Hier darf der Falke im Thannhauser Kirchturm wohnen
Die Kirchenstiftung Thannhausen hat im Zuge der Kirchenrenovierung einen eigenen Nistplatz für die Vögel angelegt.
Im berühmten Nibelungenlied träumt die schöne Kriemhild, „wie si züge einen valken, starc, scóen und wíldè“. Sinnbildlich steht der Greifvogel, den sich die Königstochter abrichtet, für ihren späteren Geliebten Siegfried. Im Traum wird der Falke durch zwei Adler zerfetzt. So brutal wie im Nibelungenlied erging es dem Thannhauser Turmfalkenpaar selbstverständlich nicht. Die Tiere erfreuen sich bester Gesundheit. Aber ihr Erscheinen sorgt für gewisse Empfindsamkeiten und Irritationen. Unser Leser Klaus-Dieter Winkler wirft der Kirchenstiftung vor, den Tieren übel mitgespielt zu haben. Im Zuge der Sanierung des Kirchturms seien die kreuzförmigen Öffnungen im Mauerwerk über dem Ziffernblatt der Turmuhr zugemauert worden. Bisher hatten die Nischen den Falken als Nistplatz gedient. Damit liegt Winkler nicht ganz falsch. In der Tat wurden die Kreuze „mit Nicht-Glas-Bauteilen erneuert“, wie Stadtpfarrer Stefan Finkl einräumt. Allerdings seien die Öffnungen bereits in früherer Zeit verglast gewesen.
Lediglich durch die Witterung seien die Glaselemente teilweise gebrochen. Jetzt wurden die Öffnungen zugemauert, da über die Ränder Feuchtigkeit in den Turm eingetragen wurde, erklärt Bistumspressesprecher Karl-Georg Michel. Die Feuchtigkeit habe zu „nicht unerheblichen Schäden an der Holzkonstruktion“ geführt. „Die Zumauerung erfolgte zwar zurückversetzt, nicht flächenbündig zur Außenwand, jedoch war der verbleibende Platz wohl für ein Falkennest nicht mehr ausreichend“, räumt Michel ein. Um dem Falkenpärchen jedoch weiterhin einen Brutplatz zu gewähren, wurde in Abstimmung mit einer Beauftragten der Naturschutzbehörde nun ein Nistkasten an der Südseite des Turms angebracht. Dieser ist in der Zwischenzeit eingebaut worden. Bei genauerem Hinsehen kann man das Einflugloch vom Friedhof aus mit bloßem Auge erkennen. „Wir hoffen nun, dass der Turmfalke dieses ’Zimmer in bester Lage’ annehmen wird und ihm so eine neue, auch verbesserte Nistmöglichkeit gegeben werden konnte“, sagt Michel.
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