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Landsberg: Moderne Hinterglasmalerei im Rochlhaus

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Moderne Hinterglasmalerei im Rochlhaus

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    Bunt, selbstironisch: eine besondere Ausstellung von Corinne Haber gibt es im Rochlhaus in Thaining.
    Bunt, selbstironisch: eine besondere Ausstellung von Corinne Haber gibt es im Rochlhaus in Thaining. Foto: Christian Rudnik

    Unter dem Titel "Färkeerte Wällten" zeigt die Künstlerin Corinne Haberl aus Landsberg über 50 ihrer Hinterglasmalereien im Rochlhaus in Thaining. Die meisten davon entstanden in den letzten drei Jahren. Auch bekannt als "die bunte Frau" wird Haberl dabei ihrem Ruf gerecht, denn bunt sind nicht nur ihre Werke, sondern auch ihre dazu passende Kleidung bei der Vernissage letzten Samstag. "Rot ist meine Lieblingsfarbe", erklärt die Halbfranzösin. Rot ist deshalb nicht nur eine häufig verwendete Farbe in ihren Bildern, sondern auch die meisten der Rahmen leuchten in Rot. Pastelliges und Dezentes ist hier nicht zu finden. Haberl liebt kräftige Farben, die durch die Hinterglasmalerei, die sie autodidaktisch erlernte, umso mehr leuchten. 

    Viel Arbeit steckt in der Entstehung dieser Werke

    Wer sich die einzelnen Arbeitsschritte dieser Kunstwerke auf Glas von der Künstlerin erklären lässt, bekommt eine Ahnung davon, wie viel Arbeit in deren Entstehung steckt. Die Arbeitsweise ist dabei genau umgekehrt wie beim Arbeiten auf der Leinwand – gemalt wird zum einen spiegelverkehrt, zum anderen vom Vorder- zum Hintergrund. Dabei bringt sie Farbe in mehreren Schichten auf, da auch die Pinselstriche Effekte erzeugen. Essenziell ist die Grundierung zum Abschluss der Arbeiten, sie erhöht die Brillanz der Farben. Wichtig sei es auch, das Glas stets sauber und fettfrei zu halten, erklärt Haberl. Der Zeitaufwand ist groß und kann bis zu zwei Monate pro Bild dauern. Genauigkeit ist gefragt, denn eine Korrektur sei nicht möglich, da die Transparenz verloren gehe, so Haberl. Rund acht bis zwölf Stunden täglich sitzt die Künstlerin über ihrer Malerei, mit dabei ist immer Katze M'Izzi, "meine Lebensgefährtin und Muse", wie Haberl sagt. Das pechschwarze Tier ist auch in einigen ihrer Bilder zu finden.

    Eine Ausstellung mit Werken von Corinne Haberl im Rochlhaus in Thaining.
    Eine Ausstellung mit Werken von Corinne Haberl im Rochlhaus in Thaining. Foto: Christian Rudnik

    Zur Hinterglasmalerei kam Corinne Haberl, die in München geboren wurde und in Marseille aufwuchs, durch einen Besuch im Dorfmuseum in Oberammergau. "Um auch einmal Schnee zu sehen, haben wir Ferien in Oberammergau gemacht. Mein Vater war Lehrer und hat viel Wert darauf gelegt, uns in Museen zu führen", erinnert sich Haberl. Inspiriert von der dort ausgestellten Hinterglasmalerei schuf sie als 13-Jährige ihre ersten vier Werke, die sie auch bei der Ausstellung im Rochlhaus zeigt. Ihre Motive waren damals die Kirche in Berbing, ein Kind im Schnee, ein Bücherregal und Kinder, die einen Reigen tanzen. 

    Ausstellung im Rochlhaus: Mit viel Ironie die Gesellschaft abbilden

    Die harmlosen Motive der Kinderzeit sind Werken mit viel Ironie und skurrilem Humor gewichen. Corinne Haberl ist eine aufmerksame Beobachterin ihrer Zeit und der Gesellschaft, in der sie lebt. So saugt sie Themen auf, die anderen vielleicht wenig spektakulär erscheinen, sie aber auf die Palme bringen – wie das Übermalen von Graffiti. "Das ist doch ein No-Go, einfach über die Zeichnung des Vorgängers drüberzusprühen", sagt sie und widmete dem Thema das Bild "Hegemonie an der Graffiti-Wand". Eingebrannt hat sich ihr auch die Zeit der Coronapandemie mit ihren teilweise wenig nachvollziehbaren Verordnungen und dem Masketragen. Viele Bilder zeugen davon. Dass der Mensch ein nachwachsender Rohstoff sei, ein Satz eines chinesischen Politikers, inspirierte sie zu einem Bild, an dem Babys in einem Kokon an einem Baum wachsen und ihren weiteren Lebensweg wie Fabrikware verbringen. Einmal kreisen Drachen über einem Narrenschiff, ein anderes Mal steht ein Pulk aus fetten Touristen vor den berühmten "James-Bond-Felsen" in der Phang-Nga-Bucht. In einer Serie von Bildern beschäftigt sich die Malerin mit Synapsen, die Bilder tragen die Titel "Dachschaden" oder "Stimmungswechsel". Wer die Ausstellung "Färkeerte Wällten" besucht, sollte etwas Zeit mitbringen – genaues Hinschauen lohnt sich. Diese Bilder erzählen Geschichten, manche wirken wie die berühmten Wimmelbilder für Kinder. 

    Die Ausstellung im Rochlhaus in Thaining ist vom 3. bis 18 Juni zu sehen. Sie ist jeweils am Samstag und Sonntag von 13 bis 17 Uhr geöffnet zu folgenden Öffnungstagen: 10. und 11./ 17. und 18. Juni.

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