"Don't forget to boogie!"
Ulm (flx) - Die legendäre Blues-Rock-Band "Canned Heat" wurde 1965 in Los Angeles gegründet, ihr Name hat sich mit dem Woodstockfestival untrennbar verbunden. Gründungsmitglieder der Band waren Bob "The Bear" Hite (Gesang), Larry Taylor (E-Bass), Henry "Sunflower" Vestine (Gitarre), Frank Cook (Schlagzeug) und Alan "Blind Owl" Wilson (Gitarre, Gesang, Mundharmonika) machten das Line-Up komplett. Bob Hite, mit dem Schlachtruf "Don't forget to boogie!" unsterblich geworden, verstarb 1981, Alan Wilson und Henry Vestine weilen ebenfalls nicht mehr unter uns. Mit Larry Taylor, Harvey Mandel und Fito De La Parra fand sich im Ulmer Zelt ein Line-up ein, dass es so seit 1970 nicht mehr gab.
Ende der 60er Jahre, als Musiker noch echte Höchstleistungen auf dem Instrument vollbringen mussten, war Canned Heat eine der explosivsten Live Bands der Hippie- und Bluesszene. Die Helden von damals sind älter geworden, natürlich, aber es gelang ihnen nahezu mühelos, eine erstaunliche Portion der alten "Hitze" ins Ulmer Zelt zu transportieren. Obwohl sie das erste Mal in Deutschland waren, fühlten sich die Herren "like home". Kein Wunder, im restlos ausverkauften Zelt spielte die Band vor Fans aus mehreren Generationen.
Alle Klassiker dabei
Wie unsterblich gut gespielter Blues ist, bewies Canned Heat vor rund 600 Menschen energisch und dynamisch. Da fehlte weder das lautstark geforderte "Alice" noch die Klassiker "On the road again", "Feel allright", "Let's work together", "World's in a tangle" und "So sad", letzteres mit sagenhaft treibenden Basslinien.
Mandels Harmonika und Taylors Bass entwickelten mit den stellenweise doppelt besetzten Drums herrlich treibende Rhythmen und mit seinen verspielten Riffs am E-Bass bewies Taylor allemal, dass Canned Heat kein Großvater-Act für Woodstock-Greise ist, sondern eine Band, die immer noch mühelos den Tanzboden zum Kochen bringt.
Im Stageduell mit Dale Spalding, Barry Levenson und Greg Cage zauberte Taylor ekstatische Läufe, spielten sie die Glanzzeit frühen Heavy Metals nach wie die des von Blues, Spiritual, Jazz und Psychedelic beeinflussten Hippie-Rocks.
Ein Konzert, das mit sagenhaftem Groove eine Ära aufleben ließ, als Musik noch von begnadeten Instrumentalisten gemacht wurde und noch nicht von Mischpulten und austauschbaren Schablonen lebte. "Thank you, Ulm", rief Mandel zu guter Letzt, als das heiße Zelt-Finale unter großem Jubel zu Ende ging. Der Schlussapplaus geriet damit nicht nur zum lautstarken Dankeschön für ein tolles Konzert, sondern auch für die Zelt-Macher, die wieder eine Saison mit durchweg gelungenen Acts stemmten. "Don't forget to boogie!" Nach diesem Abend sicher nicht.
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