"Die Lustige Witwe" als riesengroße Schlawinerei
Plus Das Staatstheater Augsburg spielt Vergangenheit und bietet treuherzig alte Operette: Franz Léhars „Lustige Witwe“ kommt über süßen Firlefanz nicht hinaus.
Nein, man muss Franz Léhars „Lustige Witwe“ nicht im Nationalsozialismus und damit quasi als Lieblingsoperette Hitlers inszenieren. Nein, man muss die Millionen dieser jungen Witwe auch nicht als Profit aus der Rüstungsindustrie vor dem Ersten Weltkrieg begreifen. Des Weiteren braucht niemand Karl Kraus zu folgen, der das Stück als das Widerwärtigste begriff, was er je auf dem Theater sah. Und niemand muss auch Tucholsky glauben, dass Puccini der Verdi des kleinen Mannes ist und Léhar dem noch kleineren Mann sein Puccini. All dies ist alles andere als ein Muss.
Aber wenn heute eine lustige Witwe auf die Bühne tanzt, dann sollte man schon irgendeine Idee, einen Zugriff, eine Brechung, eine zweite Ebene anbieten, um darzulegen, warum und weshalb diese Tanzoperette – über ihre Musik hinaus – gespielt wird. Sei es die Ur-Idee der Verhohnepipelung deutscher Kleinstaaterei – frei nach Jacques Offenbachs „Großherzogin von Gerolstein“ –, sei es der folgende Versuch, die ganz konkrete Balkan-Monarchie Montenegro auf die Schippe zu nehmen – da schritt die Schere im Kopf ein, sei es in Form von Ironie oder als Dokumentation des Humors unserer Urgroßeltern, sei es als Durchleuchtung einer mehrköpfigen politischen Männer-Gesandtschaft, die allerbeste, weil allerregelmäßigste Kundschaft in solchen Etablissements ist, wo Zuneigung und weite Öffnung ein Preisschildchen besitzen. Irgendwie so. Oder irgendwas anderes.
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