Erst Eltern, dann Schwester gepflegt
Er pflegte jahrelang seine kranken Eltern, dann seine schwerbehinderte Schwester. Nun ist Josef Rau aus Holzheim für sein Engagement gegenüber seiner Familie von der bayerischen Sozialministerin Christine Haderthauer in München mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. Darauf legt er nach eigenen Angaben zwar keinen großen Wert - für ihn ist die Anerkennung jedoch ein Anlass, innezuhalten und das Erlebte noch einmal Revue passieren zu lassen: "Man wird sich bewusst, was man über die Jahre geleistet hat."
Die Fotos zeigen einen großen Saal im Sozialministerium, zehn Frauen und vier Männer sitzen in der ersten Stuhlreihe, vor ihnen ein großer Tisch mit vielen Orden. Der Holzheimer Josef Rau ist ganz rechts zu sehen, er trägt Anzug und Krawatte und blickt erwartungsvoll nach vorne zur Ministerin: "So etwas erlebt man ja nicht alle Tage", sagt der 56-Jährige. Er hat die Bilder von der Verleihung auf seinem Wohnzimmertisch ausgebreitet, sie sind gerade per Post aus München gekommen. Für seine "gelebte Nächstenliebe", so Ministerin Haderthauer, hat Rau vor Kurzem das "Verdienstkreuz am Bande, den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland" (siehe Infokasten) erhalten. "Es war ein erhebendes Gefühl", sagte er. Für ihn ist die Ehrung ein Zeichen dafür, dass "das doch nicht so ganz selbstverständlich ist, was man macht."
Seit 1984 betreut und pflegt Rau ehrenamtlich seine Schwester Zita, die mit der Erbkrankheit Trisomie zur Welt kam. Der Holzheimer erinnert sich: "Meine Eltern waren zur Zeit der Geburt bereits recht alt und mit dem Papierkram überfordert." Rau richtete 1990 im Obergeschoss seines Hauses ein behindertengerechtes Zimmer ein und nahm Mutter, Vater und Schwester bei sich auf. Dann erkrankten die Eltern nacheinander schwer. Raus Vater musste von 1993, bis zu seinem Tod drei Jahre später, gepflegt werden. Von 1997 bis 2000 dann die Mutter. Der Holzheimer erinnert sich: "Das ging fast nahtlos ineinander über." Auch Frau Helene und Tochter Daniela packten mit an. Gemeinsam wuschen, fütterten und versorgten sie ihre Familienmitglieder. Rau: "Ansonsten hätte ich das nie geschafft." Elf Jahre lebte Schwester Zita dann alleine im Obergeschoss, stets gepflegt und behütet von ihrer Familie: "Sie in ein Heim zu stecken, das ist für mich nie infrage gekommen", sagt Rau. Eine Familie müsse zusammenhalten. Auch wenn die Verantwortung manchmal drückend wurde: "Wir haben kaum Urlaub gemacht." Stets musste ein Platz in einem der begehrten Häuser für Kurzzeitpflege gefunden werden. Und dann war da das schlechte Gewissen, als man die Schwester für einige Tage ins Heim brachte. Rau erinnert sich an ihre Worte: "Josef, du holst mich doch wieder ab?" Die Folge: "Irgendwann haben wir das nicht mehr gemacht."
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