Geschichte von Christiane F. wäre laut Autor beinahe nie im Stern erschienen
Exklusiv Reporter Horst Rieck: "Die Chefredaktion wollte das gar nicht haben, die fragten, ob wir das Blatt mit diesem Elend ruinieren wollten." Erst Henri Nannen rettete die Story.
Die als Serie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ neuverfilmte Geschichte der jungen drogenabhängigen Christiane F. wäre beinahe nie im Magazin Stern erschienen und an die Öffentlichkeit gekommen. „Die Chefredaktion wollte das gar nicht haben, die fragten, ob wir das Blatt mit diesem Elend ruinieren wollten“, sagte der 79-jährige Reporter Horst Rieck unserer Redaktion. Der Journalist hatte die zufällig in einem Prozess um Kinderprostitution 1978 kennengelernt, wo sie als Zeugin aussagte. Sein Co-Autor Kai Herrmann habe die Geschichte nur mit Hilfe des Stern-Gründers Henri Nannen ins Blatt hieven können.
„Kai Hermann, der im Gegensatz zu mir fest angestellt war, hat das Manuskript Henri Nannen gegeben, der zwar nicht mehr aktiver Chefredakteur, aber als Herausgeber immer noch Gottvater war. Und Nannen sagte „Drucken!““, berichtet Rieck. Auch das aus der Stern-Geschichte entstandene Buch und spätere Bestseller „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ sei von großen Verlagen abgelehnt worden. „Manche meinten, man müsse ein Sachbuch mit wissenschaftlichen Statements daraus machen. Andere nannten es Kolportage“, erklärt der Autor. „So kam es dazu, dass es im Stern-Buchverlag erschien, den es zu dem Zeitpunkt erst ein paar Jahre gab.“
Rieck hat immer noch Kontakt zur Protagonistin
Rieck hat heute noch Kontakt zu der heute 58-Jährigen. „Das letzte Telefonat war Mitte Februar“, sagte der Journalist. „Ich fühle mich in irgendeiner Form zuständig. Ich kann das nicht abhaken. Und wollte es auch nicht abhaken. Das gilt bis heute“, sagte er. „Ich habe immer versucht, ihr zu helfen, was aber auch nicht immer gelungen ist. Was auch teils an ihrem Widerstand scheiterte.“
Sie sei eine unerschrockene, intelligente Frau. „Auf irgendeine Art und Weise hat sie es geschafft zu überleben, auch wenn es im Lauf der vielen Jahre sicher den ein oder anderen Rückfall gab.“ Auch an den Buch und Filmlizenzen sei sie zu gleichen Teilen beteiligt worden. „Christiane hat als Co-Autorin und Mitinhaberin der Rechte den gleichen Anteil wie Kai Hermann und ich. Wobei sie sich nie für Geld interessiert hat.“
Lesen Sie dazu das Interview: Horst Rieck: "Ich habe immer versucht, Christiane F. zu helfen"
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