Frage der Woche: Abwesenheit vortäuschen an Halloween?
An Halloween ziehen Kinder für Süßigkeiten von Tür zu Tür. Doch nicht jedem gefällt der Brauch. Also einfach mal so tun, als wäre man nicht da? Oder die Kleinen mit Schokolade und Bonbons überhäufen?
Pro: Höflich zeigen, dass man mit dem Brauch nichts anzufangen weiß
Rollläden runter! Und schon kann ein entspannter Abend beginnen. Nichts für ungut, liebe Nachbarskinder, ihr seid super. Ihr seht auch super, super gruselig aus. Echt! Dennoch dürft ihr gerne heute Abend um unser Haus einen großen Bogen machen.
Halloween ist Geschmackssache. Horrorkürbisse, Monstermasken, Totenschädel in Spinnennetzen und Pappmaschee-Grabsteine muss man nicht zwingend mögen. Deswegen ist es auch vollkommen in Ordnung, Halloween zu ignorieren und an diesem Abend Abwesenheit vorzutäuschen. Die Verdunkelungstaktik ist vielleicht nicht die ehrlichste, aber doch die höflichste Variante zu zeigen, dass man mit diesem Brauch nichts anzufangen weiß, während draußen vor der Tür um Süßes oder Saures verhandelt wird und die Türglocke (bei den Nachbarn dann) im Fünf-Minuten-Takt geht.
Solange das Kind/die Kinder klein sind, stehen die Aussichten schlecht, sich um Halloween zu drücken. Ist das Bauchweh nach dem jährlichen Süßigkeiten-Overkill abgeklungen und die Halloweenphase der Monster-AG endlich vorbei, darf man dann aber auch getrost die Kürbisse ungeschnitzt lassen und die Fensterläden zuklappen.
Besser als all die anderen ungelenken Abschreckungsmanöver genervter Erwachsener ist’s allemal. Manche verteilen Essiggurken – hahaha, wie originell – statt Süßigkeiten. Andere versuchen mit gruselig-gesunden Bananengespenstern, die Geister zu vertreiben, die sie nie gerufen haben. Und herbere Naturen unter den Erwachsenen setzen sich selbst die Gruselmaske auf und erschrecken die Kinder während deren Beutezug. Letzteres geht übrigens gar nicht. Dafür hätten sie echt Saures verdient. (Doris Wegner)
Contra: Vor der Weihnachtszeit noch schnell das Süßigkeitenfach leeren
Es klingelt an der Tür. Kurzer Blick durch den Spion und die nüchterne Erkenntnis: Das ist nicht die nette Nachbarin oder der Postbote mit dem bestellten Paket, sondern ein Unbekannter, der über Staubsauger, Versicherungen oder religiöse Ansichten diskutieren will. Keine Lust auf lange Gespräche, also lieber auf allen vieren am Fenster vorbeikriechen und so tun, als wäre man nicht zu Hause. Ein Klassiker unter den Vortäuschungsmanövern.
Aber sich vor Kindern verstecken, die voller Hoffnung auf eine Tafel Schokoladen oder eine Tüte saurer Pommes vor der Tür stehen und sich dafür auch noch hübsch verkleiden? Das ist absurder als alle ausgehöhlten Kürbisse, Gespensterkostüme und Plastikspinnennetze zusammen. Man mag Halloween als Kommerzfest der Süßwarenindustrie verteufeln und das Brimborium um den amerikanischen Brauch boykottieren.
Aber wenn eine Horde schreiender Kinder nach einem Zuckerschock verlangt, sei er ihnen gegönnt. Irgendetwas Süßes verbirgt sich immer im Schrank. Notfalls gibt es den Osterhasen vom Frühjahr oder die Bonbons, die immer noch niemand verspeist hat. Man muss ja fast froh sein, wenn sich das Süßigkeitenfach ein wenig leert, bevor sich Dosen voll mit Plätzchen und Lebkuchen daneben stapeln.
Im Gegensatz zu Versicherungsvertretern und Haustürmissionaren sind die Kinder auch rasch wieder weg. Statt gruselig langen Versen und Vorträgen gibt es einen Spruch und fordernde Blicke. Also schnell Süßigkeiten übergeben, Tür zu, fertig. Schon ziehen die Kleinen weiter und man kann sich getrost ins Haus verkrümeln. Eine nette Geste, die nicht viel abverlangt und trotzdem Freude bereitet. (Felicitas Lachmayr)
Die Diskussion ist geschlossen.
"Notfalls gibt es den Osterhasen vom Frühjahr oder die Bonbons, die immer noch niemand verspeist hat."
Aber sonst geht es schon noch gut, alte Lebensmittel an Kinder abgeben?
Wer nicht mitmachen will bei der Sache, der braucht sich nicht zu verstecken und sich nicht zu rechtfertigen. Da muss man weder das Licht ausmachen noch krabbeln. Man entscheidet selbst, wem man aufmacht und wem nicht, mit wem man redet und mit wem nicht, nicht nur an "Halloween".
Es schadet auch nicht den Kindern wenn nicht jeder auf- oder mitmacht. Es gehört zur Realität und der Entwicklung dazu, dass man auch negative Erfahrungen macht wobei diese ja wirklich harmlos sind.
Mag sein, dass die ein oder andere Trulla es eher als verstörend ansieht, wenn jemand nicht aufmacht und die Kinder am liebsten gleich zum Psychologen schicken will, aber Negatives gehört eben genau wie Positives zur Entwicklung dazu.
Man sollte sich vor Allerheiligen nicht verstecken, wenn Kinder vorbeikommen und Süßes oder Saures fordern. Wenn man das aus den USA importierte Halloween gut findet, sollte man reichlich geben. Im anderen Falle sollte man den Kindern erklären, dass man die alte deutsch-europäische Kultur schätzt und sie bitten zu Hl.3-König, Fasching, Ostern, Kirchweih, St. Martin oder Weihnachten wieder für die Bescherung vorbeizukommen, auch, wenn man Gefahr läuft als Nazi beschimpft zu werden.
Ich kenne aus meiner Kindheit eigentlich nur die Heiligen-3-Könige und an Pfingsten die Wasservögel. Nach meiner Erinnerung durften wir Kinder aber nur das an Pfingsten Eingesammelte ("Eier, Schmalz und Geld regiert die ganze Welt") behalten bzw. mit nachhause nehmen.