Cornelia Funke schließt Rückkehr in die deutsche Heimat aus
Exklusiv Amerika ist für Cornelia Funke ein Zuhause geworden, sie fühlt sich dort wohl. Aus Deutschland wünscht sich die Schriftstellerin wieder mehr Fantasy-Literatur.
Die in den USA lebende Bestsellerautorin Cornelia Funke kann sich nicht vorstellen, jemals wieder in ihre deutsche Heimat zurückzuziehen. Amerika sei ihr Zuhause, sagte die 60-Jährige unserer Redaktion. "Ich liebe es an Amerika, dass es dort immer noch unberührte Wildnis gibt“, betonte sie. „Ich möchte nicht mehr in einer reinen Kulturlandschaft leben.“ Sie schätze die Mitmenschlichkeit, die Freundlichkeit und die Herzlichkeit der Amerikaner sehr und dass sie „sich immer auch als Menschen, nicht nur mit ihrer beruflichen Fassade begegnen“, sagte sie.
All das sei für sie sehr bereichernd. „Und ich liebe es sehr, in Kalifornien in einem Immigrantenstaat zu leben, wo alle wie ich von irgendwo her kommen und zusammen etwas bauen.“ In ihrer Zeit in Deutschland habe sie dagegen erschrockene Blicke geerntet, weil sie Guten Morgen gesagt habe, wenn sie in einen Bus eingestiegen sei. Allerdings bemerke sie auf ihren Reisen in ihre alte Heimat, dass sich Deutschland verändere: „Jedes Mal, wenn ich wieder komme, habe ich das Gefühl, es ist leichter und lockerer und bunter.“
Cornelia Funke: "Fantasy liefert die Substanz der Welt"
Funke, die mit ihren Kinder- und Jugendbüchern zu den meistübersetzten lebenden deutschen Autoren zählt, wünscht sich zudem, dass mehr deutsche Schriftsteller Fantasy-Literatur schreiben sollten. „Fantasy liefert die Substanz der Welt“, sagte die 60-Jährige unserer Redaktion. Die Richtung habe es aber schwer in der deutschen Literatur, „weil die Deutschen Angst vor dem Fantastischen haben, seit die Faschisten all unsere Mythen, all unsere Märchen benutzt haben“, sagte die Schriftstellerin.
„Ich glaube, dass in Deutschland die Angst vor dem Irrationalen durch den Faschismus so traumatisch geworden ist, dass wir E.T.A Hoffmann, die Romantiker und all unsere literarischen Traditionen vergessen haben“, beklagte Funke. „Fantasy ist ein Mittel, über all die Schichten unserer Wirklichkeit zu reden, denn unsere Welt ist wahrhaft fantastisch in ihrer unendlichen Komplexität“, fügte sie hinzu. „Der Zuckerguss ist das, was wir oft Wirklichkeit nennen, die Fantasy handelt von der Torte darunter.“
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