Kiichiro Ogawa in Ulm: Sein Werk ist eine kreisrunde Sache
Der japanische Künstler hat sich mit seinem Atelier im Schuhhaussaal eingerichtet. Seine Arbeitsweise - über der Leinwand schwebend - zeigt er bis zum 19. März.
Als Künstler ist Kiichiro Ogawa noch gar nicht so lange tätig: Mit 45 Jahren wurde dem Japaner, der 1970 in Osaka geboren wurde, klar: Ich will als Maler arbeiten. Im Ulmer Kunstverein entführt er vom 5. März bis zum 19. März in seine Welt; die Vernissage – mit Livepainting - findet bereits diesen Samstag, 4. März, um 18 Uhr statt. Das Zentrum von Kiichiro Ogawas Ausstellung „Guru – Guru: berührt – verführt“ ist ein Atelier im Schuhhaussaal. Hier arbeitet der Künstler während der Dauer der Ausstellung, die Atmosphäre des historischen Raumes soll sein Schaffen beeinflussen.
Kiichiro Ogawas große Arbeiten entstehen am Boden, seine Malgeräte berühren die Leinwand nie. Das macht bei gebückter Haltung Rückenschmerzen, gibt er unumwunden zu. Deshalb hat er sich eine Seil-Aufhängung gebaut, mit der er über dem Werk schwebend arbeiten kann. Arbeiten bedeutet ihm vor allem, Kreise – oft in verschiedenen Farben mehrschichtig übereinander – auf die Leinwand zu bringen, die er früher nur in Weiß, Schwarz oder Rot bemalt hatte, heute auch mit anderen starken Farben wie einem leuchtenden Blau.
"Guru Guru" bedeutet im Japanischen: Immer und immer wieder im Kreis
„Guru Guru“, erklärt er, „ist in der japanischen Sprache ein onomatopoetisches Wort, das man zum Beispiel benützt, wenn Kinder Kreise malen.“ Immer und immer wieder im Kreis – das ist "Guru Guru". Ist es ein Auge, das da entsteht? Ein Auge, das der Betrachter anschaut, und das den Betrachter anblickt? Und beschützt, wie man es in Japan interpretiert? Oder eine Galaxie? Kiichiro Ogawa findet: „Die Hauptarbeit passiert im Kopf des Betrachters. Was der Kopf aus dem Drehen macht.“
Der Japaner malt auf Kostüme für Bühnen, er malt auf Taschen, Leinwände oder auch Gebäude. Ganz nebenbei entstehen auch bunte Farbmuster auf seiner Kleidung und auf seinen Sandalen, ungewollt, aber durch die Arbeit mit den Farben erscheint das selbst fast schon als Kunst. Bei seinen Kreisen geht der Farbauftrag relativ schnell, doch dann folgt die Phase des Trocknens, und dann der nächste drehende Farbauftrag. Nie ist vorher bestimmt, ob eine Kreislinie fein oder breit sein wird, denn dieser Farbauftrag geschieht nicht mit mehr oder weniger feinen Pinseln, sondern mittels Holzlatten. Er verwendet vor allem Wandfarbe und Pigmente.
Kiichiro Ogawa will in Ulm zeigen: Jeder kann ein Künstler sein
Mit seinem absichtslosen, unterbewussten Konzept „Malen in der Luft“ will Kiichiro Ogawa dem Publikum sagen: Jeder Mensch kann ein Künstler sein. Wichtig ist ihm, dass man ihm beim Prozess des Entstehens der Kunst zusehen kann – wie jetzt beim Ulmer Kunstverein im Schuhhaussaal. Im Lauf der Ausstellung wird er eine große Leinwand bemalen; auch die Rahmen für sein Tun schafft er selbst. Die Titel seiner Bilder, erzählt er, sind oft beeinflusst von der Musik, die er beim Malen gerade hört. Was er möchte, drückt Kiichiro Ogawa so aus: „Ich möchte möglichst viele Menschen ermutigen, sich als Künstler auszuprobieren.“ In Berührung kommen mit Kunst – und verführt werden, sie selbst auszuüben.
Öffnungszeiten: Die Ausstellung im Schuhhaussaal ist Mittwoch bis Freitag von 14 bis 18 Uhr und an Wochenenden von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
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