volldampf durch den Super-Dienstag

Markus Hehl führt durch den Bahnpark.
14 Bilder
Markus Hehl führt durch den Bahnpark.
Foto: Michael Schreiner

Schwäbische Geschichten und Gedichte, „Jailhouse Rock“ und Zithermusik, ein Sonneruntergang zwischen Dampflokomotiven – wir haben volles Programm zur Halbzeit im Hochfeld.

Wenn die Stühle trotz Nachschub aus leer stehenden Klassenzimmern knapp werden und der Schatten unter den Sonnenschirmen nicht für alle reicht, wenn Zitherklänge zwischen den Häusern schwingen, wenn Schauspieler Hermann Wächter beweist, dass Martin Walser recht hat mit seiner Feststellung „Der Dialekt ist die Goldwährung der Sprache“, wenn Hochfelder sich auf alten Fotos gegenseitig identifizieren, wenn Gustl Mair singt „Mei Spezl sagt, im Hochfeld isch nix los/ da bin i naus und hab gestaunt ganz groß“ und wenn es dann am Abend noch weitergeht im Bahnpark – dann ist Super-Dienstag im Hochfeld, Superwetter inklusive.

Am dritten Dienstag, zur Halbzeit unserer Sommerserie „Kultur aus der Hochfeldstraße“, ist unser mobiler Schreibtisch vor der Kerschensteinerschule gar nicht so leicht auszumachen zwischen so vielen Besuchern und Stühlen. Keine Regengefahr – wir können erstmals rausrücken unterm Vordach und uns ausbreiten auf den Vorplatz. Tatsächlich ist Platz gefragt, denn viele Hochfelder und Besucher von weit her wollten den Aufritt von dem Schauspieler Hermann Wächter und dem Zitherspieler Karl Hahn verfolgen. Auch eine Frau, die mit dem Bus aus der Hammerschmiede hierher gekommen ist – „nach Afghanistan“, wie sie sagt. Afghanistan? „Ja, das Hochfeld war für mich so weit weg, ich hatte keine Vorstellung. Bis jetzt.“

Das war ein Kulturschock

Um das Schwäbische dreht sich der Vortrag von Hermann Wächter. Mit dem Schwäbischen hat der ehemalige Hochfelder Manfred Klügel so seine Erfahrungen gemacht. Als er in die dritte Klasse musste, zog er mit seiner Mutter von Mainz nach Augsburg. Das war erst einmal ein Kulturschock. Etwa beim Milchkaufen, wenn der Junge „ein Lidder Milsch“ wollte und die Verkäuferin ihm erklärte, dass das „ein Litr Milch“ heiße. „Danach habe ich den Augsburger Dialekt in Windeseile gelernt“, erzählt Klügel. Bis der Vater das erste Mal im neuen Heim war und feststellte: „Wie redet der Junge? Das ist ja grauenhaft.“ Lang ist’s her.

Sogar ein Ehepaar aus Köln sitzt tapfer im Publikum und lässt sich von Wächter in die Geheimnisse und heiteren Abgründe der Mundart entführen. Jetzt wissen sie, wie man „Winterroifa“ und „Strossabo“ formvollendet ausspricht, warum man hier an alles und jedes ein „le“ dranhängt und was es über die schwäbische Mentalität sonst noch so zu lernen gibt. „Die Schwaben tun gerne so, als ob sie arm wären, aber sie sind beleidigt, wenn man es ihnen glaubt“, meint Hermann Wächter, der das beschauliche Open-Air im Hochfeld an diesem Dienstag zusammen mit Karl Hahn an der Zither eröffnet. Auch Goethe ist dabei bei „Kultur aus der Hochfeldstraße“ – mit seinem von Wächter zitierten Satz: „Der Dialekt ist das Element, aus dem die Seele ihren Atem schöpft.“

Genau das, Atem schöpfen, machen die Besucher an unserem Schreibtisch vor dem nächsten Auftritt. Eine Runde unterm meerblauen AZ-Sonnenschirm beugt sich über Ringbuchblätter, Klarsichthüllen und Fotoalben. Namen schwirren durch die Sommerluft, es wird gerätselt, gefragt und geantwortet. „Der? Ich weiß nicht. Doch, der ist verheiratet und hat ein Kind. Der Dieter? Der ist Ingenieur geworden. Und das ist der Meitinger, der ist aber schon gestorben.“ Klatsch und Tragik, Komik und Nostalgie: Alles vermischt sich. „Der Ehrenfeld Hans konnte nicht schwimmen, der ist im Lech ertrunken … Also die hier waren alle Ministranten … Haben Ihre Eltern nicht ein Grab auf dem Protestantischen Friedhof?“

Friedhof? Vergessen, als Gustl Mair (alias Hans-Rainer Mayer), in kurzer Hose und Sandalen auf der „Bühne“ hinterm Notenständer die Gitarre zupft und „Jailhouse Rock“ anstimmt. An die Amerikaner in Augsburg, da können sich viele hier erinnern, und überhaupt: „Hang down your head, Tom Dooley...“ Gustl Mair singt ein türkisches Lied – und er hat auch einen Hochfeld-Song mitgebracht, dessen Refrain: „Mei Spezl sagt, im Hochfeld isch nix los...“ an diesem Super-Dienstag eindeutig widerlegt wird – wenn auch vielleicht nicht für alle Zeiten und für immer und ewig …

Nicht, dass die Hochfelder das nötig hätten – aber man hört es doch auch ganz gern von anderen, dass es sich hier gut leben lässt. In den Worten Hermann Wächters: „Das Hochfeld, des isch gwies, isch a Stückle ausm Paradies.“ Ganz so weit würden Peter und Ilse Spenger, die Kölner, noch nicht gehen. Sie leben seit einem Jahr im Betreuten Wohnen im Hochfeld. Kontakte im Stadtviertel? „Nicht janz einfach.“ Aber das wird schon. „Im Haus isset supa“, sagen sie.

Unser dritter Dienstag im Hochfeld endet diesmal nicht um 18 Uhr. Es geht (nachdem viele helfende Hände mit angepackt haben) gleich hinüber in den Bahnpark, der an diesem Abend freundlicherweise speziell für „Kultur aus der Hochfeldstraße“ geöffnet ist. Markus Hehl, Chef der Bahnpark-Gesellschaft, führt die gut 50 Gäste, die gekommen sind, über das Gelände. Der Bahnpark ist nicht nur für das Hochfeld und Augsburg ein einmaliger Ort der Technik- und Kulturgeschichte. Europaweit dürfte es nicht viele solche Museumsorte geben. Dem Kampf und der Zähigkeit von Idealisten und couragierten Privatleuten ist es zu verdanken, dass zumindest 2,6 Hektar des insgesamt 24 Hektar großen Eisenbahngeländes als Bahnpark gerettet sind und erhalten werden. Die Bahn hätten das ganze Areal am liebsten als Bauland verkauft. Die Erinnerung an ein Jahrhundert Technik- und Stadtteil-Geschichte? Zweitrangig für ein börsennotiertes Unternehmen.

Aber nicht für die Hochfelder. Die auch ins Staunen kommen, wie viele Geschichten es über eine einzelne Lokomotive zu erzählen gibt. Etwa die Borsig 06, gebaut 1930. Die alte Dampflok steht im Rundhaus Europa als Botschafter-Lokomotive für Slowenien, erzählt Hehl. „Im Zweiten Weltkrieg wurde sie von der Wehrmacht beschlagnahmt und fuhr anschließend für die Reichsbahn.“ Bis Partisanen den Zug angriffen und die Lok durch eine Mine entgleisen ließen. Die Borsig stürzte in den Fluss Save und lag dort fünf Jahre, bis sie geborgen und wieder in den Dienstag genommen wurde. Unter anderem zog sie danach den Orient-Express. Und das ist nur eine von vielen Geschichten aus dem Rundhaus Europa.

Aus dem ehemaligen Bahnbetriebswerk hatte sich vor einem Jahrhundert das Hochfeld als Siedlung entwickelt. Was der Bahnpark nicht nur für die alten Eisenbahner bedeutet, die an diesem Abend Markus Hehl auf anrührende Weise danken, zeigt sich in den Gesprächen nach der Führung. Hochfelder und Gäste stehen beim Bier zusammen und staunen, was für Schätze da vor ihrer Haustüre stehen – und damit sind nicht nur die alten pechschwarzen Dampflokomotiven gemeint. Und siehe da: Auch die Kölner sind da – und wenn nicht alles täuscht, war das mit dem Kontakt finden dann gar nicht mehr schwer. Bis nächsten Dienstag bei „Kultur aus der Hochfeldstraße“ – wieder vor der Kerschensteiner Schule, an unserem mobilen Redaktionsschreibtisch. Dort wird dann Georg Rehm Platz nehmen, der Auktionator und Sachverständige für Kunst und Antiquitäten. Kommen Sie vorbei mit Ihren Schätzen, mit Kunst und Krempel, Bildern, Porzellan etc. – alles, wozu Sie schon immer mal eine Einschätzung eines Fachmanns hören wollten. Es muss ja nicht gerade eine Lokomotive sein …

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