Was Heimat für den „Folkstrottel“ bedeutet
Der musizierende Mediziner Dr. Wilfried Mütterlein hat dem Begriff sein neues Video gewidmet
Dr. Wilfried Mütterlein ist zwar kein Mindelheimer Urgestein, aber bekannt wie eines. Nicht nur als Nervenarzt, auch als Liedermacher hat sich der gebürtige Oberpfälzer mittlerweile einen Namen in seiner Wahl-Heimat gemacht. Und das ist auch schon das richtige Stichwort: „Heimat“ lautet nämlich der Titel seines neuen Liedes, zu dem es auch ein passendes Video gibt.
Wer glaubt, ein Hobbymusiker produziere auch nur ein Video auf Hobby-Niveau, der irrt. Mütterlein hat sich ein kleines, aber feines Team an Profis für sein Projekt zusammengesucht. Für den Video-Dreh war der gebürtige Mindelheimer Michael Schöllhorn zuständig, der mittlerweile in Berlin Karriere als Fotograf gemacht hat. Um die Tonaufnahmen kümmerte sich Franziskus Steber, alias Gix, aus Mindelheim. Das Heimat-Video zeigt Mütterlein in den schneebedeckten Bergen und im Kreise seiner Familie. Es beinhaltet aber auch andere Elemente, die seinen persönlichen Heimatbegriff vollkommen machen. So schwebt zum Beispiel zu Anfang des Videos die Erisrieder Sängergemeinschaft tanzend übers Parkett, etwas später zündet der indische Pater Michael in der Kirche eine Kerze an. Dem Heile-Welt-Gefühl stellt Müttlerein die dunklen Seiten des Lebens gegenüber. Ein kleiner Teil des Videos wurde im KZ Dachau gedreht. Heimat kann nicht da sein, „wo Willkür Grenzen zieht“, heißt es in einer Strophe des Liedes. Etwas später gibt Mütterlein einen Ausschnitt aus dem Moorsoldaten-Lied wieder, das zu seinem Bedauern der jungen Generation weitgehend unbekannt ist. Komponiert haben es Häftlinge des KZ Börgermoor bei Papenburg, die gezwungen wurden, unter unmenschlichen Bedingungen mit einfachen Werkzeugen das Moor zu kultivieren. Sie sehnen im Lied das Ende ihrer Gefangenschaft herbei und enden mit der Strophe, die Mütterlein aufgreift: „Doch für uns gibt es kein Klagen, ewig kann’s nicht Winter sein. Einmal werden froh wir sagen: Heimat, du bist wieder mein.“
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