
Unichor: Neustart mit bekannten Klängen

Bei seinem ersten Konzert nach dem Abschied seines Gründers überzeugt der Chor der Universität Ulm mit sakralen Werken. Auch ein Streicherensemble wird bejubelt.
40 Jahre lang sang der Ulmer Universitätschor unter seinem Gründer Albrecht Haupt – bis der inzwischen 88-Jährige die Leitung nach dem Sommersemester 2017 an seinen Sohn Manuel Sebastian abgab. Der 33-Jährige gab in der Pauluskirche sein erstes Konzert mit dem Ensemble: Kontinuität und Erneuerung gleichzeitig, denn auf dem Programm standen mit Mozarts „Piccolomini-Messe“ und mit Marc-Antoine Charpentiers „Te Deum“ zwei bekannte Werke der Wiener Klassik und des Barock auf dem Programm.
Dazwischen führte das mit vier Violinen besetzte Streichquartett „VielSaitig“ ein „Quartetto per 4 violini“ der polnischen Komponistin Grazyna Bacewicz auf, einer der bedeutendsten Vertreterinnen der musikalischen Moderne in Polen. Vier Frauen, vier Violinen: Die drei Sätze des 1949 entstandenen und den Studenten des Musikkonservatoriums Lodz gewidmeten Violin-Quartetts werden stehend gespielt und weisen eine sehr eigenständige und komplexe Klangsprache auf, die das Publikum in der Besetzung durch Tanja Kull, Verena Westphal, Kristina Fuchs und Stela Bunea in der Pauluskirche begeistert bejubelte.
Das Hauptthema des Präludiums aus Marc-Antoine Charpentiers barockem „Te Deum“ dürfte eine der bekanntesten Melodien des 20. Jahrhunderts sein, wurde es doch in dieser Zeit zur Erkennungsmelodie von Eurovisionsübertragungen im Fernsehen. Das „Te deum“ selbst ist aber weit mehr als nur das instrumentale Vorspiel: Der Universitätschor, die vier Solisten Marianne Altstetter (Sopran), Agnes Schmauder (Alt), Christian Zenker (Tenor) und Florian Schmitt-Bohn (Bass) und das – weitgehend aus Mitgliedern der Camerata Ulm besetzte – Kammerorchester „La Quinta“ interpretierten die barocke Stilistik gekonnt; schade nur, dass Schmitt-Bohn in seiner Artikulation des lateinischen Textes praktisch keine Unterschiede zwischen „d“- und „t“-Lauten machte.
Mozarts Missa brevis (KV 258) entstand zu einer Zeit, als Messen noch ausschließlich für die Verwendung in der Gottesdienst-Liturgie geschaffen wurden und noch keine konzertant aufgeführte eigene Gattung darstellten. Diese Messe, auch als „Piccolomini-Messe“ bezeichnet, komponierte Mozart als 20-Jähriger zur Bischofsweihe des Reichsgrafen Ignaz Franz Stanislaus von Spaur, die im Dom von Brixen stattfand. Die Feierlichkeit des Werkes hoben vor allem die Pauken (Jonathan Frey) und die Bläser des Kammerorchesters hervor. Eindrucksvoll und temporeich interpretiert, aber ohne getragenes Pathos erfreuten die Messteile das Publikum; besonders emotional erklang das „Cruxificus etiam“ (aus dem Credo-Teil) von Chor und Solisten unmittelbar vor der Darstellung des Gekreuzigten im Chorraum der Pauluskirche.
Viel Beifall am Ende gab es für alle Akteure.
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