Orgel und Violine im Zusammenspiel
Roman Perucki und Maria Perucka präsentieren beim Landsberger Orgelsommer zeitgenössische Kompositionen
Orgelspiel allein ist etwas Wunderbares. Die Farbigkeit der Registrierungen, die unterschiedlichen Materialien und Längen der Pfeifen erzeugen eine bezaubernde Klangvielfalt. Deshalb wird die Orgel gerne die Königin der Instrumente genannt. Doch manchmal möchte man mehr haben und die Abwechslung einer weitergehenden Instrumentierung, eines zusätzlichen Instruments, genießen.
Dieses Mehr boten am Samstag beim 34. Landsberger Orgelsommer Professor Roman Perucki an der Orgel und seine Frau, Professorin Maria Perucka mit ihrer Violine in der Stadtpfarrkirche in Landsberg.
Die beiden polnischen Musiker waren zuletzt im Jahr 2017 in Mariä Himmelfahrt zu hören. Er ist ein begnadeter Organist, sie eine virtuose Violinistin. Die beiden brachten mit einer Ausnahme zeitgenössische Kompositionen aus ihrer Heimat mit an den Lech. Die Ausnahme machte die Choralpartita über „Ein feste Burg ist unser Gott“ von Daniel Magnus Gronau. Der in Danzig im Jahr 1747 verstorbene Gronau hatte die reizvolle Partita in der Tradition der norddeutschen Orgelschule komponiert. Dabei fiel in Landsberg der für diese Stilrichtung typische Wechsel der Manuale genauso auf wie der Einsatz der Pedale. Gut gewählt hatte Perucki dieses Stück für das große Instrument in Mariä Himmelfahrt, denn Gronau, der drei Jahrzehnte als Organist in der Stadt an der Ostsee tätig war, hatte viele seiner Choralvariationen für dreimanualige Orgel und Registeranweisungen geschrieben.
Mal erschien die „Feste Burg“ heiter, dann wiederum flott und schließlich, kurz vor Schluss, ziemlich erschreckend mit der intensiven Benutzung der Pedale, bevor die Partita mit hellen Klängen endete.
Sanft entführten Perucki und Perucka allerdings gleich zu Beginn der Matinee mit „Les Petits Plaisirs“ („Die kleinen Freuden“) von Zbigniew Kruczek (Jahrgang 1952) in die Welt harmonischer Akkorde und gefälliger Melodien. Kruczek hat die kurzen Stücke der „Kleinen Freuden“ sehr kreativ und einfallsreich gesetzt. Die Orgel blieb meistens in der Begleiterrolle, war spärlich im Klang, drängte sich nicht vor, sondern ließ die Geige sich wie eine menschliche Stimme hervorheben. So folgte etwa einem überraschenden Pizzicato auf der Violine ein ganz erhebendes Violinsolo. Die Orgel schwieg, nur die Klänge der Geige waren zu hören. Das zeigte wieder mal aufs Neue, wie gut die Akustik in der Kirche ist.
Den letzten Programmpunkt bildeten die drei Songs von Janusz Bielicki (Jahrgang 1961). Dessen Werke gehören zum Repertoire anerkannter Künstler und renommierter Konzertsäle in Polen und im Ausland. Nur in Landsberg wurde noch kein Werk von ihm aufgeführt. Das Arrangement für Orgel und Violine kam aus der Feder von Tadeusz Kassak. Die „Nostalgy“ hörte sich an wie eine Erinnerung an ferne und vergangene Tage blühenden und trotzdem melancholischen jüdischen Lebens in polnischen Schtetl. Wehmütiges Moll, lang gezogene Töne charakterisierten die „Nostalgy“. Ebenso atmosphärisch auch sein „In My Garden“. Man glaubt die Sommerhitze zu spüren ...Mit seinem „In Baroque Mirror“ („In einem barocken Spiegel“) tauchten die Hörer in die polyfone Welt des 18. Jahrhunderts und konnten das Lächeln von Bielicki in dieser Paraphrase eines barocken Stils gut nachvollziehen. Ein schönes Konzert war das. (kram)
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