Vor allem Künstlerin und nicht bloß Muse
Yoko Ono wurde an der Seite von John Lennon weltberühmt. Die Tate Modern in London zeigt ein einer Ausstellung die vielfältigen Werke der inzwischen 90-Jährigen.
Die ikonischen Szenen sorgten 1969 für Schlagzeilen: Yoko Ono und John Lennon liegen nebeneinander im Bett, umringt von Journalisten, die ihre Kameras auf sie richten. Sie tragen weiße Pyjamas und haben angesichts des Vietnamkriegs eine klare Botschaft: Sie wollten mit „Bed-in for Peace“ für den Frieden eintreten. Der Wunsch nach einer Welt ohne Krieg und einem besseren Miteinander scheint auch mehr als 50 Jahre später aktuell. Er ist und war eines der zentralen Anliegen der Künstlerin und Aktivistin Yoko Ono, der die Tate Gallery of Modern Art in London jetzt eine umfassende Werkschau mit dem Titel „Yoko Ono: Music Of The Mind“ widmet.
Beim Rundgang durch die Räume fasziniert die Vielfalt der rund 200 Stücke, die in den vergangenen 70 Jahren entstanden sind. Onos Werk umfasst neben Performances auch Objekte, Filme, Musik sowie Sounds. Die Schau setzt damit auch ein Gegengewicht zu einer Erzählung, die sich bis heute um die inzwischen 90-jährige Künstlerin rankt. Viele sehen in ihr die Frau, die die Beatles auseinandergebracht haben soll, indem sie Lennon von seinen Bandkollegen entfremdete. Die britische Kultband löste sich auf, nachdem Ono und Lennon in den späten 1960er-Jahren geheiratet hatten.
Yoko Ono war eine Vorreiterin der Konzeptkunst
Aber Ono, das macht die Ausstellung unmissverständlich klar, ist viel mehr. „Sie ist eine kulturelle Ikone, deren Strategien und Kollaborationen auch bei neuen Generationen von Künstlern und Musikern Anklang finden“, sagt die Direktorin der Tate Modern, Karin Hindsbo, bei der Eröffnung der Ausstellung. „Sie war eine Vorreiterin der Konzeptkunst.“ Ziel der Schau sei es, zu zeigen, wie radikal ihre Ideen waren.
Ono wurde am 18. Februar 1933 in Tokio geboren. Ihre Mutter war Malerin, ihr Vater Pianist, arbeitete aber im Bankwesen. Ihre Kindheit war geprägt von Luxus, aber auch Einsamkeit. Während der Kriegsjahre wurden die Kinder aufs Land geschickt, wo Ono für sich und ihre beiden jüngeren Geschwister um Essen betteln musste. Sie habe in den Himmel geschaut und sich Namen und Dinge ausgedacht und beschrieb dies als eines ihrer frühesten Werke, sagt die Kuratorin Juliet Bingham.
1980 wurde John Lennon vor der gemeinsamen Wohnung erschossen
Vor mehr als 40 Jahren ereignete sich schließlich jene Tragödie im Leben Onos, die die Künstlerin erschütterte und Schockwellen um die Welt sandte. Am 8. Dezember 1980 wurde ihr Ehemann John Lennon von einem geistig verwirrten Täter vor seiner New Yorker Wohnung erschossen, in welcher er gemeinsam mit Ono lebte. Sie trauerte tief, lebte aber weiterhin im Dakota Building und zog erst im vergangenen Jahr nach 43 Jahren aufs Land.
Onos Leben dreht sich um ihre Kunst, und so lässt auch die Ausstellung ihren Werken viel Raum. Fast alle Bilder und Installationen sind in Schwarz-Weiß gestaltet und folgen ihrem Schaffen in einer losen Chronologie. Von ihren Anfängen in Tokio zu ihrer Zeit in der Kunstszene New Yorks und in London. Die Besucher können sich bei einem anonymen Händedruck begegnen, Nägel in eine Leinwand schlagen oder eine Partie Schach spielen, bei dem alle Spielfiguren weiß sind. Sie können ihre Hoffnungen, Träume und Wünsche teilen und sich Dinge vorstellen.
Yoko Ono halbierte Bett, Stuhl und Kommode
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Installationen, die sie während ihres mehrjährigen Aufenthalts in London ab 1966 schuf. Gezeigt werden Werke, die in der Indica und der Lisson Gallery ausgestellt wurden, darunter „Apple“, ein grüner Apfel auf einem durchsichtigen Sockel, und die Installation „Half-A-Room”, bei der sie ein weiß lackiertes Bett, einen Stuhl und eine Kommode halbierte, um zu zeigen, dass sich Menschen und Dinge in ständigem Wandel befinden. Es war eine solche Ausstellung, bei der sich Ono und Lennon zum ersten Mal trafen.
Sie wurden schnell ein Paar. Es war eine intensive, aber auch schwierige Beziehung. Beide nutzen ihre Bekanntheit, um für den Frieden zu werben. In ihrer Kunst setzten sie PR-Strategien und politische Propaganda ein und verknüpfen sie mit Massenmedien. Werke wie „War is over", bei dem die Botschaft in schwarzen Lettern auf weißem Grund steht, wurden auf Postern und durch Zeitungen weltweit verbreitet und können auch in der Tate Modern gekauft werden.
Ono selbst werde für die Ausstellung nicht aus den USA anreisen, sagt Kuratorin Bingham. Vielleicht ist das auch gar nicht nötig. Schließlich stehen ihre Arbeiten für sich. Am Ende der Ausstellung befindet sich eine neue Version ihrer Installation „My Mommy Is Beautiful“ („Meine Mami ist schön”) aus dem Jahr 2004, bei der die Gäste auf Leinwänden ihren Müttern eine persönliche Botschaft hinterlassen können. Ono wurde immer wieder als kühle und distanzierte Frau beschrieben. Ihre Werke jedenfalls sind es nicht.
Yoko Ono: Music Of The Mind. Bis 1. September in der Tate Modern in London. Ab 24. September im K20 in Düsseldorf.
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