Die Uhr auf dem Kirchturm ist Familiensache

VonUlrike Reschke

Die mechanische Kirchturmuhr von St. Martin in Thaining ist ein seltenes Stück. Nur wenige Gemeinden im Landkreis - wie beispielsweise Pürgen - verfügen ebenfalls über eine Turmuhr, die täglich manuell aufgezogen werden muss. Seit über 70 Jahren sorgt die Familie von Franz-Xaver Hirschauer dafür, dass die Uhr stets die richtige Stunde schlägt.

Von Ulrike Reschke

Thaining - Die mechanische Kirchturmuhr von St. Martin in Thaining ist ein seltenes Stück. Nur wenige Gemeinden im Landkreis - wie beispielsweise Pürgen - verfügen ebenfalls über eine Turmuhr, die täglich manuell aufgezogen werden muss. Wie das Pürgener Exemplar stammt auch jenes in Thaining aus dem Hause Fendt im bayerischen Oberdorf, dem heutigen Marktoberdorf. Seit über 70 Jahren sorgt die Familie von Franz-Xaver Hirschauer dafür, dass die Uhr stets die richtige Stunde schlägt.

Seit 54 Jahren erklimmt der 68-Jährige fast täglich gegen 15.30 Uhr die 56 Stufen zum Uhrengehäuse. Mit einer großen Kurbel zieht er dort zunächst das Uhrwerk auf, anschließend das Schlagwerk für die Viertel- und Halbstundenschläge, dann jenes, das die ganzen Stunden anzeigt. Wie viele Umdrehungen jedes Mal erforderlich sind, hat er noch nie gezählt. "Wenn ich reinschau¿ und sehe, wie die Seile stehen, weiß ich, ob die Gewichte oben sind", sagt er. Ursprünglich musste die Thaininger Uhr alle 24 Stunden aufgezogen werden. Franz-Xaver Hirschauer und sein Schwager Friedhelm Kostyra haben aber mit einem kleinen Trick erreicht, dass der Spielraum für den Turmuhrbeauftragten etwas größer - und das Familien-Amt damit komfortabler - wurde. Sie entfernten einige Bodenbretter aus dem unter dem Uhrenkasten liegenden Stockwerk. Jetzt können die an Seilen hängenden Gewichte eine längere Strecke zurücklegen - und benötigen dafür nun 36 Stunden. Anders als sein Kollege in Pürgen, Johann Bayerl, kann sich Franz-Xaver Hirschauer dadurch kleinere Nachlässigkeiten erlauben. "Wenn ich abends nach sieben Uhr aufziehe, muss ich erst zwei Tage später um sieben Uhr früh wieder auf den Turm", hat er ausgerechnet.

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