Ausstellung: Ein Künstler ist nie zu alt für neue Kreationen
Das Kunsthaus Grimme zeigt die neuesten Schöpfungen des 87-jährigen Hartmut van Riesen. Der bekannte Künstler sucht wieder mehr Öffentlichkeit.
Für die Besucherinnen und Besucher der Ausstellungseröffnung blieben die neu geschaffenen Kreationen, des nicht nur für seine von 2011 bis 2016 entstandenen „Metamorphosen aus dem Laboratorium“, bekannt gewordenen Künstlers Hartmut van Riesen, etwas rätselhaft. Denn die Geheimnisse, die in den kreativ und technisch routiniert gestalteten Gemälden stecken, konnte auch Wolfgang Grimme, der die Serie stimmig in seinem Kunsthaus gehängt hatte, nicht entschlüsseln. Der mit Spannung erwartete Erschaffer, der zu einem künstlerischen Austausch eingeladen hatte, in dem er seine, wie von ihm bezeichnete, moderne und extravagante Kunst, hätte vorstellen können, war leider nicht zur Eröffnung gekommen.
In seiner Pressemitteilung heißt es: „Die Corona-Pandemie hatte mich dazu veranlasst, mich mehr auf mein Privatleben zu konzentrieren, ohne dabei an Kreativität und Produktivität einzubüßen. Nun aber spüre ich das Bedürfnis nach mehr Öffentlichkeit“. So richtete Wolfgang Grimme seine klugen Gedanken zur modernen Kunst im Allgemeinen, an die wenige Gäste, die zur Mittagszeit eines strahlenden Sonnentages den Weg in den Vorderen Anger gefunden hatten.
Die moderne Kunst ist ihrer Zeit voraus
Die Eigenart der modernen Kunst sei es, dass sie der Zeit voraus ist. „Denn die aktuelle Kunst, die neue Anstöße gibt, ist immer etwas schneller als unser Kunstverständnis“, so Grimme und bezog sich dabei im Besonderen auf das Schaffen des 1936 in Fichthorst/Ostpreußen geborenen Hartmut van Riesen, der mit einem Stipendium der Stadt Hamburg an der dortigen Hochschule für Bildende Künste studierte und nun in Wessling lebt und seinen künstlerischen Ausdrucksformen während einer langen Schaffensperiode immer treu blieb.
Seine aktuellen durchnummerierten, spannenden Arbeiten in Acryl, Pastell und Pigmenten auf Leinwand, die 2023 als Fortsetzung seiner experimentellen Reihe entstanden, haben keine Titel, die Rückschlüsse auf die Gedanken des Künstlers geben könnten. Es sind beeindruckende Farbkombinationen, die neben breiten Pinselstrichen, gespritzten Farbtupfern, scharf konturierte, aber auch ausgefranste, berstende Formen aufweisen. In den gegenstandslosen, außergewöhnlichen Neuheiten, in denen unterschiedliche Grauschattierungen dominieren, hat der Künstler besondere, ungewohnte Gestaltungsmittel eingesetzt, die eine fast magische Wirkung haben. Die Kompositionen strahlen vollkommene Ästhetik aus, in der ein gewisses Chaos seine Ordnung findet. In einigen agieren seltsame Figuren wie bizarre Urzeitgeschöpfe oder Kraken mit Saugnäpfen in einem eigenen, wie für sie geschaffenen Universum. Die geheimnisvollen, aktuellen Werke, welche harmonisch ausgewogen nebeneinander wirken, können zu moderaten Preisen erworben werden. Von der Geigenvirtuosin Francesca Rappay, die das musikalische Rahmenprogramm nach eigenen Inspirationen vor den Bildern gestalten wollte, hatte sich Hartmut van Riesen, unter Anderem Musik von Bach gewünscht. Aufgrund seines Fernbleibens fand die zauberhafte musikalische Begleitung in etwas eingeschränktem Format statt.
Die Ausstellung im Kunsthaus Grimme kann bis zum 4. Mai zu den Öffnungszeiten Donnerstag und Freitag von 10 bis 12.30 Uhr und von 14 bis 18 Uhr, sowie an den Samstagen von 10 bis 14 Uhr besichtigt werden.
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