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Interview
11.04.2022

Hotelerbe Felix Adlon: „Es ist ein David-gegen-Goliath-Kampf“

Felix Adlon, Hotelerbe und Ururenkel des Hotelgründers Lorenz Adlon ist gerne zu Gast in dem berühmten Hotel direkt am Brandenburger Tor. Doch er will Teilhaber des Adlon sein.
Foto: privat

Er ist der Ururenkel des Hotelgründers Lorenz Adlon und kämpft seit Jahren um sein Erbe. Bei Recherchen zu seiner Familiengeschichte hat er Erstaunliches herausgefunden.

Wer den Namen Adlon hört, der denkt ans Hotel. Aber das legendäre Hotel Adlon ist nicht mehr im Familienbesitz. Wie fühlt es sich für Sie an, wenn Sie im Adlon zu Gast sind?

Felix Adlon: Es würde sich sehr merkwürdig anfühlen, in Berlin zu sein und nicht im Adlon zu wohnen. Ich bin meiner Familie und dieser Familiengeschichte extrem nahe, extrem verbunden. Es bedeutet mir einfach sehr viel.

Haben Sie ein Lieblingszimmer dort?

Adlon: Die 318. Das ist eine Juniorsuite und liegt direkt über dem Eingang im dritten Stock. Und da kann man so wunderbar auf Unter den Linden schauen. Aber auch auf das Brandenburger Tor. Da fühle ich mich einfach unfassbar wohl. Meine Frau Nina und ich haben dort auch unsere Hochzeitsnacht verbracht.

Sie sind Filmemacher, haben viele Jahre in den USA gelebt, die Familienvergangenheit schien zeitweise in weite Ferne gerückt. Wie kam es dazu, dass Sie jetzt Ihre Familiengeschichte aufgeschrieben haben?

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Adlon: Das kam daher, weil ich immer mehr mit meiner Vergangenheit konfrontiert wurde. Wir waren Filmemacher, das war unser Familiengeschäft. Unser Name war nur noch abstrakt mit dem Hotel verbunden. Wegen Nina bin ich in Europa geblieben und merkte immer mehr, wie dieser Name für mich an Bedeutung gewinnt. Ich merkte, dass ich um dieses Erbe nicht herumkomme.

Es muss sich doch seltsam anfühlen, Hotelerbe ohne Hotel zu sein.

Adlon: Eine wirklich seltsame Situation. Auch diese Ungerechtigkeit, dass Frau Merkel sich im Lorenz-Adlon-Esszimmer von Barack Obama verabschiedet, aber meine Familie irgendwie als Kriegsverbrecher und Nazis gelten. Das hat mir einfach unfassbar gestunken. Dann habe ich angefangen zu recherchieren, bin zu meinem Onkel gefahren und habe mir alle Unterlagen von ihm geholt.

Frappierend, wie sich ihre Familiengeschichte ab der Hoteleröffnung mit der deutschen Geschichte verknüpft. Im Adlon heiratete die Kaisertochter Viktoria Luise, wurde ein Anschlag auf Zar Nikolaus II. geplant, später bei den Revolutionsunruhen auf dem Pariser Platz stürmten Spartakisten das Hotel und beschlagnahmten die Vorräte, 1945 wurde das Adlon konfisziert und Lazarett. Und schließlich kamen die sowjetischen Soldaten und das Adlon brannte nieder, vermutlich durch eine achtlos weggeworfene Zigarette. Wie aufwendig war Ihr Suchen und Forschen in Familienangelegenheiten?

Adlon: Drei Jahre Arbeit mindestens. Aber eigentlich mein ganzes Leben lang. Meine Großmutter hat das ja alles erzählt. Ich bin mit diesem Mythos Adlon aufgewachsen. Und auch mit dieser Traurigkeit und dieser Wut im Bauch.

In Ihrem Buch erzählen Sie, wie Sie als 15-Jähriger neben dem zugemauerten Brandenburger Tor auf ein Holzgerüst steigen und auf die Ruinen, die ausgebrannten Ruinen des Hotels schauen. Begreift man da als Jugendlicher diese ganze Tragweite und auch die Familientragödie?

Adlon: Es war gespenstisch. Der Pariser Platz existierte ja nicht mehr. Er war Niemandsland, mit Tretminen und dem sogenannten Todesstreifen davor. Das hat mich schon ein Stück weit geprägt. Ich glaube, gesehen zu haben, dass da noch irgendwie ein schiefes Hotelschild hängt. Ja, es war furchtbar traurig.

Der Mythos Adlon geht auf Ihren Ururgroßvater Lorenz Adlon zurück. Er hat sich – sehr verkürzt ausgedrückt – vom Flickschuster-Jungen in Mainz zum Kaiser-Versteher in Berlin hochgearbeitet. Was hat ihn ausgemacht?

Adlon: Fleiß! Absoluter Fleiß. Heute würde man sagen, er war ein Workaholic. Es zählte nur das Hotel. Alles andere war sekundär. Darunter haben seine Ehefrauen gelitten und seine Kinder auch. Was dieser Mann geschafft hat, diese Vision direkt am Pariser Platz zu bauen ... Das war ja im Jahr 1900 gewesen. Jedes Mal, wenn ich in Berlin bin, sage ich zu ihm: Lorenz, Du bist ein Hund! Du bist ein Genie!

Berühmt ist die Anekdote, wie er Kaiser Wilhelm II. den Bau eines Luxushotels direkt neben dem Brandenburger Tor schmackhaft machte...

Adlon: Lorenz hatte diese Vision von fließend heißem Wasser und elektrischem Licht in jedem Hotelzimmer, und die hat er dem Kaiser sehr gut verkauft. Das waren ja die absoluten Errungenschaften dieser Zeit. Mein Ururgroßvater wusste schon, was der Kaiser gerne auch bei sich im Palast gehabt hätte. Deshalb hat er vom Kaiser eine Bürgschaft für den Kauf des Grundstücks erhalten. Es war ja dann auch so, dass der Kaiser bei der Eröffnung ein Stück weit eifersüchtig war.

Dem Kaiser war Ihr Ururgroßvater bis in den Tod tief verbunden...

Adlon: Lorenz’ Ende hat viel mit seiner Treue zu tun. Ja, und auch damit, wie seine Welt ein Stück weit eingestürzt ist. Lorenz hatte die Angewohnheit, den Kaiser bei seinen Ausritten durch Berlin am Brandenburger Tor zu begrüßen. Nur der Kaiser durfte ja den mittleren Torbogen benutzen. Obwohl er wusste, dass der Kaiser im Exil war, ist er immer wieder hingegangen. Dass der Mann auf einmal nicht mehr kam, war für ihn unfassbar. Und auf einmal fahren „Normalsterbliche“ durch die Mitte des Tores. Zweimal wird er angefahren am Brandenburger Tor und dann auch noch von Revolutionären, die ihm ein paar Monate vorher das Restaurant zerschossen hatten.

Ein Leben wie aus einem Roman. Das träfe auch auf eine andere Figur der Familie zu: Hedda, die ungeliebte zweite Frau von Lorenz’ Sohn Louis, die im Familienjargon nur „das Miststück“ genannt wurde. Sie aber haben Erstaunliches über Hedda herausgefunden.

Adlon: Wir hatten das Thema Hedda immer so ein bisschen vor uns hergeschoben, weil über sie gab es so wahnsinnig wenig. Und plötzlich tauchte dieser Koffer mit ihrem Nachlass auf. Auf einmal war alles da. Dokumente, private Bilder! Ein irrer Moment.

Hedda und Louis sind 1941 in die Partei eingetreten. Wie haben Sie bei Ihren Recherchen herausgefunden, dass Ihre Urgroßeltern im Widerstand gegen die Nationalsozialisten aktiv waren?

Adlon: Louis und Hedda waren schlussendlich gezwungen worden, in die Partei einzutreten. Sie sind dann tatsächlich in den Frauenchor und in die Motorrad-Staffel eingetreten. Komplett hirnrissig, aber einfach um auch die Banalität des Ganzen darzustellen. Hedda und Louis waren engstens befreundet mit Paul von Hase, Generalleutnant von Berlin und beteiligt beim Stauffenberg-Attentat. Am Abend vor dem Attentat auf Hitler haben die von Hases mit den Adlons zum Abschied noch ein Glas Sekt getrunken. Einen Abschiedschampagner, weil Paul von Hase nicht an das Gelingen glaubte. Seine Frau Margarete schrieb in einem Brief, dass Hedda und Louis den Widerstand aktiv unterstützt haben. Louis habe es möglich gemacht, dass Paul von Hase sich „mit seinen Männern“ im Adlon trifft.

Das war der Moment, der für Sie allles verändert hat?

Adlon: Es war der Wahnsinn. Und wissen Sie, wo ich das gefunden habe? In der Senatsverwaltung für Finanzen. Und wissen Sie, was für ein Datum da drauf steht? 1996. Das heißt, die hatten das, bevor sie uns zum zweiten Mal enteignet haben. Das ist perfide.

Machen Sie sich jetzt neue Hoffnungen auf einen Erfolg der Klage, nachdem Sie nachgewiesen haben, dass Ihre Familie keine Nazis waren? Ihren Recherchen zufolge wäre das die Grundlage dafür, dass diese Klage Aussicht auf Erfolg haben könnte.

Adlon: Ich mache mir keine Hoffnungen. Es ist ein David-gegen-Goliath-Kampf. Ach, das ist eine schwierige Thematik. Mache ich mir Hoffnungen? Ja, natürlich. Sonst würde ich es ja nicht tun. Ich denke nicht, dass wir das Adlon an sich zurückkriegen … Nein! Aber ich würde sehr gerne den Grund, auf dem das Adlon steht, zurückhaben. Ich finde das den puren Wahnsinn, dass eine Familie derart entwürdigt und enterbt wird.

Felix Adlon: "Ich mache das nicht aus pekuniären Gründen"

Sie schreiben ja, Ihre Familie ist zwei Mal enteignet worden...

Adlon: Drei Mal! Erst von den Nazis kurz vor Kriegsende. Dann von den Russen 1949 und dann nach der Wende von der Bundesregierung. Das Betriebsvermögen haben wir zurückbekommen. Anfangs hieß es, wir kriegen das Grundstück zurück. Und da haben wir mit Kempinski zusammen das Haus wieder aufgebaut. Und dann heißt es, wir bekommen es nicht zurück – und sind auf einmal raus.

Sie haben Ihren Anspruch mehrfach geäußert, haben Sie je eine Resonanz erhalten?

Adlon: Nein. Das ist viel zu heiß. Ich mache das alles nicht aus pekuniären Gründen. Aber ich möchte nicht, dass meine Kinder mich irgendwann fragen: Hey, warum hast du damals nichts gemacht? Du hättest doch noch eine Chance gehabt, zumindest Stellung zu beziehen.

Wann haben Sie eigentlich Klage eingereicht?

Adlon: Ich warte seit zwei Jahren auf einen Termin. Das Berliner Verwaltungsgericht ist einfach überfordert. Die machen ja auch die ganzen Asylanträge. Aber in Wahrheit ist es auch so, an unserem Fall will sich keiner die Finger verbrennen.

Es ist natürlich das Filetstück der Stadt Berlin... Das wirkt erst mal unbezahlbar. Wie würde man das denn finanzieren?

Adlon: Ja, keine Ahnung. 100 Milliarden für Rüstung sind auch drin. Ich weiß es nicht, was da ein Ausgleich wäre oder ob es da eine Art Vergleich gäbe. Es wäre schön, wenn man mal ins Gespräch kommen könnte und einfach mal Anerkennung kriegen würde und dann einfach mal von jemandem hören könnte: Wissen Sie was, Herr Adlon? Sie haben Recht, das tut uns leid.

Das wird natürlich schwierig. Denn so wie man sagt, Sie haben Recht …

Adlon: … dann hätte ich Recht, ja ja. Aber wir haben Recht. Ich bin kein Mensch, der gerne auf Konfrontation geht. Aber ich fühle, dass die Familie betrogen worden ist und das vom eigenen Rechtsstaat. Wo kommen wir denn da hin?

Es gibt ja diese Beispiele, dass Familien Grundstücke wieder zurückbekommen haben.

Adlon: Ja, natürlich gibt es das. Nach wie vor wird das Adlon als das Gästehaus der Republik benutzt. Ich möchte ja, dass das weiter so geht. Das ist ja auch richtig so. Das war ja auch die Intension von Lorenz. Ja, aber gleichzeitig ist es schon eine harte Nummer.

Das Adlon feiert dieses Jahr das 25. Jubiläum nach der Wiedereröffnung. Wenn Sie sich jetzt vorstellen, Sie könnten Recht bekommen, dann wäre Ihr Ziel, Teilhaber des Adlon zu sein?

Adlon: Ja, natürlich.

Adlon oblige, Adlon verpflichtet, das ist ja der noch immer gepflegte Leitsatz, den der Kaiser Ihrer Familie geschenkt hat. Aber vielleicht können Sie doch noch einmal sagen, was er für Sie persönlich bedeutet.

Adlon: Ein Leben zu führen, das auf Ehrlichkeit und Liebe und Nächstenliebe basiert. Es bedeutet für mich, füreinander da zu sein. Auch in schwierigen Zeiten. Hinschauen. Nicht wegschauen. Tatkräftig sein. Ja, alles, womit man wahre Liebe verbindet. Adlon oblige - das bedeutet aber auch der Kampf für die Familie.

Zur Person Felix Adlon, 1967 in München geboren, ist der Ururenkel von Lorenz Adlon, der 1907 das Hotel am Brandenburger Tor eröffnet hat. Er hat ein Buch über seine Familiengeschichte geschrieben: „Adlon: Ein Hotel, sechs Generationen“ (Heyne, 288 Seiten, 22 Euro).

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