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Literatur
19.07.2021

Was Schriftsteller am Boxen so fasziniert

Den legendären Kampf zwischen Jack Dempsey und Georges Carpentiers im Jahr 1921 wollte Bert Brecht in einem Roman verarbeiten.
Foto: Imago Images

Viele Menschen empfinden Boxen als abstoßend. Doch auf Schriftsteller übt es eine besondere Faszination aus. Das klügste Buch darüber stammt von einer Frau.

Es gibt kaum eine Sportart, die Schriftsteller so fasziniert wie das Boxen. Heinrich von Kleist, Jack London, George Bernard Shaw, Joseph Roth, Albert Camus, Robert Musil, Ernest Hemingway, Norman Mailer, Julio Cortázar und nicht zuletzt Bertolt Brecht haben darüber geschrieben – um nur einige der berühmtesten unter den boxbegeisterten Autoren zu nennen.

Wofür das Boxen steht, ist für viele abstoßend

Woher kommt diese Leidenschaft? Schließlich ist das Boxen oft eine blutige Angelegenheit und ein moralisches Dilemma. Jeder Sportler will siegen, will seinen Gegner schlagen. Doch nur Boxer tut es in einem ganz und gar nicht übertragenen Sinne. Boxer nehmen es nicht nur im Eifer des Gefechts in Kauf, ihren Widersacher zu verletzen, nein, es ist ihre erklärte Absicht. Es gehört zu ihren Zielen, ihren Gegner wehrlos zu machen, ihn bewusstlos zu prügeln. Kein Wunder also, wenn dieser Sport nicht den besten Ruf genießt.

Der WM-Kampf zwischen Tyson Fury (l) und Deontay Wilder wurde verschoben.
Foto: Lionel Hahn/PA Wire/dpa

Wieso begeistern sich Schriftsteller ausgerechnet für diese Sportart? Das klügste und kompetenteste Buch über das Boxen und seine Anziehungskraft auf Literaten stammt von einer Frau: von der Amerikanerin Joyce Carol Oates, Autorin von über 40 Romanen, die gelegentlich als Kandidatin für den Nobelpreis gehandelt wird. In Ihrem Essay „On Boxing“ schreibt sie: „Eindeutig ist das, wofür das Boxen steht, für viele Menschen abstoßend.“ Und fährt fort: „Männer und Frauen, die noch nie aus persönlichen Gründen jemanden gehasst und auch keinen Grund zum Klassenhass haben, neigen dazu Gefühle dieser Art zu verleugnen. Aber die Welt ist im Zorn - durch Hunger und Hass - entstanden und nicht nur durch Liebe. Davon handelt das Boxen unter anderem. Es ist so simpel, dass man es leicht übersieht.“

Was Bertolt Brecht am Boxen so faszinierend fand

Kurz, das Boxen erzählt vom Kampf, von Gewalt, vom Überleben. Und das ist natürlich hoch interessant für jeden Schriftsteller, der von den geheimen, nicht immer schönen Seiten der Menschen erzählen will. Als Zuschauer am Ring kann er mitverfolgen, wie offen zur Schau getragen wird, was sonst nur im Verborgenen blüht. Hier kann er miterleben, was zum Vorschein kommt, wenn uns die zivilisatorischen Schonbezüge über die Ohren gezogen werden.

Logan Paul vor dem Showkampf gegen Floyd Mayweather.
Foto: Lynne Sladky/AP/dpa

In diesem Wunsch hinter die Fassaden der Zivilisation zu schauen, trifft sich die Erzählerin Oates mit dem frühen Brecht der Neuen Sachlichkeit, der keine Lust mehr hatte auf die Salon-Literatur der Jahrhundertwende mit ihren sorgsam ausgepinselten Landschaftsbildern, ihren anspielungsreichen Zitaten und kunstvoll ineinander geschachtelten Nebensätzen.

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Brecht betrachtete das Leben damals als ewigen Überlebenskampf ohne Moral. In seiner Einladung an die Zuschauer zu dem Stück „Im Dickicht der Städte“ schreibt er: „Sie betrachten den unerklärlichen Ringkampf zweier Menschen ... Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf über die Motive dieses Kampfes, sondern ... beurteilen Sie unparteiisch die Kampfform der Gegner und lenken Sie ihr Interesse auf das Finish.“

Jeder Boxkampf ist ein Drama

Jeder Boxkampf ist ein Drama, das ohne Worte durch pure Aktion und Reaktion entsteht. Aber auch wenn er ohne Sprache auskommen muss, erzeugt er dennoch Erkenntnis: „Am Ende kennt der Boxer“, schreibt Oates, „besser als irgendein anderer Mensch es je von sich weiß, seine körperlichen und psychischen Kräfte - er weiß, zu was er fähig ist und zu was nicht. Ein Boxer bringt alles in den Kampf ein, was er ist, und alles wird sich erbarmungslos zeigen.“

Das Entscheidende am Boxkampf war für Brecht, dass ein Kämpfer zwar mit Mut, Geschick und rücksichtslosem Einsatz einen Siege davon tragen kann, aber irgendwann unweigerlich verlieren wird. In einem langen Gedicht, der „Gedenktafel für zwölf Weltmeister“, berichtet Brecht von den realen Weltmeistern im Mittelgewicht. Seine lyrische Chronik nimmt einen geradezu existenzialistischen Zug an: Das Leben als nicht enden wollender Kampf, in dem selbst die Größten nur vorübergehend Sieger sein können, bevor sie ihrem Nachfolger Platz machen müssen, die ihrerseits irgendwann später ihr unvermeidliches Scheitern erleben.

Ein Boxer nach einem erfolgreichen Kampf.
Foto: Andrew Couldridge/POOL Reuters/AP/dpa

In einem Punkt sind Brecht und Joyce Carol Oates allerdings strikt gegensätzlicher Ansicht. Für Brecht sind die Punktrichter die „Todfeinde des Boxsports“. Für ihn zählt nur der K.o.-Sieg: „Ein Boxer, der seinen Gegner nicht niederschlagen kann, hat ihn natürlich nicht besiegt. Sehen Sie sich zwei Männer an einer Straßenecke ... einen Kampf liefern. Wie stellen Sie sich hierbei einen Punktsieg vor?“ Brecht will in dem Kampf im Ring keine gebändigte Metapher auf den Lebenskampf sehen, sondern eine konzentrierte Form dieses Kampfes selbst.

Brecht fand Boxer erotisch

Für Oates dagegen sorgt erst der Ringrichter für die nötige Distanz, die das Boxen zum Sport macht: „Zwei Männer, die sich in einem erhöhten Ring ohne Ringrichter bekämpfen würden, böten ein höllisches Schauspiel, sie wären eine Obszönität - keine Kunst könnte das mehr verhüllen, es wäre das Leben selbst. Erst der Ringrichter ermöglicht uns überhaupt zuzuschauen. Er ist unser Gewissen für die Dauer des Kampfes.“

Ein siegreicher Boxer.
Foto: Guido Kirchner/dpa

Aber Boxen hat, wenn man genau hinschaut, nicht nur mit Sieg und Niederlage zu tun, sondern auch mit Erotik. „Kein Sport ist körperlicher, direkter als Boxen“, schreibt Oates: „Kein Sport hat ein so starkes homoerotisches Appeal: die Konfrontation im Ring, die Entkleidung, der schweißüberströmt hitzige Kampf, der Tanz, Werbung, Vereinigung, alles in einem ist.“

Bei Brecht spielt dieser Aspekt des Boxkampfs keine große Rolle. Er hat ihn nicht übersehen, er hat ihr sehr wohl registriert. In dem Boxroman „Das Renommee“, für den er 1926/27 Entwürfe schrieb, die er dann nie ausführte, sollte es um den Weltmeisterschaftskampf zwischen Jack Dempsey und Georges Carpentier von 1921 gehen. Carpentier sah viel besser aus als Dempsey und war deshalb der Favorit der Frauen. Brecht schwärmte vom „natürlichen Charme“ Carpentiers, wegen dem „nicht nur die Frauen von Paris“ wie „eine blutgierige Meute“ hinter ihm her gewesen seien. Aber die erotische Ausstrahlungskraft eines Boxers blieb für ihn ein Nebenthema, der von seiner Faszination für den Kampf fast völlig überdeckt wurde. Nebenbei: Carpentier verlor schon in der vierten Runde durch K.o.

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