Bring das Herz zum Lachen
Jiddische Musik in der Vagantenbühne
Roggenburg Das „Erinnern für die Zukunft“ ist Manfred Lemms erklärtes Lebensziel. Er möchte nicht nur die Musikkultur des Klezmer als lebendiges Kulturerbe weitergeben, sondern auch an einen ganz besonderen Dichter jiddischer Sprache, Mordechaj Gebirtig aus Krakau (1877-1942) erinnern. Dessen hinreißende Lieder hat Lemm als Gesamtwerk in Buchform und auf CDs publiziert, zudem initiierte er eine Produktion des polnischen Fernsehens über diesen Dichter und Liedermacher.
Mit seinem 82-jährigen Kollegen Fred Patzelt an der Klarinette war Lemm nun zu Gast in der Roggenburger „Vagantenbühne“. Das Duo, seit 1994 gemeinsam auf Tour, präsentierte mitreißend, humorvoll und musikalisch auf höchstem Niveau jiddische Lieder, die im Spannungsfeld von Humor und Melancholie wahrhaft „unvergesslich“ sind. Man kann sich leicht vorstellen, wie Lemm als Gitarrist und Sänger zu diesen Liedern fand, die der 1942 ermordete Gebirtig mit leichter Hand schrieb. Lieder, die mit menschlicher Wärme und verschmitztem Humor Wesentliches ansprechen: Lebensfreude und -leid, Liebe, Weisheit, aber auch Tod und Verfolgung. An einer Stelle heißt es: „Schläfere meine Trauer ein und bring mein Herz zum Lachen.“
Letzteres gelang Lemm und Patzelt auf der kleinen Vagantenbühne mühelos. Dafür sorgte auch die Kreuzung mit Berliner Liedern. Denn der Berliner Humor und der jüdische Humor haben – nicht nur in Lemms Augen – vieles gemeinsam: Da sind Schlagfertigkeit, „Chuzpe“ und schnoddrige Liebenswürdigkeit bestimmend. Zwischendurch überzeugte Lemm auch als Komponist – sein Tanz „Lechajm, Klezmorim!“ passte perfekt zur Neuinterpretation des Klassikers „Bei mir bistu shein“ im Jazz-Hot-Club-Stil. (flx)
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