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Literatur
12.01.2024

Durs Grünbeins "Komet": Die Ahnung, dass von dort oben Unheil kommen wird

Dresden, wie es sich vor der Zerstörung 1945 präsentierte.
Foto: Imago

Der Schriftsteller zeichnet in "Der Komet" das Leben seiner Großmutter nach. Und führt damit in das Dresden der späten 1930er Jahre bis in eine Februarnacht des Jahres 1945.

Dann war er da, der Krieg. "In Dresden blieb zunächst alles ruhig und ging seinen gewohnten Gang, in den Cafés saßen die Leute, als sei nichts gewesen." So nimmt es Dora wahr, die in diesem Herbst 1939 noch keine 20 ist. In Dresden, der Stadt, in der sie seit ein paar Jahren lebt, wird es noch eine ganze Weile ruhig bleiben.

Dora, von der Durs Grünbeins aktuelles Buch mit dem Titel "Der Komet" handelt, ist keine fiktive Figur. Dora Wachtel war die Großmutter des Autors, der, 1962 in Dresden geboren, vor allem als Lyriker zu Deutschlands renommiertesten Literaten zählt. Nun ist es aber nicht so, dass Dora ihrem Enkel Schriftliches zur Verwertung überlassen, gar Tagebuch geführt hätte. Nein, schreibt Grünbein, keinerlei Aufzeichnungen haben sich erhalten, bloß Anekdotisches kursierte in der Familie. Allerdings dürfte der Enkel, bevor Dora in den 90er Jahren starb, manches von ihr erfragt haben. Und es gab Momente, in denen sie dem Enkel, und nur ihm, aus eigenem Antrieb von sich, von damals erzählte. 

Farbgesättigter als Grünbein erzählt kaum einer vom alten Dresden

Kein Zweifel, vieles in dieser "Geschichte von Dora W.", wie Grünbein sein Buch schwebend kategorisiert, ist nach bestem Gewissen Unterlegtes. Nicht völlig frei Erfundenes, dazu ist Grünbein ein zu penibler Rechercheur, das weiß man aus anderen Büchern von ihm. Und immer sorgfältig ist der Schriftsteller dort, wo es um das alte Dresden geht. Farbgesättigter, ohne in Schwärmerei zu geraten, vermag kaum einer der Nachgeborenen von der untergegangenen Stadt zu erzählen. 

Zunächst freilich beginnt Doras Geschichte ein gutes Stück weiter östlich, in Schlesien, wo sie auf dem Lande in bäuerlich-kargen Verhältnissen aufwächst. "Seit damals war ihr das Aufschauen zum Himmel zur festen Gewohnheit geworden". Denn in Dora gab es eine "Neugier auf alles, was sich da oben zusammenbraute". Ob die reale Dora wirklich so gestimmt war oder ob ihr Enkel und Porträtist es ihr einfach angelegen sein lässt: Dieses Nach-oben-Blicken ist ein subtiler und im Laufe der erzählten Geschichte wiederholt aufgegriffener Fingerzeig auf das, was am Ende von oben herabkommen wird. 

Die späten 30er Jahre sind ihre glücklichste Zeit

Dora lernt Oskar kennen, macht sich mit ihm davon aus ihren kleinen Verhältnissen. Sie ist 16, als sie in Dresden ankommt, wo Oskar im Schlachthof Arbeit findet. Geld ist wenig vorhanden, und bald schon wird Dora schwanger. Doch fühlt die noch sehr junge Frau sich befreit von der Enge ihrer Herkunft und genießt das Leben im prächtigen Elbflorenz. Diese späten 30er, so sieht es Grünbein, sind ihre glücklichsten Jahre.

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Der Nationalsozialismus hat seine Finger längst ausgestreckt in den Alltag eines jeden Einzelnen. Und während man als Leser mit Dora durch Dresden flaniert, beginnt man sich zu fragen, wie sie und ihr Oskar es eigentlich hielten mit den Braunen? Auch wenn klar wird, dass sie nicht zu den Parteigängern gehörten, dass vieles, was die Nazis verordneten, die junge Frau und ihren Mann abstieß, betreibt Grünbein keine einseitige Weißmalerei. "Aber wußte sie auch", heißt es über Dora, "von den neuen Ausweisen, der Judenkennkarte, und daß selbst die Lebensmittelkarten nun den Vermerk Jude trugen?" Die Antwort des Erzählers fällt gedämpft aus: "Einiges teilte sich mit und wurde verdrängt." Es gehört zu den Stärken des Buches, dass man gerade durch solche Grautöne sensibilisiert wird für die Verstrickung des Normalen in fatale Zusammenhänge. 

Damals hörte sie zum ersten Mal von einem Ort namens Treblinka

Wobei es sich mit Dora nicht so verhält, "daß man gar nichts gewusst hätte". Im Gegenteil. In einem der Kriegswinter, Ehemann Oskar steht mit der Wehrmacht lägst irgendwo im Osten, klingelt ein junger schlesischer Verwandter auf Urlaub an Doras Tür. Mit Schnaps bewirtet, beginnt er zu berichten von seinem Tun "an einem Ort, von dem sie damals zum ersten Mal hörte, Treblinka in Polen". Eine jener Erinnerungen, die Dora Jahrzehnte später ihrem Enkel in einem Moment unter vier Augen mitteilt. Und der Nacherzähler Grünbein fügt für uns, seine Leser, hinzu: "In der Familie wunderte man sich später, wenn ich davon erzählte, als hätte ich das alles erfunden."

In der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 griffen alliierte Bomberstaffeln Dresden an.
Foto: Gutbrod, dpa-Archivbild

Dass Dora, die immer wieder Richtung Himmel blickt, früh "diese Ahnung" hat, dass von dort oben Unheil kommen könnte, war dem – titelgebenden – Kometen Halley geschuldet. Der hatte 1910 für regelrechte Endzeitstimmung gesorgt als etwas furchteinflößend Großes, dessen vernichtendes Herabstürzen nicht aufzuhalten war. Die Kometen-Bedrohung lag zwar Jahre vor ihrer Geburt, geblieben waren jedoch die Erzählungen der Erwachsenen, Nahrung für die kindliche Fantasie.

Auf platten Horror verzichtet Grünbein

Wie es am Ende über Dora und die Stadt, in der sie lebte, hereinbrechen würde, hat sie sich nicht vorstellen können. Gewiss traf es im Bombenkrieg eine deutsche Stadt nach der anderen, auch auf Dresden waren im Herbst 1944 Feuer gefallen, aber "dann beruhigte man sich wieder und hoffte auf baldigen Frieden". Bis zur Nacht des 13. auf den 14. Februar 1945. Dem Bombardement widmet Grünbein nur wenige Seiten, verzichtet auf detaillierte Schreckensschilderung, lodernden Suspense, plattes literarisches Horrorkunsthandwerk. Lakonisch wird berichtet, wie Dora wegen Scharlachs in der Klinik liegt, als die Bomber anfliegen, während die beiden kleinen Töchter sich zu Hause bei einer Nachbarin befinden. Wie Dora sich, als die Mauern bersten, im Nachthemd und in Stiefeln auf den Weg macht, durch das Inferno zu ihrem Haus, von wo die Kinder dank der Geistesgegenwart der Nachbarin schon raus aus der Stadt in Sicherheit gebracht wurden, ist in klaren, knappen, bestürzend unaufdringlichen Szenen gezeichnet. Dass Dora nicht nur, wie Durs Grünbein schreibt, vom nie mehr ganz auskurierten Scharlach, sondern, wie anzunehmen ist, vom Untergang überhaupt ein "Herzleiden" davontrug, macht dieses Buch höchst eindrucksvoll deutlich.

Durs Grünbein: Der Komet. Suhrkamp, 285 Seiten, 25 €.

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