Die Augsburger Brechtbühne wird zur tödlichen Strafkolonie
Die Augsburger Erstaufführung der Kafka-Kammeroper von Philip Glass ist eine grausame Erzählung zu einem harmoniegesättigtem Streichquintett.
Nun also ist sie herausgekommen am Staatstheater Augsburg, Philip Glass’ Kammeroper „In der Strafkolonie“ nach Kafkas grauenerregender Erzählung. Viel coronabedingte Verspätung für diese Produktion, die übrigens gleichzeitig die erste Oper für die brechtbühne im Gaswerk ist.
Was im Zentrum dieser im Jahr 2000 uraufgeführten Oper steht und die Phantasie des Auditoriums eben grauenvoll erregt, ist eine Folter- und Tötungsmaschine, die dem Delinquenten durch Hautritzung blutig auf den Leib schreibt, welches Vergehen oder Verbrechen er begangen hat – bevor er dann maschinell hingerichtet wird.
Aileen Schneider hat die „Strafkolonie“ für Augsburg in Szene gesetzt
Vor allem diese Maschine, die auf der brechtbühne nur rudimentär durch einen großen Karabinerhaken angedeutet wird (Bühne: Lisa Marie Damm), und Philip Glass’ berühmte minimal music schaffen das ungeheure Spannungsfeld, das dem Werk innewohnt: hier die Vorstellung einer grausam-langsamen Folter- und Tötungsmaschinerie, dort ein nahezu durchweg harmoniegesättigtes Streichquintett (Leitung: Ivan Demidov). Berührungspunkte aber gibt es in der insistierenden Motorik von Maschine und Komposition.
Aileen Schneider hat die „Strafkolonie“ für Augsburg in Szene gesetzt und dabei vor allem den Forschungsreisenden (Roman Poboinyi), der bei Kafka auf kritischer Distanz bleibt, emotional belebt. Sein Gegenpart, ein Offizier (Wiard Witholt), wird die Maschine letztlich überfordern, indem er sich von ihr die Worte „Sei gerecht“ auf den Leib ritzen lassen will. Das endet schnell, explosionsartig, letal. Viel Applaus für ein an die Nieren gehendes Stück.
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