Märchenkönig und Mondkönig
Was Ludwig II. von Bayern mit dem Fasching zu tun hat
Krumbach Der Fasching, der ist auf der Zielgeraden. Leider – oder zum Glück? Nach dem Fasching, ab Aschermittwoch, da beginnt die Fasten- oder Passionszeit. Klärungszeit ist das. Zeit für Fragen wie: Wer bin ich? Vor den Menschen, vor meinem Gott? Fasching mit seinen Masken und Verkleidungen regt an, das eigene „Ich“ zu verstecken. Die neue Zeit verlangt nach Offenlegung. In der Bibel, im sogenannten Jakobusbrief, steht: „Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott versucht niemand zum Bösen. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt.“
Hart klingende Worte sind das, aber Worte einer hohen Seelenkunde. Sie stellen fest: Versuchungen kommen nicht vom Allmächtigen, sondern aus dem eigenen Verlangen. Anders gesagt: Niemand darf Gott die Schuld geben, wenn er schuldig wird. Wir müssen immer wissen, wie es um die eigene Verantwortung bestellt ist. Es gibt Anlass, die eigene Seele zu befragen: Welche Begierde treibt mich an?
Welche Begierde trieb ihn an, den beinah schon sagenhaften „Kini“, Ludwig II. von Bayern? In diesen Tagen vor 150 Jahren bestieg er den Königsthron. Als er 22 Jahre später tot im Starnberger See gefunden wurde, war man sich des Wahns bewusst, der ihn in den letzten Lebensjahren umgeben hatte und ihn trieb, Märchenträume sehnsüchtig in Stein (Schloss Neuschwanstein) oder in Musik (Unterstützung von Richard Wagner) zu verwandeln. Als sich seine Sinne zunehmend verdunkelten, machte er die Nächte zum Tag und erhielt den Spottnamen „Mondkönig“. Drei Tage vor seinem Tod wurde Ludwig entmündigt. Wer nach Verantwortung im Leben fragt, begibt sich auf einen ernsten Weg. Der Mensch hat einen freien Willen. Sagt Jesus. Einerseits. Die eigenen Begierden locken und reizen einen Menschen. Andererseits gibt es Lebensgeschichten, in denen sich ein Wahn der Seele und der Sinne bemächtigt und der Wille eines Menschen keine Macht mehr hat. Das sind in der Bibel die Geschichten, in denen Dämonen (nicht zu verwechseln mit kleinen Faschingsteufelchen) die Hauptrolle spielen.
Eine andere Erklärung kannte man damals nicht und machte „dunkle Mächte“ zu Personen. In den 40 Tagen vor Ostern fragen wir danach, nach unserer Verantwortung für das eigene Leben und bekennen Gott, wo wir Versuchungen nachgegeben haben und bereuen. Seelenqualen sind schlimm. Aber vor Gott und den Menschen aussprechbar. Die Zeit, die kommt, ist Befreiungszeit.
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