Kunst als Aushängeschild
Das Emirat mietet Palasträume mitten in Paris, um seine Schätze zu präsentieren
Das Hôtel de la Marine ist ein Prachtbau mitten in Paris. Nur wenige Schritte weiter liegt der Louvre. In dem historischen Gebäude befand sich einst das königliche Möbellager. Nun soll dort die legendäre Sammlung des arabischen Emirats Katar einziehen, das durch seine Gasvorräte reich geworden ist.
Die Perspektive, dass die Preziosen der Sammlung vom Persischen Golf wohl ab 2020 in dem Prachtgebäude zu sehen sein werden, begeistert nur wenige. Sogar eine Petition wurde gegen das Vorhaben lanciert: Darin heißt es, man sorge sich darum, dass Katar auf die „Soft Power“ zurückgreife, um die Religion Wahhabismus zu fördern. Dabei handelt es sich um eine extrem puritanische Lesart des Islams.
Seit 2014 wird der Palast vom Zentrum für nationale Monumente verwaltet, einer öffentlichen Einrichtung, zu der auch der Triumphbogen und das Panthéon in Paris gehören. Das Emirat soll rund 20 Millionen Euro dafür bezahlt haben, dass seine Sammlung für die Dauer von 20 Jahren in einen Teil des Gebäudes einziehen darf. Rund 6000 Werke soll der Fundus umfassen.
Ursprünglich hatte es andere Pläne gegeben. Noch im März 2017 hieß es, dort sollte ein Museum der Gastronomie und der Lebensart entstehen. Derzeit wird der Bau für rund 100 Millionen Euro renoviert.
Das Emirat ist in Frankreich seit Jahren schon als großzügiger Mäzen unterwegs. So hat es 2007 die Ausstellung des japanischen Künstlers Takashi Murakami im Schloss von Versailles finanziell unterstützt, im Grand Palais 2017 seine Juwelen um die Wette glitzern lassen und 2018 im Schloss von Fontainebleau mit über 60 Exponaten aus seiner Sammlung an der Ausstellung „Könige der Welt“ teilgenommen. Mit Kunst lässt sich das Image verbessern, nachdem Kritiker Katar vorgeworfen haben, aus dem Emirat flössen Gelder an Salafisten und andere radikalislamische Gruppen.
Der Golfstaat selbst besitzt schon zahlreiche Museen. Voraussichtlich im März 2019 soll in der Hauptstadt Doha noch das Nationalmuseum eröffnet werden. Baumeister ist der Franzose Jean Nouvel. Seit Anfang der 90er Jahre kauft und ersteigert die Herrscherfamilie fast schon obsessiv Kunst, zunächst waren es Manuskripte, Bronzefiguren und Teppiche aus den islamischen Ländern, später Klassiker der Moderne. Im Jahr 2012 erwarb Katar in New York bei Sotheby’s eine Version von Edvard Munchs „Der Schrei“ für 120 Millionen Dollar, drei Jahre später ein Gemälde des Malers Gauguin für 300 Millionen Dollar. Dahinter steckt vor allem Scheicha Al-Majassa bint Hamad Al Thani. Die Schwester des Emirs gilt als eine der weltweit einflussreichsten und finanzstärksten Kunstsammlerinnen.
Mit seinem Reichtum kauft Katar seit Jahren schon in Paris fleißig ein, vorzugsweise Luxushotels. Und auch den Fußballklub PSG der französischen Hauptstadt leistete sich Katar 2011 und pumpt seitdem hohe Millionenbeträge für Spielereinkäufe in den Verein. Doch warum gerade Frankreich? Das Land stehe an der Spitze der westlichen Kultur, erklärt Kulturminister Hamad Bin Abdelasis al-Kuwari. (dpa)
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