Als Atombomben im Unterallgäu lagerten
Plus Deutsche Trägerflugzeuge für US-Atomwaffen geraten derzeit wieder in den Fokus der Öffentlichkeit. Die nukleare Abschreckung erscheint heute weit weg – war jedoch über Jahrzehnte Alltag in der Region.
Russische Truppen marschieren an der ukrainischen Grenze auf und versetzen die Nato in Sorge. Gleichzeitig diskutiert man in Deutschland über den Kauf von Kampfflugzeugen: Der Kalte Krieg, so scheint es, erlebt ein Comeback. Denn die neuen Jets dienen vor allem einem Zweck: Sie sollen die nukleare Teilhabe Deutschlands sichern. Dabei lagern Kernwaffen, die unter US-Kontrolle stehen, auf dem Gebiet der Nato-Mitgliedsstaaten. Diese halten im Gegenzug Kampfjets bereit, die die Waffen im Ernstfall abwerfen können. Einst war die nukleare Abschreckung Teil des Alltags in der Region. So waren bis 1996 Streitkräfte der US Air Force auf dem Fliegerhorst in Memmingerberg stationiert. „Bis zu diesem Zeitpunkt war die Fähigkeit, Nuklearwaffen einzusetzen, vorhanden“, sagt Heinrich Schneider, damals Kommodore an dem Luftwaffenstandort.
Die Atomwaffen im Unterallgäu hatten die 25-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe
Abtransportiert wurden die dort gelagerten Kernwaffen laut einem Bericht unserer Zeitung im Dezember 1995. Sie konnten zuvor in elf der 26 sogenannten Shelter, die Kampfflugzeuge beherbergten, gelagert werden. Unter deren Boden hatten bis zu vier Kernwaffen Platz. Laut einem Bericht unserer Zeitung von 1991 sollen die Waffen die 25-fache Sprengkraft der Hiroshima-Bombe gehabt haben. Deren Existenz blieb in der Region weitgehend unbekannt. „Außerhalb wusste quasi niemand davon. Mich erstaunt, dass dieser Grundkonsens der Verschwiegenheit gehalten hat“, sagt Schneider. Die in Memmingerberg stationierten Kampfflugzeuge konnten die Bomben ans Ziel fliegen und dort abwerfen, erläutert Forscher Kütt, der sich mit innovativen Technologien zur nuklearen Rüstungskontrolle befasst. Sie seien dafür gedacht gewesen, sowjetische Kampfverbände zu stoppen. „Für uns Piloten waren das politische Waffen“, sagt Schneider. „Uns war klar, dass bei einem Einsatz in Ost wie West keiner mehr übrig bleibt.“ Und selbst wenn die Piloten so einen Einsatz überlebt hätten, wären sie in ein Trümmerfeld heimgekehrt. „Da fragt man sich: Was macht man dann? Man war jung, hatte Ideen, was man mit dem Leben anfangen will. Ich hatte eine Familie, kleine Kinder, Pläne. Das war eine Belastung.“
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