Das nächste Kneippjahr in Bad Wörishofen
Vor 125 Jahren starb Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen. An seinem Namenstag empfiehlt Pfarrer Hartmann aus besonderem Grund einen Regenmantel.
Das vergangene Jahr stand im Zeichen des 200. Kneipp-Geburtstages, heuer erinnert Bad Wörishofen an den 125. Todestag ihres Wohltäters. Der Sebastianstag gab dazu eine erste Gelegenheit. Aus gutem Grund empfahl dort Pfarrer Andreas Hartmann allen einen Regenmantel. Es war nicht die einzige Überraschung des Festtages.
Als am 17. Mai 1821 in Stephansried nachts um 23.30 Uhr ein Kind das Licht der Welt erblickte, verging bis zur Taufe nicht viel Zeit. Gleich am nächsten Vormittag um 7.30 Uhr taufte Benediktinerpater Sebastian Rösl den neuen Erdenbürger auf den Namen Sebastian Anton. So steht es im elften Band des Taufbuchs der Pfarrei Ottobeuren. Der Kleine war der Sohn des Webers Xaver Kneipp und seiner Frau Rosina. Statt eines Webers wurde aus dem kleinen Sebastian aber der große Heilkundige Kneipp, dessen Lehre mittlerweile immaterielles Kulturerbe Deutschlands ist. Am Namenstag des Priesters erinnerte dessen Nachfolger im Amt des Pfarrers von Bad Wörishofen auch an den Namenspatron Sebastian. Der sonst übliche Festtag der Schulkinder konnte in der Corona-Pandemie nicht stattfinden.
Ein glaubensstarker und mutiger Mann sei er gewesen, der sich während der Christenverfolgung durch den Kaiser nicht einschüchtern ließ, berichtete Hartmann. Wortstark sei auch Pfarrer Sebastian Kneipp gewesen – und er wusste sich zu schützen, laut eines Zitats mit einem ‚Regenmantel’: „Als ich Pfarrer von Bad Wörishofen wurde, da schaffte ich mir ein Möbel an, das ich seit jener Zeit hoch in Ehren halte: einen Regenmantel. Als ‚Meine Wasserkur’ aufkam, wurden Schmähschriften der niedrigsten Sorte herausgegeben; Zeitungen aller Schattierungen und jeder politischen Richtung vereinigten sich gegen mich, der eine wollte dies, der andere jenes, da habe ich den Regenmantel besser zugezogen und hab’s ablaufen lassen.“ Diesen ‚Regenmantel’ würden alle Menschen brauchen um Pfeile des wunden Punktes, der Dünnhäutigkeit, der Überforderung von sich abprallen zu lassen, um nicht verletzt zu werden, so Hartmann.
Den Gottesdienst umrahmte Kirchenmusiker Karl Stepper an der Orgel. Musikalisch gestalteten ihn außerdem Ramona Steiner am Saxophon und Moritz Moser an seiner Trompete. Moritz ist der Enkel von Kirchenpfleger Martin Kistler – und spielte als Überraschung für seinen Opa.
Kistler wurde unlängst 80 Jahre alt. Da sei dieser Gottesdienst der beste Rahmen ihm zu gratulieren, so Pfarrer Hartmann: „Da kann er jetzt nicht aus.“ Bürgermeister Stefan Welzel betonte in seinem Grußwort die große Bereitschaft von Martin Kistler, sich im Laufe seines Lebens mit Energie und unglaublich vielen guten Ideen einzubringen, für die Kommune und die Kirche. Dafür habe er auch die Bürgermedaille erhalten. Er bedankte sich auch im Namen der Stadt Bad Wörishofen. Thomas Schurr, stellvertretender Kirchenpfleger der Stadtpfarrkirche St. Justina, berichtete, dass Martin Kistler seit 2007 Kirchenpfleger sei und in den vergangenen 16 Jahren sehr viel bewirkt habe. Dabei hob er besonders die Kindertagesstätte St. Anna hervor.
Evi Schuster, die Leiterin der Kindertagesstätte St. Anna brachte einige besondere Geschenke mit, alles um die Wertschätzung für Martin Kistler deutlich zu machen. Darunter waren 144 Wimpel, von „jedem Kind einen für Sie gemacht“. Er habe für jedes Problem ein offenes Ohr und eine Lösung. Sichtlich gerührt bedankte sich Martin Kistler und meinte: „Das war schon ziemlich viel. Wenn Gott will, wird er mir die Kraft geben weiter zu machen.“
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