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Interview
08.07.2023

"Die Sehnsucht nach Frieden trifft absolut den Nerv unserer Zeit"

Michael Patrick Kelly, inzwischen 45 Jahre alt.
Foto: Harald Hoffmann

Michael Patrick Kelly läutet seine Konzerte mit einer "Peacebell" ein, die er aus Kriegsschrott gießen ließ. Eine weitere möchte er für die Kathedrale in Kiew fertigen lassen. Warum es ihn immer wieder ins Kloster zieht und wie ihm Bayern gefällt.

Hallo Herr Kelly, Sie sind gerade auf Sommertournee. Wie läuft's?


Michael Patrick Kelly: Es tut so gut, wieder auf der Bühne zu sein. Diesmal auch Open Air. Ich finde es schön, zu sehen, dass die Menschen wieder ausgelassen glücklich sein können. Ich liebe Open Air. Man sieht die Menschen besser, man ist mittendrin, wie bei einer großen Party. Überhaupt live spielen ist mein Element. Auf der Bühne fühle ich mich wie ein Fisch im Wasser!

Wie bereitet man sich auf so eine Tournee vor?


Kelly: Für die körperliche Fitness geht es schon Wochen vorher los mit viel Sport. Man muss ja zweieinhalb bis drei Stunden auf der Bühne rumspringen und über vier Oktaven singen. Da sind über 100 Muskeln am Werk. Ich mache außerdem Stimmübungen, gelegentlich auch mit einem Vocalcoach, der mich auf längere Auftritte vorbereitet. Last but not least gibt es die Proben mit der Band. Wir haben eine sehr internationale Combo. Einen Drummer aus den USA, einen Gitarristen aus Ecuador, einen aus Österreich, eine Keyboarderin aus Irland und einen Bassisten aus England. Die Proben sind zwar aufwendig, da alles mit der gesamten Produktion zusammenfließen muss, macht aber auch viel Spaß. Wir werden auf großen Festivals in sieben bis acht Ländern auftreten. 

Wie unterscheidet sich für Sie ein Gig vor 1000 Fans oder vor 100.000? Was macht das mit einem?


Kelly: Bei 1000 Leuten kann man die einzelnen Gesichter noch erkennen. Bei den großen Festivals wird das schwierig. Ich habe mal ein Bild gemalt mit dem Titel „Mountain Faces“, also Berge von Gesichtern. So ist das da. Da siehst du manchmal nur noch Köpfe oder Hände. Das ist schon krass. Bei großen Konzerten suche ich mir aber immer ein paar mehrere Gesichter aus, die ich beobachte in ihren Gefühlsausdrücken, und auf die ich abwechselnd schaue, um sie gewissermaßen zu multiplizieren, damit das Konzert für mich persönlich bleibt. Man kann aber auch Nähe zu einem großen Publikum aufbauen, indem man zwar nicht alles sieht, aber man spürt alles. Du spürst die Dynamik der Menschen. Ich freue mich auch schon auf Augsburg und die Doppelshow mit Johannes Oerding.

Würden Sie Johannes Oerding als Freund bezeichnen?


Kelly: Ja, wir verstehen uns super. Ich mag Johannes als Mensch und als Musiker. Vielleicht gibt es auch die eine oder andere Überraschung, mal sehen.

Sie lebten vor vielen Jahren im Kloster. Sehnen Sie sich nach kräftezehrenden Tourneen manchmal nach der Ruhe dort zurück?


Kelly: Ich nehme mir tatsächlich zwischendurch immer wieder mal stille Tage, an denen ich auch jetzt noch in Klöster gehe und dann auch mein Handy ausschalte. Das tut mir einfach gut. Klöster sind oft sehr schön gelegen, und ich gehe auch viel raus in die Natur und komme von allem einfach mal runter.

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Was machen Sie, wenn Sie den Adrenalinpegel nach den aufputschenden Konzerten senken wollen?


Kelly: Nach einem Konzert bin ich noch drei bis vier Stunden wie high. Man könnte auch sagen, das Adrenalinfeuer kriegt man so schnell nicht aus. Live-Konzerte sind für uns Musiker quasi eine legale Droge (er lacht). Ja, man kann im Leben high werden, ohne Substanzen nehmen zu müssen, ganz ohne Kater oder andere Nebenwirkungen. Häufig kann ich dann allerdings bis drei oder vier Uhr morgens nicht schlafen. Dann entsteht ein Kampf um den Biorhythmus, das kann dann nach einiger Zeit schon anstrengend werden, vor allem wenn man den nach einer Tournee wieder umstellen will.

Das Thema Frieden liegt Ihnen schon lange Zeit am Herzen. Sie haben schon einige Aktionen dazu durchgeführt, unter anderem haben Sie eine 840-Kilo-Glocke aus Kriegsschrott gießen lassen. Wo ist die jetzt? Mit auf Tournee?
 


Kelly: Die Geschichte der Peacebell ist die: Im Ersten und Zweiten Weltkrieg sind hunderttausende Kirchenglocken eingeschmolzen worden, um daraus Waffen herzustellen. Ich habe diesen Prozess sozusagen umgekehrt und habe mit Granathülsen und Panzerstücken – auch aus der Ukraine – eine Friedensglocke gegossen. Die nenne ich ,Peacebell‘. Seit vier Jahren gibt es bei fast jedem Konzert eine Schweigeminute für den Frieden, die von der Peacebell eingeläutet wird. Das ist jedes Mal ein starker Moment, wenn tausende von Menschen in einem Konzert kurz innehalten und still sind. Das ist ein Gänsehautmoment. In Augsburg wird das sicher auch sehr bewegend. Da haben wir nicht die schwere, sondern eine etwas kleinere, etwa vierhundert Kilo schwere Glocke dabei. Nicht zuletzt wegen des Ukraine-Kriegs trifft die Sehnsucht nach Frieden absolut den Nerv der Zeit.

Haben Sie aktuell etwas Neues zum Thema Krieg und Frieden in Planung?

Kelly: Ich habe eine Anfrage aus Kiew bekommen, ob wir eine Peacebell für die dortige Kathedrale fertigen können. Da schaue ich gerade, wie wir das ermöglichen können. Wir werden es in jedem Fall versuchen. Wir haben auch auf einem Seenotrettungsschiff im Mittelmeer eine Peacebell. Außerdem unterstützen wir mit dem Peacebell-Projekt in Israel ein Friedensdorf, wo Palästinenser und Juden friedlich zusammenleben. Auch da haben wir über das Peacebell-Projekt Spenden sammeln können. Der Klöppel dieser großen Peacebell ist übrigens ein G3-Gewehr. Es schießt nicht mehr, sondern läutet den Frieden ein.

Tolle Projekte. Ein musikalisches bringen Sie auch auf den Weg. Sie haben ein neues Album angekündigt. Wie weit ist es? Wann kommt es auf den Markt?

Kelly: Wir haben in der Westfalenhalle in Dortmund ein Konzert der Boats-Tour aufgezeichnet. Das kommt als Live-Album und DVD im Spätsommer heraus. Wir leben ja in einer Zeit des Streamings, in der Platten nicht mehr so interessant sind wie früher. Aber für mich ist so ein Live-Erlebnis etwas ganz Besonderes. Die Westfalenhalle ist wie der Madison Square Garden von Deutschland und somit für mich als Künstler ein Meilenstein. Das wollte ich einfach dokumentieren.

Jeder hat seine eigenen kreativen Räume. Wie und wo entstehen bei Ihnen die neuen Songs? Im Studio unter der Dusche oder beim Spazierengehen?

Kelly: Die Songs meines letzten Albums B.O.A.T.S (Based On A True Story) basieren alle auf wahren Geschichten. Sie erzählen von Menschen und deren Werdegang. Darum kann man sagen, dass mich Begegnungen mit Menschen, die eine positive Wandlung hinter sich haben, inspirieren. Oft kommen mir übrigens musikalische Einfälle nachts. Da träume ich Melodien. Zum Beispiel der Song ID ist in so einem Traum entstanden. Ich bin mittlerweile so weit, dass ich mich selbst aus diesen Träumen rausreiße, um sie mit dem Handy sofort aufzunehmen. Dann höre ich mir am nächsten Morgen an, ob die Idee wirklich etwas taugt. Denn im Traum klingt alles immer schön, am nächsten Morgen ist dann die Stunde der Wahrheit. 

Was ist bei Ihnen zuerst da: Text oder Musik?


Kelly: Das ist unterschiedlich. Bei manchen Stücken ist die Musik zuerst da und manchmal will ich zuerst über ein bestimmtes Thema etwas schreiben. Da suche ich dann die Melodie für den Text. Man kann die Entstehung eines Liedes nicht logisch herleiten. Die Inspiration ist schon so etwas wie ein Mysterium. Chris Martin von Coldplay hat einmal gesagt: Songs kommen nicht von uns, sondern Songs kommen zu uns. Da ist etwas Wahres dran. Oft kommen die Ideen auch dann angeflogen, wenn man gerade gar nicht an Musik denkt. 

Sie haben einmal gesagt, ein gutes Lied besteht aus drei Akkorden und der Wahrheit. Ist das wirklich so einfach?


Kelly: Dieses Einfache ist eben das Schwierige. Es ist ja so, was Schriftsteller in einem ganzen Buch schildern können, müssen Songschreiber in drei Minuten kondensieren. Diese Destillierungsprozesse, alles nur auf die Essenz herunterzubrechen, wirken am Ende einfach, aber sie sind es nicht. Wenn eine Primaballerina federleicht über die Bühne schwebt wie ein Schmetterling, sieht das auch einfach aus, dahinter steckt aber harte Arbeit. Oder Picasso. Der hatte mal in einem Restaurant kein Geld dabei und hat dem Kellner ein Bild auf die Serviette gezeichnet. Da soll der Kellner gesagt haben: Dafür haben Sie doch nicht mal eine Minute gebraucht. Darauf soll Picasso geantwortet haben: Aber ich habe 40 Jahre gebraucht, um das in einer Minute so malen zu können. Verstehen Sie, was ich meine. Die Kunst ist es, komplexe Dinge einfach wirken zu lassen.

Sie sagen, Gott ist allgegenwärtig in Ihrem Leben, zumindest kann man das so in Interviews lesen. Er sei der "unsichtbare Regisseur". Wie stellen Sie eine Beziehung zu ihm her?


Kelly: In der Klosterzeit musste man morgens immer 45 Minuten still beten. Das fiel mir anfangs ziemlich schwer. Aber wenn man sich darauf einlässt und nicht nach dem Handy sucht, dann kann man sein Innenleben entdecken. Man kann auch sagen, man taucht in die Seele. Ich glaube, in der Zeit habe ich für mich einen Modus gefunden, in eine Art Dialog mit Gott zu treten. Für mich ist es Gebet, weil ich glaube, dass ich zu einem höheren Wesen in Beziehung treten kann. Für andere ist es vielleicht Achtsamkeit oder Meditation. In jedem Fall stößt man dabei auch in sich hinein und stößt selbst auf die unterschiedlichsten Dinge. Da ist natürlich auch nicht alles nur aufgeräumt. Man bekommt einen klareren Blick auf sich selbst, kommt in Kontakt mit seinem Gewissen. Und man konfrontiert sich mit der Frage nach etwas Größerem, nach Sinn, nach Wahrheit – eine Frage, die Edith Stein etwas mystisch formuliert hat: Wer ist dieses Du, das in mir lebt? Für mich ist das eine Art E.T. - Moment, wenn der Junge den Außerirdischen anfasst und dann glüht sein Finger. Es ist nur nicht ganz so simpel erklärbar. 

Sie sind ja auch schon weit herumgekommen. Aktuell aber haben Sie Ihren Lebensmittelpunkt in München. Warum gerade in dieser etwas spießigen Stadt, in der auch die Schickeria zu Hause ist?

Kelly: Mit einem Augenzwinkern besehen, weiß ich, was die Leute meinen mit der spießigen Stadt. Aber natürlich ist das Urteil auch übertrieben. Eine Stadt besteht ja aus vielen unterschiedlichen Menschen, da kann ja nicht alles und jeder spießig sein (lacht). Ich habe auch eine Zeit lang am Ammersee gelebt, dann in Niederbayern und jetzt lebe ich tatsächlich in München. Ich muss sagen: Ich fühle mich in Bayern wohl. Die Bayern gelten zwar in Berlin oder anderswo ein bisschen als Ordnungsfreaks oder als Spießer der Nation. Mir aber tut das Umfeld ganz gut. Ich habe genug Vagabundenlifestyle in meinem Musikerleben, bei mir gibt es genug Chaos. Und ganz ehrlich, die Seen, die Berge, die Landschaft sind doch toll. Ich habe auch einen Flughafen in der Nähe, der mir Direktflüge in die ganze Welt bietet. Und München ist einerseits traditionsbewusst und trotzdem weltoffen. Das gefällt mir!

Zur Person: Michael Patrick „Paddy“ Kelly wurde als drittjüngstes Mitglied der Kelly Family bekannt. Im Alter von 15 Jahren komponierte er den Titel "An Angel", der für die Kelly Family 1994 den kommerziellen Durchbruch bedeutete. Mittlerweile hat er sich als Solokünstler und Friedensaktivist einen Namen gemacht. 

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