Glücksbringer mit langer Tradition
Landkreis (boz) - Glück ist wichtig. Ohne Glück ist das Leben eine düstere Angelegenheit, ohne einen sonnigen Strahl an notwendiger Hoffnung, um weitermachen zu können. Aber weil sich das Glück nicht planen lässt, wurde der Mensch erfinderisch. Und so wuchs der Wunsch, ein bisschen oder ein bisschen mehr an Glück zumindest in den Bereich des Möglichen, ja sogar des Greifbaren zu holen. Weshalb sonst wären ein vierblättriges Kleeblatt, ein leuchtend roter Marienkäfer mit möglichst sieben schwarzen Punkten, ein rosarotes Schweinebaby oder ein Schornsteinfeger zu Symbolen dafür geworden, dass es noch etwas Überraschendes, Erfreuliches oder Unverhofftes gibt, das unsere Feier- wie Alltage aufpeppen kann und auf das wir so sehnsüchtig warten, als wäre es ein Sechser im Lotto mit Superzahl.
Um wenigstens einen Zipfel vom Glück zu erhaschen und um vom Fachmann zu erfahren, wie das mit dem Glück ist, wandte sich die NUZ an Kaminkehrer und hörte sich an, was die Experten in Sachen Glück zu dem Thema zu sagen haben. Die Bezirkskaminkehrermeister Klaus Nitsche (Buch) und Heinrich Schlagbaum (Vöhringen) standen Rede und Antwort - nicht ohne darauf hinzuweisen, dass auch sie Glück brauchen, wenn sie fast bei jedem Wetter auf Leitern und Dächern unterwegs sind.
Wenn sie dann wieder auf der Erde sind, sieht es anders aus. "Da kommen die Menschen auf uns zu", berichtet Heinrich Schlagbaum über die gängigen Rituale. "Sie berühren uns, drehen an einem Knopf, spucken über unsere Schulter oder küssen uns auch schon mal auf die Wange." Selbst auf die Gefahr hin, neben dem Glück auch ein bisschen Ruß abzubekommen, der von der Berufskleidung der Schonsteinfeger nun mal nicht wegzudenken ist. Auf jeden Fall ist jedermann, der ein bisschen abergläubisch ist, glücklicher einen "schwarzen Mann" auf der Straße zu sehen als eine schwarze Katze. Ab und an, so berichten die beiden, werden Kaminkehrer sogar als Glücksbringer zu Trauungen gebeten. "Zum Glück kostenlos", wie sie betonen.
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