Konzert: Wenn Klassik und Jazz sich umarmen

Schon die Einstimmung der Instrumente geriet beim Quartett „Passo Avanti“ im historischen Sommerrefektorium des Klosters Roggenburg zum Aperitif eines musikalischen Menüs, welches vom begeisterten Publikum mit stürmischem Beifall quittiert wurde. In virtuoser Speisenfolge servierten die vier Musikanten Alexander von Hagke (Klarinette), Felix Weber (Violine), Alex Jung (Gitarre) und Eugen Bazijan (Cello) Händel, Strauss, Verdi, Saint-Saëns, Debussy, Mozart, Brahms und Bach in ungewohnt spannender Interpretation.

Sinnlich und stürmisch umarmten sich Jazz und Klassik. Die wienerische Tritsch-Tratsch-Polka zeigte südländisches Bein und die Arie „Libiamo“ aus „La Traviata“ vergaß in ihrer verjazzten Fröhlichkeit fast ihr opernhaftes Benehmen. In einer ohrwurmverdächtigen Eigenkomposition Alexander von Hagkes entführte dieser mit seiner Bassklarinette in den schwedischen Landstrich Skane, bevor „Passo Avanti“ den Schwan in Saint-Saens „Karneval der Tiere“ wie eine verzauberte Fee durch den Raum schweben ließen. „Jazz mich Radetzky“ bat Strauss – und nie wurde der Kavallerie fröhlicher der Marsch geblasen. Man saß zwischen den Stühlen der Stile und trotzdem hielt es die Zuhörer vor Begeisterung kaum auf den Sitzen.

Das Kunststück der Symbiose von Klassik und Jazz war nur möglich, weil es von Künstlern geformt wurde, deren Instrumentenbehandlung von profihafter Selbstverständlichkeit und notenloser Leichtigkeit geprägt war.

Alle vier Musikanten sind als Solisten Preisträger bedeutender Wettbewerbe, lehren an Musikhochschulen, konzertierten mit namhaften Sinfonieorchestern und konzertieren mit hochkarätigen Ensembles oder Jazzgrößen wie Klaus Doldinger. „Delikatessen“ ist der Titel ihrer neuen CD und was sie in Roggenburg servierten, war Gang für Gang ein Hörgenuss. Auch nach der Zugabe von Chopins Prélude in d-moll wollten die Bravo-Rufe nicht verstummen. (mde)

des Roggenburger Sommers ist heute, Mittwoch, der Auftritt der Gruppe Zwirbeldirn im Klostergasthof. Beginn ist um 20 Uhr.