Landratsamt bläst Turmbau im Ammermoos ab
Das Landratsamt hat den Bau eines Steges durch das Ammermoos südlich von Dießen und eines Aussichtsturms im Naturschutzgebiet gestoppt. "Wir haben die Handbremse gezogen, als wir gesehen haben, dass wir in den Graben fahren", sagt Kreisbaumeister Andreas Magotsch dazu.
Von Gerald Modlinger
Dießen - Das Landratsamt hat den Bau eines Steges durch das Ammermoos südlich von Dießen und eines Aussichtsturms im Naturschutzgebiet gestoppt.
"Wir haben die Handbremse gezogen, als wir gesehen haben, dass wir in den Graben fahren", sagt Kreisbaumeister Andreas Magotsch dazu: Zuvor war klar geworden, dass das Vorhaben in etwa doppelt so teuer werden würde wie zunächst kalkuliert. Jetzt muss das Landratsamt mit den an der Finanzierung beteiligten Stellen neu verhandeln. Ursprünglich hätte der Bau des Aussichtsturms (dem Kernstück eines sogenannten Besucherlenkungskonzepts im Naturschutzgebiet) im August beginnen sollen.
Bis zum Frühjahr war man im Landratsamt noch von Baukosten von etwa 110 000 Euro ausgegangen. Doch als die vorliegenden Pläne im Amt zur technischen Prüfung anstanden, zeigte sich, dass die von einem Dießener Ingenieurbüro nach dem Vorbild von Aussichtstürmen am Chiemsee geplanten Bauwerke den Anforderungen nicht genügen würden. "Es soll ja kein Turm werden, der nur wenigen Spezialisten, sondern der Öffentlichkeit und auch Rollstuhlfahrern zur Verfügung stehen soll", erklärt Magotsch. Entsprechend größer und massiver hätten Steg und Turm werden müssen.
Dazu nennt der Kreisbaumeister zwei Beispiele: Der knapp 200 Meter lange Steg müsse so breit werden, dass auch zwei Rollstuhlfahrer aneinander vorbeikommen. Für ein breiteres Besucherpublikum sei auch eine bessere Statik erforderlich. "Wenn sich eine Schulklasse von der einen Seite auf die andere Seite der Plattform begibt, darf der Turm ja nicht umfallen." Deswegen müssten mehr Gründungspfähle in den Moorgrund gesetzt werden. Daneben sei zwischen den Kostenschätzungen bis heute auch eine deutliche Kostensteigerung beim Baumaterial zu beobachten gewesen, nennt Magotsch als weiteren Grund für die Kostenexplosion.
Die zuletzt erfolgte Ausschreibung der geänderten Ausführung hätte schließlich Angebotssummen von rund 200 000 Euro erbracht. "Daraufhin mussten wir die Ausschreibung aufheben", berichtet Magotsch. Die Mehrkosten hätte nämlich allein der Landkreis tragen müssen. Zunächst - auf Basis der geschätzten 110.000 Euro - wäre am Landkreis dagegen nur ein sehr kleiner Teil der Summe hängengeblieben. Die Hauptfinanziers wären die Europäische Union, die Sparkasse und der Erholungsgebieteverein Augsburg (EVA) gewesen, die insgesamt 95 000 Euro an Fördermitteln und Spenden angekündigt hatten. Gestorben sei das Projekt Aussichtsturm aber noch nicht, betont der Kreisbaumeister. Die Untere Naturschutzbehörde habe den Auftrag, mit den Co-Finanziers erneut über die Finanzierung zu verhandeln. Haben die Gespräche Erfolg und bleibt der Kreistag dem Besucherlenkungskonzept treu, dann könnten Steg, Turm und zwei Informationstafeln ab Herbst 2009 doch noch errichtet werden.
Die Diskussion ist geschlossen.