Rott Das Experiment ist mehr als geglückt: In einem in sich absolut stimmigen Kaleidoskop aus Gänsehautballaden und Rocksongs, A-cappella-Gesang und Bandmusik, Bibelzitaten und Texten aus dem Hier und Jetzt erweckte der Rotter Chor Mosaix das Gleichnis vom verlorenen Sohn zum Leben. Mit „It’s my Life“ brachte Mosaix die Zuhörer in der voll besetzten Pfarrkirche zum Schmunzeln und Lachen, zum Nachdenken und Stillwerden, zum Mitklatschen und Zuhören – und erntete am Ende stürmischen Applaus und begeisterte Pfiffe im Stehen.
Schon mit den ersten Takten von „Ameno“ hatte der Chor das Publikum mit seinem wunderschönen, homogenen Klang und seiner ausgezeichneten Artikulation gefesselt. Besonders bei den A-cappella-Stücken wie „Dieser Weg“ mit einem beeindruckenden Pianissimo am Schluss, „Wasser“ und „It’s my Life“, das am Ende noch mal als Zugabe erklang, entfalteten die rund 30 Sängerinnen und Sänger um Matthias und Alexandra Eideloth ihr ganzes Können.
Welche tollen Solostimmen der Chor beherbergt, zeigte sich in den Balladen „More than enough“, „Halleluja“, „The Fathers Song“, aber auch in „Lebendig tot“ und „Father and Son“. Außerdem sind unter den Sängern etliche Musiker, die – unterstützt von Schlagzeuger Jannik Eideloth – an Gitarre, E-Bass, Trommel und Flöte zu Liedern wie „Der Mensch, auf den Du wartest“ die passende Begleitung zauberten. Gekrönt wurde die Musik von einer aufwendigen Lichtshow.
Egal ob ruhig, rockig („Everything“) oder witzig („Du Depp“) – die von Alexandra Eideloth ausgewählten und von Matthias Eideloth eigens arrangierten Stücke passten jeweils perfekt zu den Stellen aus dem Gleichnis, die Christoph Rublack vortrug: vom Konflikt mit dem Vater über den Weggang, das Leben in Saus und Braus, den Absturz, die Reue und Umkehr bis hin zur gefeierten Heimkehr.
Wie leicht sich das Gleichnis ins Hier und Jetzt übertragen lässt, zeigte nicht nur Tobias Born mit seinem Text. Vor allem die märchenhafte Erzählerin Annelie Brück schlug immer wieder Bögen in die heutige Zeit, übertrug das Gleichnis auf die Tochter, die nach vielen Querelen auszieht, doch über die Liebe verbunden bleibt.
Sie brachte die Zuhörer zum Schmunzeln („Was ist eigentlich mit der Mutter? Oder war das ein alleinerziehender Vater?“), vor allem aber zum Nachdenken („Wann habe ich das letzte Mal gelebt?“, „Man muss gehen, bevor man lebendig tot ist“) und zauberte mit großen Seifenblasen ein Lächeln auf die Gesichter. Und sie ließ die Zuschauer still werden, um den jeweils eigenen Weg durchs Leben zu finden.
Bunt gemischte Altersgruppen
Sein selbst gestecktes Ziel hat der Chor erreicht: Zum einen waren unter den Zuschauern etliche Kinder und Jugendliche, die den Abend genossen. Zum anderen brachte er Kirche einmal ganz anders näher – und stellte wie Astrid von Geyso in ihrem „Gebet einer Ungläubigen“ fest, dass oft das Gleiche gemeint und nur in andere Worte gefasst ist.
Am Ende des Konzerts, für das Pfarrer Michael Vogg sogar den Gottesdienst verlegt hatte, nahmen die Besucher nicht nur die Erinnerung an einen wunderschönen Abend, sondern auch kleine Kärtchen mit Sinnsprüchen mit nach Hause. Das Konzert in Rott soll übrigens nicht das einzige bleiben: Mosaix will „It’s my Life“ auch noch in weiteren Kirchen aufführen. (dh)