Korsika öffnet seine Museen
Paris (dpa) - Wer an die Mittelmeerinsel Korsika denkt, denkt zunächst an Strände, verträumte Buchten, steile Felsen, Berge und Naturparks. Ein Image, mit dem sich Korsika nicht mehr zufriedengeben will. Ende dieser Woche werden gleich drei Museen nach langjähriger Schließung offiziell von Frankreichs Kulturminister Frédéric Mitterrand eingeweiht.
in Ajaccio das Fesch-Museum für Schöne Künste, in Bastia nach zehnjährigen umfassenden Arbeiten das Museum für Völkerkunde und in Corte das Zentrum für zeitgenössische Kunst. Allein die Restaurierungsarbeiten eines Teils der bedeutenden Sammlung italienischer Kunst des Fesch-Museums kostete sieben Millionen Euro.
Das Fesch-Museum im Zentrum der Inselhauptstadt Ajaccio kann sich damit rühmen, nach dem Louvre die größte Sammlung italienischer Malerei zu besitzen. Veroneses "Leda mit dem Schwan", aber auch "Die Jungfrau mit Kind" von Botticelli gehören zu seiner einzigartigen Sammlung mit rund 1 500 Werken. Kostbarkeiten wie Tizians "Mann mit Handschuh" mussten jedoch im Depot bleiben, weil sie an Gelbstich litten. Das um 1515 entstandene Ölgemälde des Malers war stark mit einer trüben Firnis-Schicht überzogen. Die Schließung vor zwei Jahren hat dem Museum erlaubt, seine Kostbarkeiten zu renovieren und seine Ausstellungsräume neu zu gestalten.
Nach der offiziellen Einweihung wird sich der Kunsttempel nicht mehr nur Museum Fesch nennen, sondern "Palais Fesch - Museum für Schöne Künste", wobei der Schwerpunkt auf dem zweiten Teil des Namens liegt. "Natürlich bleibt die einmalige Schenkung Feschs der Kern unserer Sammlung. Aber wir werden Kunst des 20. Jahrhunderts hinzukaufen und verstärkt Sonderausstellungen organisieren", erklärt der Direktor des Museums, Philippe Costamagna. Der Kunsttempel liegt im Palais Fesch, einem klassizistischen Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Joseph Fesch, der Stiefonkel Napoleons, war einer der eifrigsten Sammler seiner Zeit. 17 757 Werke hatte der Kleriker (1763-1839) bis zu seinem Tod im Alter von 76 Jahren vereint - die größte Privatsammlung, die je existiert hat.
Nach frischer Farbe riechen noch die Ausstellungssäle des Völkerkundemuseums in Bastia, das oben auf der Zitadelle im ehemaligen Gouverneurspalast liegt. Die Hafenstadt im Norden der Insel wurde im Zweiten Weltkrieg stark bombardiert, dabei wurden Nord- und Westflügel des ehemaligen Palastes der Genueser völlig zerstört, sie wurden später aufwendig wiedererrichtet. Die teuren Umbau- und Erweiterungsarbeiten des Museums in den vergangenen Jahren haben sich gelohnt. Zu sehen sind Wappen, Stadtpläne, Gemälden und Manuskripte.
In Corte, die einzige bedeutende Stadt im Innern der Insel, brach Anfang November 2001 im Zentrum für zeitgenössische Kunst ein Feuer aus. Zwei Drittel der Sammlung, darunter Werke des Säulenkünstlers Daniel Buren, des italienischen Arte-Povera- Vertreters Michelangelo Pistoletto und des Lieblingskünstlers der modernen Kunstszene, Gabriel Orozco, wurden zerstört. Nur ein Teil konnte rekonstruiert werden.
Ab Mitte Juli soll die neu aufgebaute Sammlung im Kunstzentrum der mächtigen und auf dem Felsvorsprung errichteten Zitadelle neu zu entdecken sein. "Schiffbruch mit Zuschauer" von Claudio Parmiggiani heißt eine der Eröffnungsausstellungen. Ein Titel, der hoffentlich nicht zum Omen für die neue Kulturpolitik Korsikas wird.
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