
Von Warmisried nach Weißrussland


Christoph Bischlager ist eigentlich ein Gehörlosensportler. Trotzdem holt er bei der deutschen Seniorenmeisterschaft zwei Titel – und fährt optimistisch nun zur Hallen-EM.
Manchmal hilft die Gnade der frühen Geburt. So auch im Fall von dem aus Warmisried stammenden Gehörlosensportler Christoph Bischlager. Er nahm kürzlich an der deutschen Leichtathletik-Meisterschaft in Erfurt statt. Bei den „Hörenden“ wohlgemerkt. Bischlager startete erstmals in der Altersklasse M35 – und nutzte den Vorteil, einer der Jüngsten zu sein, voll aus. Denn er kehrte mit zwei deutschen Meistertiteln zurück.
„Bisher war ich nur als Teil einer Mannschaft bei der deutschen Meisterschaften dabei“, sagte Bischlager. Einzeldisziplinen werden erst ab der Altersklasse M35 im Seniorenbereich ausgetragen. Heuer also hatte er die Chance, als Einzelsportler erstmals an einer deutschen Seniorenmeisterschaft teilzunehmen.
„Einfach so“ für den Speerwurf gemeldet
In Erfurt hat er sich für drei Wurfdisziplinen angemeldet: Diskus, Speer und Kugel. „Eigentlich wollte ich mich nur auf Diskus und Kugel konzentrieren. Aber beim Speerwurf dachte ich mir, da mache ich einfach auch mit“, sagte Bischlager. Mit dem Speerwurf ging es dann auch los – allerdings im Freien. „Es lag Schnee und war ganz schön kalt“, sagte Bischlager, der nur im verkürzten Anlauf warf und am Ende mit 38,85 Metern in seiner Altersklasse den fünften Platz belegte. „Ich wollte kein Risiko gehen und Kraft sparen für meine zwei stärksten Disziplinen am nächsten Tag“, sagte er.
Der zweite Wettkampftag begann mit dem Kugelstoßen – und schnell kristallisierte sich ein Zweikampf zwischen Bischlager und Dominik Lewin (LV 90 Erzgebirge) um den Meistertitel heraus. Lewin legte im dritten Versuch mit 14,62 Metern vor, Bischlager zog in seinem vierten Versuch mit 14,69 Metern nach. Doch erneut ging Lewin mit einer Weite von 14,74 Metern in Führung. „Da musste ich wieder kontern. Ich habe dann die Kugel richtig laut rausgewuchtet“, sagt Bischlager. Die Kugel landete dann tatsächlich bei 14,80 Metern – was eine neue persönliche Bestzeit und neuer bayerischer Rekord bedeuteten. Diese Weite konnte Lewin nicht mehr übertreffen, sodass sich Bischlager über seinen ersten deutschen M35-Hallentitel freuen durfte. Noch dazu erfüllte er mit seinen Weiten gleich drei Mal die A-Norm für die Hallen-EM der Gehörlosensportler, die kommende Woche in Weißrussland beginnt.
Wieder muss eine persönliche Bestweite her
Nur zwei Stunden nach seinem ersten Titelgewinn stand Bischlager wieder im Wurfring. Diesmal mit dem Diskus in der Hand und wieder im Freien. Dank des Sonnenscheins waren die Bedingungen etwas besser als am Vortag beim Speerwurf. Nachdem die Topwerfer alle im dritten Durchgang ihre weitesten Versuche hatten, musste Bischlager seine persönliche Bestweite übertreffen, um eine Medaille zu ergattern. Das glückte ihm mit der Weite von 45,59 Metern auch. Damit verbesserte er seinen eigenen deutschen Rekord um neun Zentimeter. Dieser reichte schließlich zum erneuten Titelgewinn. „Ich habe das Double geholt, womit ich nicht gerechnet habe. Ich war sprachlos“, sagte Bischlager, für den es am kommenden Donnerstag auf die Reise nach Gomel (Weißrussland) geht. Dort kämpft er dann um EM-Medaillen.
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