Bewegendes Drama einer Frau
Bei der Premiere von „Médée“ gibt es viel Lob für Inszenierung und Sängerinnen. Weniger gut kommt ein Gasttenor weg.
Harry Hieb aus Ulm ist begeistert. „Die Aufführung hat mir sehr gefallen, vor allem wegen der schauspielerischen Leistung. Das war als modernes Psychodrama von der emotionalen Handlung her sehr schlüssig umgesetzt und auch musikalisch hervorragend. Oxana Arkaeva hat mich in der Titelrolle extrem beeindruckt.“ Sie bringe die Psyche Medeas authentisch auf die Bühne, sagt Hieb, der stimmlich aber vor allem I Chiao Shih in der Rolle der Dienerin Néris heraushebt. Er habe „Medea“ bisher nur als Schauspiel gekannt, doch habe ihn die Umsetzung des Euripides-Stoffes als Oper viel mehr erreicht. Das Bühnenbild habe sich ihm aber nicht wirklich erschlossen, gibt Hieb zu. „Es hatte unter dieser Beleuchtung etwas von einem Fußballstadion oder einer Arena, aber vielleicht war das als Ort eines grausamen Kampfes so gewollt.“
Die Ulmerin Ulrike Hudelmaier und ihr Ehemann Jürgen Werner beurteilen die Premiere sehr positiv. „Diese Geschichte gab es wohl schon zu allen Zeiten“, fürchtet Werner, „und die Midlife-Crisis auch.“ „Früher war das Unterhaltung“, wundert sich Hudelmaier. „Aber auch Tragisches kann ja Unterhaltung sein.“ Großartig an der Ulmer „Médée“ sei, dass keinerlei emotionale Übertreibung passiere und kein moralisch erhobener Zeigefinger wertet. „Wir haben schon lange keine derart schlüssige Inszenierung in der Oper gesehen“, urteilen beide. Das Orchester habe anfangs Anlaufschwierigkeiten mit der Musik Cherubinis gehabt. „Der Chor aber war ganz, ganz toll in Szene gesetzt, und die Gesamtstimmung der Inszenierung ist sehr gelungen, die Figur der Medea ist absolut nachvollziehbar in ihrem Tun.“ Arkaeva zeichne Medea nicht als Furie, sondern als narzisstisch gekränkte Frau. „Nur der Gast in der Rolle Jasons fiel stark ab“, urteilt Werner über Tenor Gilles Ragon. „Wenn man einen Gastsänger engagiert, erwartet sich das Publikum, dass er in einer Rolle besonders stark ist. Das war leider gar nicht die Fall.“
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