Das Dilemma der Anleger
Die Euro-Krise führt zu einer schleichenden Enteignung der Sparer. Plötzlich werden deshalb Aktien wieder interessant.
Der Höhenflug an der Börse erklärt sich durch einen Notstand der Sparer: Wer gerade Geld sicher anlegen muss – für den Traum vom Eigenheim, für das Alter, für die Kinder... –, der steht vor einem Problem: Die Zinsen für das Sparbuch liegen meist unter 1 Prozent, bei Festgeld sieht es kaum besser aus. Selbst bei Onlinebanken bröckeln die Konditionen. Sucht man mit klassischen Produkten Renditen über der Inflationsrate, prallt man bei den allermeisten seriösen Banken gegen eine Niedrigzinswand wie ein Eishockeyspieler gegen die Bande. Ursache daran hat die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank: Keine Geschäftsbank zahlt wie früher fünf oder sechs Prozent Zins an Privatanleger, wenn sie das Geld annähernd umsonst von der EZB bekommt. Die Euro-Krise führt zu einer schleichenden Enteignung der Sparer. Plötzlich werden deshalb Aktien wieder interessant.
Jeder, der jetzt aber sein Glück an der Börse versuchen will, sollte die Augen weit aufmachen: Viele Probleme Europas und der USA sind noch ungelöst. Die Krise kann schnell zurückkommen. Und inwieweit testen institutionelle Investoren den Dax und Dow Jones aus? Wann ziehen sie ihr Geld wieder ab? Viele dieser Gefahren sind sicher nicht akut. Für Kleinanleger aber bedeuten sie, nur einen überschaubaren Teil des Vermögens in Aktien zu investieren. Die Börse, lautet ein alter Spruch, ist keine Einbahnstraße.
Niedrige Zinsen hier, Risiko dort. Die Anleger stecken im Dilemma.
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