Der Landrat wird 50: Elf Fragen zum Runden
Thomas Eichinger (CSU) ist in der zweiten Amtszeit, und es stehen viele Entscheidungen im Landkreis Landsberg an. Das Klinikum zu erhalten, ist ein großes Ziel.
Was war Ihre erste Entscheidung als Landrat?
Thomas Eichinger: Meine erste Entscheidung war es, im unmittelbaren Umfeld des Landratsbüros nichts zu verändern und alle Mitarbeiter in ihren Aufgaben zu übernehmen. Das habe ich bis heute auch nie bereut. Aber sogar die Büroausstattung habe ich unverändert übernommen und bis heute nicht gewechselt inklusive Stuhl und Schreibtisch.
Was war Ihre schwierigste Entscheidung als Landrat?
Thomas Eichinger: Am schwierigsten fand ich es, mich gegen die Fusion der Sparkasse mit Fürstenfeldbruck und Dachau zu positionieren und schließlich den Kreistag davon zu überzeugen. Alle anderen Verwaltungsräte der Sparkasse waren damals für eine Fusion, und es gab eine mehrwöchige öffentliche Kontroverse zu dem Thema. Am Ende wurde die Fusion aber mit großer Mehrheit im Kreistag abgelehnt, und unserer Sparkasse geht es heute besser denn je.
Wie entspannen Sie sich? Wenn es mal schwierig wird?
Thomas Eichinger: Entspannung finde ich entweder in der Natur oder beim Lesen eines guten Buchs. Die Selbsterinnerung, sich nicht zu wichtig zu nehmen, ist ebenfalls ein guter Tipp.
Was war die erfreulichste Entscheidung als Landrat?
Thomas Eichinger: Das Erfreulichste war es, gemeinsam mit dem Kreistag den Neubau des Freibads in Greifenberg auf den Weg zu bringen. In den letzten Jahren gelang kaum einer Kommune ein Badneubau. In die engere Auswahl kommt aber auch der MVV-Beitritt zum nächsten Jahr oder der Beschluss für den Bau des Feuerwehrausbildungszentrums in Pürgen.
Das Theaterspielen ist die große Leidenschaft. Wäre es auch ein Traumjob?
Thomas Eichinger: Ich denke, man sollte sein Hobby nicht zum Beruf machen. Vom Erfolg abhängig zu sein, verdirbt wahrscheinlich den größten Spaß. Da bleibe ich lieber Laiendarsteller.
Apropos Traumjob. Würden Sie gerne mit dem Ministerpräsidenten tauschen?
Thomas Eichinger: Noch vor ein paar Jahren hätte ich da sicher Ja gesagt! Aber die Herausforderungen und zum Teil auch die Schwerpunkte in dieser Position liegen stark im Verkaufen der politischen Botschaften. Das Gestalten tritt dabei fast in den Hintergrund, und dafür ist der Aufwand gigantisch und der Verlust von Privatleben sehr schmerzhaft.
Werden Sie 2026 wieder antreten?
Thomas Eichinger: Das Amt des Landrats ist zwar eine große Herausforderung, aber es ist auch sehr beglückend zu erleben, wie man mithelfen kann, die Heimat weiterzuentwickeln. Deshalb: Wenn ich gesund bleibe und meine Partei mich wieder unterstützt, würde ich mich gern um eine weitere Amtszeit bewerben.
Können Sie sich vorstellen, ein anderes politisches Amt zu übernehmen?
Thomas Eichinger: Vorstellen kann ich mir viel, aber ich habe es nicht vor.
Was ist die größte Herausforderung für den Landkreis in Zukunft?
Thomas Eichinger: Der Landkreis kann sich den Entwicklungen in Deutschland nicht entziehen. Ich sehe aktuell die Gefahr, dass unsere Gesellschaft immer mehr den Zusammenhalt verliert. Das Grundvertrauen der Menschen gegenüber dem Staat und gegen übereinander wich in den vergangenen Jahren verstärkt einem Grundmisstrauen. Die Coronazeit hat da sicher Spuren hinterlassen, aber sie hat auch offengelegt, dass schon länger ein Erosionsprozess stattfand. Immer sichtbarer wird bei Demonstrationen und politischen Statements eine unversöhnliche Haltung bis hin zur Spaltung der Gesellschaft. Wir müssen deshalb gemeinsam daran arbeiten, dass der Wertschätzung füreinander wieder eine größere Rolle im Leben zukommt. Das Ehrenamt hat für mich dabei eine Schlüsselfunktion: Der Ehrenamtliche ist nicht der Dumme, der sich ausbeuten lässt, sondern er ernährt die Gemeinschaft mit seiner Leistung und sorgt erst damit für eine wirklich menschenwürdige Gesellschaft. Wer möchte schon in einer Gesellschaft leben, die Menschen nur nach monetären Maßstäben bemisst?
Welche Zukunft sehen Sie für das Landsberger Klinikum – was muss sich ändern?
Thomas Eichinger: Das Klinikum ist in sehr herausfordernden Zeiten auf gutem Kurs. Wir haben schon wichtige Weichenstellungen vorgenommen, als wir den Weg zum Gesundheitscampus eingeschlagen haben. Die Nachwuchsgewinnung für die Pflege über die vergrößerte Pflegeschule, die wir jetzt bauen, verbunden mit einem attraktiven Wohnungsangebot vor Ort ist eine zentrale Aufgabe. Auch die zusätzliche Ausrichtung auf Altersmedizin passt zu unserer Demografie und ergänzt als Pendant die erfolgreiche Kindermedizin und die Geburtsstation. Insgesamt bin ich sehr zuversichtlich, dass wir in Landsberg mit den vorgesehenen Erweiterungen und personellen Verstärkungen einen sehr attraktiven Medizinstandort des 21. Jahrhunderts schaffen.
Was hätten Sie im Nachhinein gerne anders gemacht?
Thomas Eichinger: Da fällt mir auch bei längerem Nachdenken nichts ein.
Zur Person: Bevor Thomas Eichinger (CSU) im Jahr 2014 zum Landrat gewählt wurde, war er drei Perioden (1996 bis 2014) Mitglied des Kreistags. Seit Oktober 2023 ist er auch Bezirksrat. Als Landrat ist er gleichzeitig Vorsitzender des Verwaltungsrats des Landsberger Klinikums. Eichinger ist unter anderem Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft für öffentliche und freie Wohlfahrtsverbände (seit 2015), Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit und Soziales im bayerischen Landkreistag (seit Juli 2020) und stellvertretender Vorsitzender des Sozialausschusses des Deutschen Landkreistags (seit April 2023). Privat spielt er leidenschaftlich gerne Theater (bei der Schondorfer Jakobsbühne)und liest in seiner Freizeit.
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