Militärpfarrer kehrt ins Zivilleben zurück
Der evangelische Militärpfarrer Friedrich Nägelsbach wird ab dem 16. November in Schongau die evangelische Kirchengemeinde übernehmen. Dann liegen neun Jahre seelsorgerische Arbeit als Standortgeistlicher hinter ihm, die er zwar vermissen, aber sicher nicht vergessen wird.
Was bleibt, ist auf alle Fälle das gute ökumenische Miteinander, das am Standort stets mit Leben erfüllt werde. Vor allem die Zusammenarbeit mit den katholischen Kollegen hat Nägelsbach immer als sehr konstruktiv empfunden. Schwer sei ihm lediglich ein langer, sechs Monate andauernder Einsatz in Rajlovac bei Sarajevo (2003 - SFOR) gefallen: "Das hat damals meine Familie sehr belastet." Dies sei auch mit ein Grund, warum sich Nägelsbach als Vorsitzender des Pfarrerrats (Vereinigung evangelischer Militärpfarrer, die dem Militärbischof berichtet) sehr für die Verkürzung der Auslandseinsätze auf vier Monate eingesetzt hatte.
Die Familie war letztlich auch ein entscheidender Grund für den gravierenden Einschnitt, der Bundeswehr vorzeitig den Rücken zu kehren. So wechselten jetzt die Kinder von Pfarrer Nägelsbach ans Gymnasium und da wollte der Vater für Konstanz im Familienleben sorgen. "Im Januar habe ich dann meinen Entschluss mitgeteilt, in eine Pfarrei wechseln zu wollen", erinnert sich der Militärpfarrer. Gleichzeitig habe ihm ein Soldat mitgeteilt, dass die Stelle in der evangelischen Kirchengemeinde Schongau vakant sei.
Eine Parallelität der Ereignisse, die Friedrich Nägelsbach den Weg zurück ins Zivilleben schneller ermöglichte, als zunächst gedacht. Ab 16. November tritt er in der Dreieinigkeitskirche seinen Dienst an, den Umzug bewerkstelligte er am vergangenen Wochenende, die beiden Töchter gehen bereits seit September in Schongau in die Schule.
Trotz aller Freude treibt ihn auch eine gewisse Verunsicherung, was ihn in Schongau erwartet. Bisher habe er sehr stark Zielgruppenorientiert gearbeitet und dabei hauptsächlich mit 20- bis 40-Jährigen zu tun gehabt. "Jetzt betreue ich die gesamte Bandbreite von der Wiege bis zur Bahre." Allerdings freue er sich vor allem auf die Kinder- und Jugendarbeit und auf die Kontinuität in der Begegnung, die ihm so bei der Bundeswehr nicht vergönnt war. Geschätzt habe er bei den Soldaten die unverstellte Art, Dinge anzusprechen, die nicht in Ordnung sind. Dies erwarte er in dieser direkten Art nicht mehr.
Vermissen wird er aber auch den Blick über den Tellerrand hinaus, den er durch zahlreiche Dienstreisen und seine Tätigkeit im Pfarrerrat pflegen konnte. Der Horizont in Schongau werde sicherlich kleiner, doch den Blick über die Kirchturmspitze hinaus will er weiterhin wagen: "Ich habe es zumindest vor."
Sein Nachfolger als evangelischer Standortpfarrer wird im Übrigen eine Nachfolgerin sein. Annette Dux ist derzeit im thüringischen Sondershausen tätig, hat sich aber schon bei zwei Besuchen über den neuen Standort informiert. Sie wird offiziell am 1. Dezember in Penzing ihre Tätigkeit aufnehmen, Friedrich Nägelsbach am 1. Adventssonntag (2. Dezember) in Schongau offiziell eingeführt.
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