"Schwitters" von Ulrike Draesner: Kurt und Körrt, zwei Leben
Plus 1936 floh der Dada-Künstler Kurt Schwitters vor den Nazis erst nach Norwegen, dann nach England. Wie das deutsche und das englische Leben auseinanderdriften, wie es dem Sprachkünstler den Boden unter den Füßen wegreißt, er sich das fremde Land in seiner Kunst zum eigenen macht, davon erzählt Ulrike Draesner in dieser grandiosen Biografie
Ein Mann auf der Flucht vor den Nazis: erst mal raus aus Deutschland, aus der Villa in Hannover, mit dem Sohn nach Norwegen, die Frau wird zu Hause bleiben und sich dort um alte Mütter, Haus und Kunst kümmern. Nun aber läuft die Aufenthaltsgenehmigung in Norwegen ab, überrennt Hitlers Armee das nächste Land, also weiter, im Zug, im Boot, auf dem Schiff Richtung England. Was aber kann, was will man retten? Kurt Schwitters entscheidet sich für zwei Mäuse. Stomper und Fatty. „Wie wäre ihre mausige Durchsichtigkeit zu malen, wie der Glanz um ihr Fell“, sinniert er, während um ihn herum die Bomben fliegen, sich die Mäuse in seine Hand schmiegen.
Und bevor man nun zum Roman kommt, Titel maximal verknappt – „Schwitters“, nicht einmal den Vornamen braucht es –, zur Vorgeschichte, wie er entstand. Die hätte Kurt Schwitters vermutlich gefallen. Er selbst, der Dada-Künstler, Dichter, Maler, Raumkünstler, der aus dem Abfall des Alltags das Material für seine Kunst klaubte, ein Zufallsfund. Entdeckt von der Schriftstellerin Ulrike Draesner beim etwas schleppenden Gespräch mit einer Mittelalterforscherin in Oxford. 2015 war sie dort als Writer in Residence, bei Tee und Cookies hatte man sich wenig zu sagen, dann sah sie einen komischen Gegenstand an der Wand, „ein Schwitters-Remake“, erzählte die Gastgeberin, fing von seiner Zeit in England an zu erzählen, und bei Draesner machte es im Kopf „klick, klick, klick: Das ist mein Mann“. Ein Glücksfall also, dieser Nachmittag, für die Schriftstellerin und für die Literatur. Welch ein großartiges Buch nämlich!
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