Gabor Steingart kommt zum Newscamp: Dieser Mann ist eine Marke
Gabor Steingart ist Journalist und Marke zugleich. Gut 100.000 Menschen lesen täglich sein "Morning Briefing". Jetzt spricht er beim Newscamp in Augsburg.
Fast könnte man meinen, Gabor Steingart sei ein berühmter Seefahrer. Aber bitte: Wer ab Frühjahr 2020 ein Schiff mit einer Redaktion auf der Spree im Berliner Regierungsviertel herumschippern lassen will, darf a) nicht wasserscheu sein, muss b) einen gewissen Mut zum Abenteuer haben und c) mit Vergleichen aus der Welt der Seefahrt leben. So einen gab es auch in unserer Zeitung: „Leinen los. Medien-Unternehmer Steingart lässt mit Springer ein Redaktionsschiff vom Stapel“. Der Journalist und Autor wird Berichte über seine Pläne mit einem Lächeln um die Mundwinkel gelesen haben. Denn seine Botschaft scheint über die Medienbranche hinaus angekommen zu sein: Hier arbeitet einer an einem ehrgeizigen journalistischen Projekt. Oder, um die Homepage seiner Neugründung Media Pioneer GmbH & Co. KG zu zitieren: „Wir sind ein Medienunternehmen neuen Typs. 100% Journalismus. Keine Märchen.“ Oder in Steingarts Worten aus seinem „Morning Briefing“, seinem Newsletter und Podcast: „Wir bauen die schwimmende Bühne für den Journalismus einer neuen Zeit.“
Gabor Steingart spricht beim Newscamp in Augsburg über den "Journalist als Marke"
Der ehemalige Miteigentümer der Handelsblatt Media Group und sein Team wollen Qualitätsjournalismus, Infografiken und Events bieten, bei denen Mediennutzer Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Kultur begegnen. Grundlage ist Steingarts „Morning Briefing“, das als Newsletter nach seinen Angaben rund 100.000 Menschen täglich erreicht und als Podcast auf bis zu 400.000 Abrufe pro Woche kommt („Deutschlands führender Daily Podcast für Politik und Wirtschaft“). Die Bühne, die sich Steingart einst baute, wird also massiv ausgebaut. Steingart verbreitert das Geschäftsmodell seiner One-Man-Show. Und das war das „Morning Briefing“, das er für das Handelsblatt zu einem großen Erfolg machte und nach seinem Ausscheiden dort im vergangenen Jahr weiterführte.
Steingart hatte auf einmal einen Newsletter, der nicht nur ganz von ihm und seiner Persönlichkeit lebt, sondern auch mehr Leser hat als manche Zeitung; der, oft von anderen Medien zitiert, eine öffentliche Wirkung entfaltet. Steingart war bereits zuvor eine „Marke“ als bundesweit beachteter Journalist – durch das „Morning Briefing“ stieß er in eine neue Dimension vor. Anrüchiges kann er daran nicht finden, im Gegenteil: Steingart spricht darüber gern und offen. Zum Beispiel am Mittwoch in Augsburg bei der Digitalkonferenz Newscamp, die die Newsfactory, eine Tochter der Mediengruppe Pressedruck, veranstaltet. Sein (Lebens-)Thema: „Der Journalist als Marke“.
Steingart hat verwirklicht, was in der Branche seit Jahren – etwa vom Journalisten und Blogger Richard Gutjahr – proklamiert wird: Jeder Journalist könne und solle sich als Marke präsentieren und etablieren. Mit Blick auf seine eigene Zukunft, aber auch auf die seines Mediums. In einer Zeit der digitalen Umbrüche geht es darum, gesehen zu werden – oder eben unterzugehen.
Das Newscamp begleiten wir am Mittwoch und Donnerstag aktuell mit einem Live-Blog auf unserer Seite. Den Link finden Sie am Mittwochmorgen auf unserer Startseite.
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