Man blickt auf Männer
Wenn der Künstler Rainer Fetting, um den es nach dem 80er-Jahre-Spektakel um die heftige Malerei ruhig geworden ist, noch einmal sein altes Motiv "Rückkehr der Giganten" in Bild, Skulptur und Ausstellungsmotto aufgreift, dann sind darin auch selbstbezügliche Anspielungen zu lesen: Zwar waren für ihn einst die Giganten in erster Linie van Gogh und Gauguin, doch sah er sich damals gleichzeitig auch selbst in van Gogh.
Nun also die Rückkehr - zur Zeit in das Augsburger Zeughaus, wo der ansässige Kunstverein 18 Bronzen (und sieben Bilder) aus den vergangenen 25 Jahren zur Debatte stellt.
Man blickt auf Männer, auf nackte und auf angezogene. Ihnen eigen ist auf jeden Fall eine hohe Plastizität - ja durchaus die Demonstration des Handgemachten: deutliche Modellierung durch zehn Finger, ein erkennbar gekneteter Ton, der mitunter sogar das Innere (Rückgrat) nach Außen wendet. Keine Frage: Fetting beherrscht Körperaufbau, Proportion, Dynamik. Nach wie vor am Eindrucksvollsten sind seine Büsten der SPD-Politiker Brandt (Mimik!) und Schmidt (Gestik!).
Doch gleichzeitig wandelt Fetting mitunter hart an einer Grenze entlang, hinter der Sinnlichkeit in Selbstzweck umschlägt - so im Gemälde "Phone Call" (1984) mit dem athletisch hingegossenen Desmond als Modell, so in der fast drei Meter hohen Bronze "Desmond standing" (1991), die auf die imposante Betonung reizvoller Körpermerkmale zielt. Das Voyeuristische ist hier nicht fern. Stärker sind Fettings Arbeiten, in denen das Attraktive nicht doppelt unterstrichen wird.
Ausstellungsdauer bis 28. Juni
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