Martin Herrmann - der Schauspieler im Porträt
Martin Herrmann ist am Augsburger Theater ein viel beschäftigter Mime. Er träumt von einer Asienreise. Von Lilo Murr
Es sind die wachen Augen, die als Erstes an Martin Herrmann auffallen. Der Schauspieler kam 2007 ans Augsburger Theater und hat seitdem vielen Stücken wie "Warten auf Godot", "Kasimir und Karoline", "König Ödipus", dem "Waschsalon Wunderlich", "das harte Brot" oder "Biedermann und die Brandstifter" seinen gestalterischen Stempel aufgedrückt.
Beim Gespräch trifft man auf einen höflichen, eher zurückhaltenden Menschen, der sich als sehr belesen entpuppt. Das kommt nicht von ungefähr. Büchern von Autoren wie Christian Kracht oder Pascal Mercier gehört seine Leidenschaft. So setzte er am Theater in Heilbronn "kulinarische Lesungen" auf den Spielplan. Da gab es dann ein Theaterstück wie "Die Frau des Bäckers" von Marcel Pagnol, dazu Brote mit Olivenpaste, eine Quiche oder andere französische Leckereien. In der Fuggerstadt hat der 52-Jährige dies noch nicht angeboten. "Da wir als Ensemble die Sachen eingekauft und teilweise selbst gekocht haben, war das immer wahnsinnig viel Arbeit für einen Abend, allerdings hat es auch viel Spaß gemacht", erinnert sich der gebürtige Mannheimer. Der Wechsel von Heilbronn in die Fuggerstadt im Jahr 2007 fiel dem Mimen trotzdem nicht schwer. "Dort stand ein Intendantenwechsel an und jeder wusste, dass das die Kündigung bedeuten kann."
Markus Trabusch, als Schauspieldirektor für die Fuggerstadt bereits engagiert, stellte sein Ensemble zusammen und war bereits nach einer kurzen Inaugenscheinnahme vom Können Hermanns überzeugt.
Geprägt wurde der Mime von Burkhard Mauer, der am Nürnberger Theater Chef war und ein ausgesprochen unkonventionelles Theater machte. "Wir spielten Shakespeares Sommernachtstraum im Winter in einem Zelt, es gab für die Besucher Glühwein und heiße Kartoffeln." Das sei sehr gut angekommen. Nur nicht bei der Kritik. Die zielte, so Hermanns Erinnerung, in der Frankenmetropole gerne unter die Gürtellinie.
Mit Mauer ging Hermann nach Neuss, später wechselte er nach Heilbronn. Und jetzt ist es Augsburg, wo er auf der Bühne begeistert. Er wohnt im Antonsviertel und pendelt täglich zwischen Probenbühnen und dem Wittelsbacher Park. Und schaut, sobald es seine Zeit erlaubt, den Menschen zu. "Ich lerne sehr viel dabei."
Oft ist es nur die Geste eines Spaziergängers, die Herrmann abspeichert und die dann in einem Stück wie "Biedermann und die Brandstifter" Einzug hält.
Oder die Art und Weise, wie jemand einen Mantel anzieht. Alles, was der Schauspieler in seiner Umgebung wahrnimmt, kommt irgendwann zum Einsatz.
Der Alltag bietet Vorlagen
Der 52-Jährige fühlt sich in der Fuggerstadt ausgesprochen wohl. Er mag das Ensemble und die Stücke, die hier auf die Bühne kommen. Nach einer Traumrolle befragt, antwortet der Mannheimer mit Oscar Wilde: "Es gibt zwei Katastrophen im Leben. Dass man etwas bekommt oder dass man etwas nicht bekommt." Dafür träumt der Mime vom Auftritt an einem großen Haus wie Wiener Burgtheater, Münchner Kammerspiele oder Hamburger Schauspielhaus.
Würde ihm eine Fee einen Wunsch erfüllen, wäre das eine Reise nach Indien oder Vietnam. Dort würde er wieder den Menschen im Alltag zuschauen und die eine oder andere Geste später auf der Bühne in sein Spiel einbauen.
Auftritt Karten für "Biedermann und die Brandstifter" beim Besucherservice, Telefon 08 21/3 24-49 00. Lilo Murr
Die Diskussion ist geschlossen.