Frage der Woche: Trotz Schnee mit dem Fahrrad fahren?
Manche Radfahrer können es einfach nicht lassen: Sie setzen sich auch bei Schneegestöber und spiegelglatter Straße aufs Rad. Halsbrecherisches Unterfangen oder beste Entscheidung?
Pro: Auf dem Fahrrad wird einem wenigstens warm
Verschneite Gehwege, Matsch auf der Straße, Schneehaufen am Wegrand. Ich fahre trotzdem, denkt sich der hartgesottene Radler und schlingert los. Ungläubige Blicke von Fußgängern lassen ihn kalt, denn er weiß: Radfahren ist immer noch die beste Option, um bei Winterwetter zum Supermarkt oder in die Arbeit zu kommen.
Wie jetzt? Bei Schnee und Eis? Halsbrecherisch, da setzt man sich doch lieber ins Auto. Sitzheizung an, Hände ans beheizte Lenkrad und los. Schöne Vorstellung, aber ohne Garage muss auch die Karre erst mal vom Schnee befreit werden. Scheiben kratzen, Schloss enteisen – es kostet Zeit und Nerven, bis man in der kalten Kiste sitzt, mit dem Ärmel ein Guckloch in die beschlagene Scheibe gewischt und hektisch am Gebläse herumgedreht hat, damit einem auf halber Strecke dann auch endlich mal heiße Luft um die Ohren weht.
Noch unangenehmer, als nach dem Autogekratze im Schneckentempo die Straße entlangzuschlittern, ist die Fahrt mit Bus oder Bahn. Vor Kälte gekrümmt steht man bei Schneegestöber an der Haltestelle, tippelt von einem Fuß auf den anderen, nur um zu erfahren, dass der Zug erst in einer halben Stunde oder gar nicht kommt.
Dann lieber Winterklamotten anziehen und ab aufs Fahrrad, da kommt man wenigstens ins Schwitzen und schneller ans Ziel. Ein paar technische Tricks für zaghafte Schönwetter-Radler: in Kurven oder bei Eisflächen nicht treten, sondern rollen lassen. Nur die Hinterradbremse benutzen, dann lässt sich das Rad besser kontrollieren. Luft rauslassen für mehr Grip oder gleich Winterreifen aufziehen. Ob mit Rad, Auto oder Bahn, eine Fahrt bei Schnee und Eis bleibt so oder so eine unsichere Angelegenheit. (Felicitas Lachmayr)
Contra: Im Winter radeln ist viel zu gefährlich
Zuerst mal Anerkennung: Radler im Winter sind die Helden des Alltags. Alle, die sich durch die Dunkelheit und die nasse Kälte kämpfen, verdienen maximale Bewunderung. Deswegen: Vorfahrt für alle Radler und Radlerinnen in der Winterzeit!
Aber es gibt auch noch das Team Angsthase und das Team Frostbeule (die Autorin gehört fatalerweise beiden Teams an). So bewundernswert es ist, sich morgens in Thermo-Hosen, wetterfeste Jacken, Skihandschuhe, wasserfeste Füßlinge und dicken Daunenhelm (Scherz, liebe Outdoor-Materialfans, den gibt es gar nicht) zu werfen, so gefährlich bleibt es auch, sich bei Dunkelheit in den Berufsverkehr zu wagen.
Die Autofahrer und Autofahrerinnen oft abgelenkt, die Lichtverhältnisse diffus, die Radler – oft auch noch dunkel gekleidet –, die sich ebenfalls vorankämpfen – kaum im Jedermann-will-hektisch-ans-Ziel auszumachen. Wahrlich nicht jedermanns Sache und da hat der innere Schweinehund noch nicht mal ein Wörtchen mitgeredet. Radlerinnen und Radler haben nun mal keinen dicken Blechpanzer samt Airbag und Vorfahrt erhalten sie erst recht nicht.
Team Frostbeule versteht sich natürlich bestens mit seinem Schweinehund-Maskottchen. Es ist einfach keine Freude, wenn es in den Nacken kalt hineinregnet, die Räder über Schnee- und Eisschollen schlittern und die Dunkelheit das Gemüt annagt, also jeder Kilometer ein Kampf ist. Muss man echt immer stark sein? Muss man raus in die A...-Kälte, wenn man doch aus tiefster Überzeugung und von Herzen gern Sommerradler, Sommerradlerin ist? Ne, muss man nicht. (Doris Wegner)
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Ich bin im Winter jeden Tag zur Schule mit dem Rad gefahren. Einmal stuerzte ich auf schneeglatter Strasse und lag quer vor einem Auto, Kopf am linken Vorderrad, Fuesse am rechten. Zum Glueck trat der Autofahrer so auf die Bremse, dass die Raeder bis zum Stillstand blockierten und mich nicht ueberrollten. Wenn ich in Winter Radfahrer sehe, muss ich einfach meinen Kopf ausschalten sonst waere das kaum auszuhalten.
Eines darf man schon sagen- Bahnfahren in DEU im Winter ist leider durch Verspätungen oder gar Komplettausfall gekennzeichnet, weil die DB kaputt gespart und gemanagt wurde. Autofahrern ist im Gegensatz zum Radfahren aber immer noch das geringere Risiko, wenn ein geübter Fahrer/Fahrerin ist und etwas Geduld und Selbstdisziplin mitbringt. Als Radfahrer hat man beim Sturz oder Abkommen vom Weg geringe Chancen das ganze unverletzt zu überstehen. Radfahren als Ausgleichsport bei guten Wetterbedingungen ok, aber im Winter bei Schnee und Match -Nein Danke. Man da nur den Mut bewundern.