Die Meinung der Gläubigen zählt
Jetzt haben es die deutschen Bischöfe und Papst Franziskus auch schriftlich: Zahlreiche Gläubige sind höchst unzufrieden mit ihrer Kirche. Zwischen Lehre und Anspruch und der Glaubenspraxis klafft ein Graben, der durch Sonntagspredigten nicht zugeschüttet werden kann. Das geht aus der Familienumfrage hervor, die Franziskus als Ausdruck seines neuen Stils hat durchführen lassen. Die Antworten sind nun da, man wird sie nicht ignorieren können.
Bestes Beispiel dafür ist der in der Umfrage stark kritisierte Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Die Kirche beschwört die Nächstenliebe, handelt oft aber unbarmherzig. Wiederverheiratete Geschiedene mögen eine kleine Gruppe darstellen – und doch zeigt sich am Umgang mit ihnen exemplarisch der missliche Zustand der Kirche: Sie wird als „dogmenfixiert“ erlebt, als Institution, die ausgrenzt. Im Sinne des Evangeliums kann das nicht sein. Wie Franziskus zum Thema Wiederverheiratete steht, ist ungewiss; ob es zu einer Reform kommt, unklar. Von seinem Lösungsweg aber wird seine Glaubwürdigkeit und seine Kraft für weitere Reformen abhängen. Immerhin, und das ist nicht wenig: Die Umfrage ist ein erster Schritt hin zu mehr Glaubwürdigkeit. Es müssen weitere folgen.
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