Die Fugger gaben Bubenhausen mit Weberhäusern ein Gesicht
Bubenhausen (sps) - Wenn sich die Stadt Weißenhorn als Fuggerstadt rühmt, so müsste ihr Stadtteil Bubenhausen eigentlich als Fuggerdorf in den Betrachtungen zur 500-Jahr-Feier gerühmt werden. Denn die Hauptstraße mit ihren giebelständigen Häusern ist sozusagen die Siedlung der Barchentweber, die dank fuggerscher Betriebsamkeit in Söldehäusern nach dem Kauf der Herrschaft Weißenhorn 1507 dort nach und nach aufgereiht wurden. Sie prägen bis heute das Gesicht des Dorfes.
Der 79-jährige Hubert Relovsky hat in unbändiger Fleißarbeit dafür gesorgt, dass Bubenhausen das wohl geschichtlich am besten dokumentierte Dorf des Kreises ist. Es war nicht die Liebe und Zuneigung eines Eingeborenen, nein, es war die eines "Migranten" - wie das heute mit einem Sozialschlagwort wohl heißen würde. Relovsky wurde am Fuß der Hohen Tatra in einer Deutsch sprechenden Sprachinsel geboren, kam durch Kriegswirren, Flucht der Familie und deren Vertreibung dann endlich nach Bubenhausen. Die Mundart, die dort gesprochen wurde, war ihm nicht fremd. Die kannte er aus seiner ersten Heimat. Mit Herz und Verstand ging er daran, sich die zweite Heimat zu erobern. Wo bin ich? Was sind das für Leut¿? Diese Fragen standen am Beginn der Forschertätigkeit Relovskys, der heute ein reiches Archiv über die Geschichte des Dorfes verwaltet. "Ich bin", sagt er rückblickend, "sehr positiv aufgenommen worden. So wie man sein Schicksal selbst aufnehmen muss." Er hat eine Einheimische geheiratet, hat mit ihr zwei Töchter und wohnt in einem Haus am Rand des alten Dorfkerns. Seine Frau hat darauf bestanden, dass beim Einbau einer zentralen Heizung eine Feuerstelle beibehalten wurde, sodass ein Kohle- und Holzherd in der Küche steht. Auch für Relovsky ist ein Ofenrohr Symbol: Die bleibende Erinnerung, dass in jedem Haus, aus dem aus der Stallkammer ein Ofenrohr durch das Fenster hinaus führte, eine Flüchtlingsfamilie wohnte.
"Als Flüchtling", denkt er nach, "muss man bereit sein, sich in die neue Heimat zu integrieren." Und: "Das aufblühende Vereinsleben war Ursache, dass das von Anfang an klappte." Er wurde zu Bürgermeister Heinrich Beck in den Stadtrat gewählt, wurde gar Gemeindekassierer.
Seit 1992 ist eine Kurzfassung der Geschichte von Bubenhausen in nahezu jeder Familie wohl bekannt. Zum 20-jährigen Bestehen des Waldfestes in der Sandgrube reicherte er das Programm mit den historischen Daten an, beginnend eben mit dem Ritter Adalbert von Bubenhausen, der an der Einweihung des Klosters Roggenburg teilnahm. Auf drei Seiten wird für das Fest geworben, auf drei weiteren DIN A5-Seiten rafft er das Werden des Ortes zusammen.
Als Relovsky 1946 nach Bubenhausen kam, gab es dort 219 einheimische und 214 Flüchtlinge, Vertriebene und Ausgebombte als Einwohner. Die Amerikaner hatten das Dorf ohne Kampfhandlungen eingenommen. 1948 errichteten die Bubenhausener am Lindenberg die Marienkapelle aus Dankbarkeit dafür, dass ihr Dorf von Kriegsschäden verschont geblieben war.
Markstein für Gemeinschaftsleistung
Das Gemeinschaftsleben wurde angekurbelt: 1950 gründete sich der Schützenverein, der dann 1984 den Landesschützenkönig stellen konnte. 1997 wurde das Heim eingeweiht, ein Markstein für Gemeinschaftsleistung. 1951 wurde der Veteranenverein wieder gegründet. 1957 wurde unter der Leitung des Oberlehrers Elischer die Blaskapelle ins Leben gerufen, 1989 erhielt die über 100 Jahre alte Feuerwehr ein neues Haus.
Im 1964 vollendeten neuen Schulhaus finden sich jetzt Kindergarten, Proberaum des Musikvereins und eine Turnhalle.
Die landwirtschaftliche Tätigkeit im Dorf ist rückläufig. 1946 wurden 54 landwirtschaftliche Betriebe gezählt, 2006 waren es nur noch elf. Die bauliche Entwicklung ist eher stürmisch aufstrebend: 1946 wurden 76 Häuser gezählt, dazu kommen bis 2006 135 Neubauten. Die Einwohnerzahl stieg von 408 im Jahr 1961 auf nun 670. 2005 wurde nach einer gewaltigen Leistung der Pfarrgemeinde das neue Pfarr- und Jugendhaus eingeweiht. Dass der Turm der Kirche saniert wird ist die Hoffnung der Pfarrgemeinde für das kommende Jahr.
Der Festzyklus in Bubenhausen ist fest: Scheibenfeuer, Maibaum aufstellen, Palmenweihe, Fronleichnam, Kapellenfest, auch immer noch die Wallfahrt zur Wannenkapelle als Dank für die Verschonung von Hagelschlag im Jahr 1906, Musikfest und Sandgrubenfest.
Hubert Relovsky hat ein hübsches Liebesgedicht für sein Dorf verfasst. Es endet: " z¿ Bubahausa isch schea". Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
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