Wenn nette Niederländer nerven
Senden Die Fußball-Weltmeisterschaft stellt das gutnachbarschaftliche Verhältnis auf eine schwere Probe. Dabei ist die niederländische Familie von nebenan echt wahnsinnig nett. Nein wirklich. Immer freundlich, hilfsbereit, gut gelaunt. Annelies Meijer ist genauso hübsch und blond wie Frau Antje, die einst im Werbefernsehen den Käse aus Holland brachte. Sie spricht so putzig wie der unvergessene Rudi Carrell. Doch wie ihre wohlgeratenen Kinder Luuk (21) und Hanneke (19) - sie ist nun mal eine waschechte Holländerin. In der Wolle oranje gefärbt. Die meiste Zeit ist das ja auch gar kein Problem. Aber die Niederländer sind eben die schärfsten Rivalen der Deutschen auf dem Fußballplatz. Noch ist nicht vergessen, wie Frank Rijkard unseren Rudi Völler bespuckt und was Marco van Basten mit dem deutschen Trikot angestellt hat.
Die aktuelle Oranje-Mannschaft, das muss man ihr lassen, glänzt in Südafrika mit Technik und Spielkultur. Heute geht es im Achtelfinale gegen die Slowakei. Und Familie Meijer von nebenan fiebert mit - ganz unverhohlen, ohne Rücksicht auf deutsche Gefühle. Die orangefarbenen Blusen und T-Shirts - die reinste Provokation. Sogar die Knabbernüsschen sind orangefarben. Die Handtücher hängen rot, weiß und blau auf der Wäscheleine, angeordnet wie die Nationalflagge. In der Nachbarschaft dröhnt eine Vuvuzela wenn Holland spielt. Luuk ist der Hauptverdächtige. Dass seine Mutter das durchgehen lässt - unmöglich. Schließlich leitet sie doch eine private Musikschule, das Celia-Institut in Senden. Da müsste sie doch gegen so einen Krach etwas haben. Hanneke geht heute sogar ganz ungeniert im Holland-Look zur Schule, gibt zu, dass sie Klassenkameraden und Lehrer gerne neckt. "Wenn wir Weltmeister werden, müssen die alle vor mir niederknien", lacht sie.
Völkerverständigung nicht gefährdet
Auch Luuk hat Oberwasser in diesen Tagen: "Orange trägt nur die Müllabfuhr - solche Sprüche sind doch nur ein Zeichen von Neid." Gern und oft verweist er darauf, dass die jüngsten Erfolge des deutschen Rekordmeisters FC Bayern München auch eine niederländische Handschrift tragen. Ob die Bayern ohne Trainer Louis van Gaal sowie die Spieler Mark van Bommel und Arjen Robben wohl genauso gut wären? Immerhin, Annelies Meijer sieht die Völkerverständigung durch die Fußball-WM nicht gefährdet. Zwischen Deutschen und Holländern, da laufe es doch eigentlich ganz gut. Nur noch bei der Kriegsgeneration seien die Vorbehalte gegen die Deutschen spürbar. Die Rivalität beim Fußball, das sei doch eher ein Fall von "Was sich liebt, das neckt sich."
Sie selbst fühle sich seit 23 Jahren in Deutschland pudelwohl. Ach, irgendwie muss man sie doch mögen, die Holländer von nebenan. Und dann sagt Hanneke auch noch, dass sie sich gestern mit Deutschland gefreut hat. Vielleicht wird sich das nachbarschaftliche Verhältnis ja wieder einrenken. Doch was passiert nur, wenn das Finale Deutschland gegen Holland heißt?
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