
Bedrohtes Erbe an der Kleinen Donau

Förderkreis Bundesfestung fordert Erhalt alter Speicher
Neu-Ulm In die Diskussion um die Zukunft des Geländes von Lebkuchenfabrik und Flussmeisterei hat sich nun auch der Förderkreis Bundesfestung Ulm eingeschaltet – und Alarm geschlagen: Die geplante Bebauung widerspreche dem Gedanken des Denkmalschutzes und zerstöre die auf dem Gelände erhaltenen Festungsbauwerke, so der Verein in einer Pressemitteilung. Seine Forderung: Die beiden früheren Proviantmagazine müssten als Einzelbauwerke erhalten werden.
Damit wendet sich der Förderkreis gegen die Planungen der Realgrund AG, die auf dem Gelände Wohnungen errichten möchte. Der von einer Jury ausgewählte Entwurf des Architekturbüros Mühlich, Fink & Partner sieht vor, die denkmalgeschützten Magazine in die neue Bebauung zu integrieren (wir berichteten). So soll der Vorratsspeicher an der Krankenhausstraße sein derzeit vorhandenes Satteldach verlieren und stattdessen mit zwei bis fünf Stockwerken überbaut werden. Der Speicher in der Mitte des Areals soll nach den Realgrund-Plänen ebenfalls auf bis zu vier Geschosse erhöht werden.
Professor Franz Pesch vom Städtebau-Institut der Uni Stuttgart hatte bei der Vorstellung des Entwurfs, der ab Sommer realisiert werden soll, noch die gelungene Integration der denkmalgeschützten Gebäude gelobt. Ganz anders der Förderkreis Bundesfestung: Laut Sprecher Michael Hartlieb gingen durch die Überbauung Form und Struktur der Magazine gänzlich verloren. Durch den derzeitigen Zustand seien die historischen Bauten für Laien leider nicht erkennbar.
Früher Standort von Proviantamt und Festungsbauhof
Das Gelände an der Kleinen Donau hat nach Einschätzung des Förderkreises beim Bau der Bundesfestung eine wichtige Rolle gespielt. Neben dem Proviantamt befand sich auch der Festungsbauhof, in dem später zeitweise die Garnisonsverwaltung untergebracht war. Diese Gebäude wurden im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und zugunsten des Donaucenters abgebrochen. Ebenso verschwanden alle weiteren Magazine und Kasernenbauwerke.
Die geplanten baulichen Veränderungen auf dem Gelände der Lebkuchenfabrik drohen nach Einschätzung des Förderkreises ein weiteres Beispiel für den in den vergangenen Jahren oftmals unsensiblen Umgang mit dem Erbe der Bundesfestung zu werden. So bedeute die vom Investor geplante Versetzung der Einfriedungsmauer am Donauufer um einige Meter eine „unnötige Zerstörung der Originalmauer“.
Das wiege umso schwerer, als die Speicher die letzten der früher zahlreichen Infrastrukturgebäude der Bundesfestung am Neu-Ulmer Ufer seien. „Es ist schade, dass sonst nichts mehr erhalten ist“, so Hartlieb. Die Verantwortlichen in Verwaltung und Stadtrat sollten jetzt nicht wegsehen – und dem Investor klare Vorgaben zum Erhalt machen. Wie es richtig geht, sieht man laut Hartlieb an anderer Stelle in Neu-Ulm: Bei der Oldtimerfabrik Classic sei die alte Bausubstanz vorbildlich integriert. (mgo)
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