Firma Lenser bildet ihre Fachkräfte selbst aus
Senden Hubert Czech, Alexander Heinrich und Leo Kalisch haben eines gemeinsam: Sie arbeiten sich angefangen als Helfer Schritt für Schritt zu qualifizierten Kräften hoch. Ihr Arbeitgeber, die Sendener Firma Lenser Filtrationstechnik, setzt ganz bewusst auf Weiterbildung und lässt sich dies auch etliches kosten: Allein heuer waren es 172 000 Euro. Das weltweit agierende Unternehmen zählt insgesamt 360 Mitarbeiter, davon 260 in Senden. Allein 2008 haben sich 76 Beschäftigte weiter qualifiziert, sagt Geschäftsführer Raimund Doppelreiter, der gestern zusammen mit dem Memminger Arbeitsagenturchef Peter Rasmussen die Vorteile der internen Fortbildung erläuterte.
Unterschiedliche Programme
Denn die Arbeitsagenturen fördern mit unterschiedlichen Programmen die betrieblichen Maßnahmen zur Weiterbildung. Eines davon heißt "WeGebAU" und unterstützt vor allem die Weiterqualifizierung gering qualifizierter und älterer Arbeitnehmer. Allein an diesem Programm nahmen zwölf Lenser-Mitarbeiter teil. Neben der Arbeitsagentur erhält Lenser auch Hilfe vom Bildungshaus der IHK Schwaben. Denn der Filtrationsexperte muss technisch stets auf dem neuesten Stand sein, hebt Doppelreiter hervor. Man könne es sich schon aufgrund der deutschen, aber auch der asiatischen Konkurrenz schlicht nicht leisten, einen Entwicklungssprung auszulassen. Lenser ist eigenen Angaben zufolge Weltmarktführer auf seinem Gebiet. Seine Filtrationsplatten kommen in den unterschiedlichsten Bereichen zum Einsatz: von der Brauerei bis zu den größten Kunden, den Klärwerken.
Betriebsklima verbessert sich
Die aktuelle Wirtschaftskrise mache sich zwar in einem verhalteneren Auftragseingang bemerkbar, räumt Doppelreiter ein. Aufgrund der breiten Aufstellung gehe man aber von keinem Einbruch aus. "Personalabbau ist bei uns kein Thema", betont Doppelreiter, im Gegenteil. Man suche händeringend nach qualifizierten Fachkräften. Nachdem man diese nur im seltensten Fall auf dem Arbeitsmarkt finde, setzt man verstärkt auf die Weiterbildung im eigenen Haus. So habe man nur als Beispiel lange nach einem Schlosser gesucht, als man nicht fündig wurde, wurde Hubert Czech in zwei Wochen zum Schlosserhelfer qualifiziert. CNC-Einrichter Leo Kalisch machte einen CAD-Kurs und erzählt stolz, dass er nun auch selbst Programme herstellen kann und der 25-jährige Alexander Heinrich kann nach einem CNC-Kurs "viel selbstständiger arbeiten". Sowohl der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Holger Stockmann als auch sein Chef Raimund Doppelreiter sind überzeugt: Durch Weiterbildung kann nicht nur die Leistungsbereitschaft jedes Einzelnen gesteigert werden, "sie verbessert auch das Betriebsklima".
Doch diese Einsicht verbreite sich erst langsam, bedauert der Leiter der Memminger Arbeitsagentur, Peter Rasmussen: "Die Weiterbildung ist ins Hintertreffen geraten." Viel zu oft werde noch gedacht, das koste Geld und bringe nur Mehrarbeit für die Kollegen. Gehe man von durchschnittlich 45 Berufsjahren mit etwa 10 000 Arbeitstagen aus, so bilde sich der deutsche Arbeitnehmer im Schnitt nur an 50 Tagen weiter. Stiefkinder der Weiterbildung seien vor allem Ältere - und das ist in der Arbeitsagentur bereits die Gruppe 45 Jahre plus - und die gering Qualifizierten.
Dass der Wille zum Erfolg das Entscheidende ist, machte gestern der Triathlon-Profi Christian Brader deutlich: Der 28-jährige gebürtige Memminger arbeitete sich nicht nur vom Bauzeichner über die Berufsoberschule bis zum Medizintechnikstudium Ulm durch, mindestens ebenso beeindruckend ist seine sportliche Karriere, die er zuletzt mit dem 19. Platz beim Ironman Hawai 2008 krönte. Wer glaubt, ein 40-stündiges Training in der Woche reicht als Profi, irre: Auch viel Wissen gehöre dazu, angefangen von der Technik bis hin zu ernährungswissenschaftlichen Kenntnissen. Das Wichtigste sei aber, ein festes Ziel zu haben und dies nicht aus den Augen zu verlieren, erklärte der junge Mann. Das eint ihn wiederum mit Raimund Doppelreiter und seiner Lenser-Belegschaft: Der eine will an die Weltspitze, der andere möchte den Platz behalten.
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