Bezirks-Krankenhaus überbelegt - Erweiterungsbau soll Platz schaffen
Die psychiatrische Klinik in Augsburg ist laufend überbelegt. Ein Erweiterungsbau mit speziellen Hilfsangeboten für junge und ältere Menschen soll Platz schaffen.
Jeden zweiten Menschen trifft es: Die Wahrscheinlichkeit, einmal im Leben psychisch zu erkranken, liegt bei etwa 50 Prozent. Egal, ob Depression, Alkoholsucht oder eine bipolare Störung – seelische Krankheiten sind Alltag, sagte der Chefarzt des Bezirkskrankenhauses (BKH) in Augsburg, Prof. Max Schmauß. Um den Menschen helfen zu können, wird das Haus in den kommenden zwei Jahren einen zusätzlichen Trakt errichten. Auf dem Gelände unmittelbar neben dem (Zentral-)Klinikum werden Räume für 66 zusätzliche Betten entstehen. Der Bezirk Schwaben reagiert damit auf die hohen Patientenzahlen, die für Enge in den Zimmern und auch Betten auf dem Gang sorgen.
Zu 108 Prozent ausgelastet
Wieder in Zahlen gesprochen lässt sich die Raumnot so beschreiben: Das Bezirkskrankenhaus ist mit seinen bislang 260 Betten nach den Worten von Schmauß im Schnitt zu 108 Prozent ausgelastet. Das liegt zum einen daran, dass manche psychische Erkrankungen zunehmen. Bei Depressionen glaubt der Chefarzt das nicht, doch hier habe sich der Blick auf die Krankheit verändert: Man sucht heute eher Hilfe. Weil die Patientenzahlen so hoch sind und das Haus akut kranke Menschen aufnehmen muss, kommt es häufig an Wochenenden zu Engpässen: „Ich würde mir wünschen, dass wir einmal einen Freitag erleben, an dem vier, sechs oder mehr Betten frei sind“, sagte Schmauß beim Spatenstich für den Neubau. Er entsteht im Westen des Geländes und soll rund 14 Millionen Euro kosten. Mit den 66 zusätzlichen Betten will das Krankenhaus aber nicht nur mehr Raum schaffen.
In den neuen Gebäuden sind drei Stationen vorgesehen, die sich um bestimmte Krankheiten kümmern. Ein Bereich mit 22 Betten soll sich auf psychische Erkrankungen im Alter konzentrieren: „Der Bedarf steigt, denn je älter wir werden, desto höher ist das Risiko, etwa an einer Demenz zu erkranken“, sagte Schmauß. Dazu zählen auch Angststörungen. Auf einer anderem Station werden junge Erwachsene zwischen 16 und etwa 24 Jahren im Mittelpunkt stehen. Während Drogenabhängige in der Suchtklinik behandelt werden, liegt der Schwerpunkt in der neuen Station auf anderen Krankheiten, so Schmauß: „Es geht zum Beispiel um Persönlichkeitsstörungen aber auch um Spielsucht oder neue Süchte wie die Internetsucht.“ Der dritte Bereich des Neubaus kümmert sich um die Psychotherapie und Psychosomatik, also die Verbindung zwischen seelischen und körperlichen Leiden.
Größte psychiatrische Klinik in Schwaben
Das Krankenhaus wird dann 326 Betten und 32 tagesklinische Plätze haben und ist damit die größte psychiatrische Klinik in Schwaben. Andere Bezirkskrankenhäuser sind zwar größer, haben aber wie etwa in Kaufbeuren mit dem Maßregelvollzug zusätzliche Einrichtungen. In Augsburg ist nach dem Neubau, der unterirdisch mit der bestehenden Klinik verbunden wird, vorerst kein Bauplatz mehr für Wachstum. Ausweichen könnte das Haus auf eine Fläche, die bislang zum Klinikum gehört. Außerdem setzt die Psychiatrie nach den Worten von Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert auf ein großes ambulantes Angebot und die Kooperation mit Krankenhäusern in der Region und dem benachbarten Klinikum. Wenn das Großkrankenhaus zur Uniklinik wird, ist auch das Bezirkskrankenhaus als Psychiatrie dabei, sagte Reichert: „Wir werden die größte Fakultät sein und werden von der Umwandlung profitieren.“ Das Bezirkskrankenhaus bleibe aber eigenständig und werde anders als das Klinikum nicht vom Freistaat übernommen.
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