Diese Familie betreibt seit 60 Jahren die Bäckerei Pfatischer
Wie es der Familienbetrieb aus Unterdießen schafft, sich den Trends des Fachkräftemangels und der Betriebsschließungen kleiner Betriebe entgegenzustellen.
In der Bäckerei Pfatischer in Unterdießen gibt es etwas, das heutzutage selten geworden ist – Zeit. Die Teigreife genießt hier einen sehr hohen Stellenwert, und so dürfen manche Brotteige sogar bis zu drei Tage gehen, bevor sie im Steinbackofen gebacken werden. Der Grund dafür: Brote mit langer Teigreife sind besser verträglich. Altes Bäckerwissen und moderne Erkenntnisse vereinigen sich im Familienbetrieb Pfatischer, der zurückgeht auf Werner Pfatischers Mutter Maria, heute 86. Sie wuchs in der elterlichen Bäckerei in Falkenberg in Niederbayern auf und half fleißig mit.
Die Familie übernahm 1963 die Bäckerei in Unterdießen
Erst ein Vertreter setzte sich bei ihrem Vater dafür ein, dass seine Tochter eine Gesellenprüfung ablegen solle. Diese bestand sie, ohne vorher eine Lehrzeit zu absolvieren, und setzte später noch die Meisterprüfung obendrauf. Nachdem die Bäckerei jedoch an ihren Bruder übergangen war, arbeitete sie zuerst in Bad Tölz und München, bis es sie nach Unterdießen verschlug, wo sie mit Ehemann Hermann 1963 die Bäckerei von Georg Dazer übernahm. Hermann sattelte vom Metzger zum Bäcker um, und trotz vier Kindern meisterte das Ehepaar das Geschäft und lebte weitgehend autark mit Gemüse- und Obstgarten sowie Hausschlachtung.
„Wir Kinder mussten alle in der Bäckerei mithelfen, vor allem sauber machen“, erinnert sich Werner Pfatischer, der zuerst kein großes Interesse daran zeigte, Bäcker zu werden. „Aber um Fußballprofi zu werden, reichte mein Talent dann doch nicht aus“, sagt er heute lachend im Rückblick. Die Begeisterung für den Beruf kam spätestens mit der Meisterprüfung, hält bis heute an und hat sich auf seinen Sohn Fernando, 21, übertragen. Der hat mit 19 als bis dato jüngster Teilnehmer die Meisterprüfung und den Betriebswirt im Handwerk bereits absolviert und bildet sich gerade zum Somelier weiter. Seine wissenschaftliche Projektarbeit dreht sich um den Einfluss von Brot auf die Darmgesundheit.
Betrieb hat kein Problem mit Personalmangel
Verträglichkeit, handwerkliche Tradition, Frische und gute Zutaten, vorwiegend aus der Region, sind das Rezept der Pfatischer-Backwaren, die weit über die Landkreisgrenzen einen guten Ruf genießen. So gibt es eine ganze Reihe von Stammkunden, die mit mehreren Körben kommen, um auf Vorrat für sich oder auch andere einzukaufen. Beliebt sind neben den Broten, die alle mit Natursauerteig gebacken werden und einen hohen Roggenanteil aufweisen, auch die fluffigen Brezen aus dem Steinbackofen und Spezialitäten wie der Bärlauch-Schmand-Fladen, für den die Pfatischers selbst Bärlauch von Hand pflücken und ein hochwertiges Olivenöl aus Griechenland beziehen.
Zwei Dinge sind den Pfatischers wichtig, die auch ihren Beitrag dazu leisten, dass die Bäckerei bei den Kunden gut ankommt und kein Mangel an Auszubildenden und Angestellten herrscht. Zum einen setzt der Betrieb seit rund 15 Jahren auf Nachhaltigkeit. So wurden zum Backen Pelletöfen angeschafft, die Dächer mit einer PV-Anlage belegt, ein Batteriespeicher eingebaut sowie ein E-Auto zum Ausfahren der Backwaren in die Verkaufsstellen angeschafft. Zudem hat Werner Pfatischer mittlerweile rund 2500 Bäume gepflanzt. Zum anderen legt der Betrieb großen Wert auf ein gutes Miteinander und einen freundschaftlichen und familiären Umgang.
Die Bäckerei feiert am 24. Juni ihr Jubiläum
So wuchs der Betrieb von anfänglich zwei auf mittlerweile 22 Mitarbeitende; viele von ihnen sind bereits seit 20 oder gar 30 Jahren mit dabei. Dazu gehört Werner Pfatischers Bruder Hermann, der seit 32 Jahren am Backofen steht. Auch an Auszubildenden mangelt es in den meisten Jahren nicht; derzeit sind drei Ausbildungsplätze besetzt. „Unsere Bäckerlehrlinge stammen meist aus der Region, auch Gymnasiasten sind darunter“, sagt Werner Pfatischer, der als Fußballtrainer beim SV-Unterdießen auch gute Kontakte zur Jugend pflegt und bereits so manchen Kicker von der Vielfalt des Bäckerhandwerks überzeugen konnte.
Zum Jubiläum am 24. Juni von 10 bis 17 Uhr erwartet die Besucher um 11 Uhr ein Weißwurstessen, dem sich eine Backstubenführung sowie eine Brot- und Ernährungsberatung anschließt. Auf dem Programm stehen auch Schaubacken sowie Brezendrehen für alle sowie Kutschefahren und eine Hüpfburg für die kleinen Gäste.
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